Auswirkungen des Rauchens auf den Körper: Was passiert beim Rauchen einer Zigarette?

Das Rauchen einer Zigarette setzt über 7.000 chemische Stoffe frei, die fast jedes Organ im Körper schädigen. Von Lungenkrebs bis Herzkrankheiten – die Auswirkungen sind gravierend und oft lebensbedrohlich.

Stephan Wäsche
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Zigaretten enthalten über 7.000 Giftstoffe, darunter Nikotin, Teer, Kohlenmonoxid, Blei und Arsen. Diese schädigen Lunge, Herz und Gefäße, erhöhen das Krebsrisiko und führen zu vielen chronischen Krankheiten.© Foto: fongbeerredhot (freepik)

Rauchen, insbesondere der Konsum von Zigaretten, ist eine der am weitesten verbreiteten schädlichen Gewohnheiten weltweit. Trotz des Wissens über die zahlreichen Gesundheitsrisiken greifen viele Menschen weiterhin regelmäßig zur Zigarette. Der Prozess des Rauchens und die dabei freigesetzten chemischen Substanzen haben tiefgreifende Auswirkungen auf fast jedes Organ des Körpers.

Die Chemie des Zigarettenrauchs

Zigarettenrauch besteht aus einer komplexen Mischung von über 7.000 chemischen Verbindungen, von denen mindestens 70 als krebserregend gelten. Die Hauptbestandteile sind Nikotin, Teer, Kohlenmonoxid und zahlreiche Schwermetalle wie Cadmium und Blei. Viele dieser Substanzen wirken toxisch auf den Körper und sind für die langfristigen Schäden verantwortlich, die mit dem Rauchen verbunden sind.

Nikotin: Die süchtig machende Substanz

Nikotin ist die primäre psychoaktive Substanz im Tabak und der Hauptgrund für die Sucht, die das Rauchen so schwer aufzugeben macht. Wenn eine Zigarette geraucht wird, wird das Nikotin schnell in den Blutkreislauf aufgenommen, erreicht das Gehirn innerhalb weniger Sekunden und löst dort die Freisetzung von Neurotransmittern wie Dopamin aus, die ein Gefühl von Vergnügen und Entspannung vermitteln. Dieser Prozess ist der Schlüssel zur Entstehung der Abhängigkeit.

Teer: Der krebserregende Stoff

Teer ist eine klebrige, schwarze Substanz, die sich in den Lungen ablagert und zahlreiche krebserregende Chemikalien enthält. Langfristige Einwirkung von Teer auf die Atemwege führt zu schweren Schäden, einschließlich einer erhöhten Anfälligkeit für Lungenkrebs und chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD). Teer kann auch Zellen in den Atemwegen schädigen, was die natürliche Fähigkeit des Körpers, sich vor Infektionen zu schützen, beeinträchtigt.

Kohlenmonoxid: Ein geruchloses, giftiges Gas

Kohlenmonoxid (CO) ist ein geruchloses, farbloses Gas, das den Sauerstofftransport im Blut beeinträchtigt. Es bindet sich an Hämoglobin, das Protein in den roten Blutkörperchen, das normalerweise Sauerstoff durch den Körper transportiert. Da Kohlenmonoxid eine stärkere Bindung an Hämoglobin eingeht als Sauerstoff, führt das Rauchen zu einer verminderten Sauerstoffzufuhr zu den Organen, was auf lange Sicht zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einer Vielzahl anderer gesundheitlicher Probleme führen kann.

Schwermetalle und andere Toxine

Zusätzlich zu den oben genannten Stoffen enthält Zigarettenrauch Schwermetalle wie Cadmium, Arsen und Blei. Diese Metalle können sich im Körper ansammeln und zu einer Vielzahl von Gesundheitsproblemen führen, darunter Nierenschäden, Krebs und Schäden am Nervensystem.

Was passiert im Körper, wenn man eine Zigarette raucht?

Um die Auswirkungen des Rauchens auf den Körper besser zu verstehen, ist es sinnvoll, den Weg des Zigarettenrauchs und seiner Bestandteile durch den Körper zu verfolgen, von dem Moment, in dem der Rauch inhaliert wird, bis zu den langfristigen Folgen, die durch den wiederholten Konsum entstehen.

Der erste Zug – Inhalation und Aufnahme in die Lunge

Sobald der Raucher an einer Zigarette zieht, wird der Rauch direkt in den Mund und anschließend in die Atemwege gezogen. Der Rauch besteht aus festen Partikeln und gasförmigen Substanzen, die über die Schleimhäute des Mundes und der Atemwege aufgenommen werden. Die Mundschleimhaut und die Bronchien (die Hauptverzweigungen der Luftröhre in die Lungen) sind mit Zellen bedeckt, die in direktem Kontakt mit den schädlichen Chemikalien des Zigarettenrauchs kommen.

Die feinen Flimmerhärchen (Zilien), die normalerweise Schleim und Fremdstoffe aus der Lunge herausbefördern, werden durch den Rauch geschädigt. Dadurch kann die Lunge sich nicht mehr effektiv gegen Schmutzpartikel, Viren und Bakterien wehren. Langfristig führt dies zu einer Anhäufung von Schleim und erhöht die Wahrscheinlichkeit für Infektionen und chronische Erkrankungen wie chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) und Bronchitis.

Aufnahme von Kohlenmonoxid und Sauerstoffbindung

Eine der gefährlichsten Komponenten des Zigarettenrauchs ist Kohlenmonoxid (CO). Dieses farb- und geruchlose Gas bindet sich stärker an Hämoglobin (den Sauerstoffträger im Blut) als Sauerstoff. Dadurch wird die Sauerstofftransportkapazität des Blutes verringert. Da das Herz und die Organe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden, kommt es zu einer erhöhten Belastung des Herz-Kreislauf-Systems. Kurzfristig führt dies zu erhöhter Müdigkeit und Atemnot, langfristig zu ernsthaften Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Angina Pectoris und einem erhöhten Risiko für Herzinfarkte.

Nikotin und das zentrale Nervensystem

Wie bereits erwähnt, gelangt Nikotin nach dem Inhalieren schnell ins Gehirn. Innerhalb von etwa 10 Sekunden nach dem Zug an einer Zigarette setzt Nikotin seine Wirkung frei. Im Gehirn aktiviert es das sogenannte Belohnungssystem, was zu einem raschen Anstieg von Dopamin führt. Dieser Effekt wird von den meisten Rauchern als angenehm und entspannend empfunden.

Allerdings führt diese Dopaminfreisetzung auch zur Toleranzentwicklung. Je öfter jemand raucht, desto weniger Dopamin wird freigesetzt, sodass der Raucher immer mehr Nikotin benötigt, um denselben positiven Effekt zu erzielen. Dies führt zu einer Suchtspirale, die für viele Raucher schwer zu durchbrechen ist.

Darüber hinaus aktiviert Nikotin auch das sympathische Nervensystem, was zur Freisetzung von Adrenalin führt. Dieses „Kampf- oder Flucht“-Hormon erhöht kurzfristig die Herzfrequenz und den Blutdruck und bewirkt eine Verengung der Blutgefäße. Diese physiologischen Veränderungen können langfristig zu einer Belastung des Herz-Kreislauf-Systems führen.

Auswirkungen auf die Blutgefäße und das Herz

Zigarettenrauch verursacht eine unmittelbare Verengung der Blutgefäße, eine sogenannte Vasokonstriktion. Nikotin und die anderen Chemikalien im Rauch greifen die Innenwände der Blutgefäße an und fördern die Bildung von Atherosklerose, einer Krankheit, bei der sich Fett und Plaques an den Arterienwänden ablagern. Diese Ablagerungen verengen die Blutgefäße, was den Blutfluss erschwert und zu einer Minderversorgung des Gewebes mit Sauerstoff führt.

Das Herz muss als Folge härter arbeiten, um Blut durch diese verengten Gefäße zu pumpen, was langfristig zu Bluthochdruck (Hypertonie) und einer Verdickung des Herzmuskels führen kann. Diese erhöhte Belastung kann Herzinfarkte (Myokardinfarkte) und Schlaganfälle begünstigen. In Kombination mit der verringerten Sauerstoffaufnahme aufgrund des Kohlenmonoxids im Blut erhöht sich das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erheblich.

Schädigung des Immunsystems

Das Immunsystem wird durch das Rauchen erheblich beeinträchtigt. Die zahlreichen Giftstoffe im Zigarettenrauch unterdrücken die Funktion der Immunzellen und schwächen so die körpereigenen Abwehrmechanismen. Raucher sind daher anfälliger für Infektionen, insbesondere der Atemwege, und leiden häufiger unter Lungenentzündungen und chronischer Bronchitis.

Außerdem führt das Rauchen zu einer erhöhten Aktivität von Entzündungsmediatoren, was bedeutet, dass der Körper in einem ständigen Zustand der leichten Entzündung ist. Dieser Zustand trägt zur Entwicklung von chronischen Krankheiten bei und erhöht das Risiko für Autoimmunerkrankungen.

Langfristige Auswirkungen des Rauchens

Während viele der oben beschriebenen Effekte unmittelbar nach dem Rauchen einer Zigarette auftreten, sind die langfristigen Auswirkungen des Rauchens weitaus gravierender. Im Folgenden werden einige der schwerwiegendsten Gesundheitsfolgen des langfristigen Zigarettenkonsums beschrieben.

Lungenkrebs und andere Krebsarten

Rauchen ist die Hauptursache für Lungenkrebs, die tödlichste Krebsart weltweit. Zigarettenrauch enthält zahlreiche krebserregende Substanzen (Karzinogene), darunter Benzol, Formaldehyd und Polonium-210. Diese Substanzen verursachen DNA-Schäden in den Lungenzellen, was zur Entstehung von Tumoren führen kann.

Lungenkrebs ist jedoch nicht die einzige Krebsart, die durch Rauchen verursacht wird. Raucher haben ein erhöhtes Risiko, an Mund-, Rachen-, Kehlkopf-, Speiseröhren-, Magen-, Bauchspeicheldrüsen-, Blasen- und Nierenkrebs zu erkranken. Das Rauchen von Zigaretten beeinträchtigt praktisch jedes Organ im Körper und erhöht das allgemeine Krebsrisiko erheblich.

Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)

COPD ist eine fortschreitende Erkrankung, die durch eine Verengung der Atemwege und eine Schädigung des Lungengewebes gekennzeichnet ist. Es handelt sich um einen Überbegriff für Krankheiten wie chronische Bronchitis und Lungenemphysem. Rauchen ist der Hauptverursacher von COPD, und die Krankheit entwickelt sich meist nach Jahren des Tabakkonsums.

Bei COPD-Patienten wird die Atmung immer schwieriger, da die geschädigten Lungenbläschen (Alveolen) nicht mehr in der Lage sind, ausreichend Sauerstoff in den Blutkreislauf zu transportieren. Die Lebensqualität von Betroffenen ist stark eingeschränkt, und die Krankheit kann letztlich tödlich verlaufen.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Wie bereits erwähnt, hat Rauchen erhebliche Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System. Langfristig führt es zu einer Verhärtung und Verengung der Arterien (Atherosklerose), was das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) erhöht. Auch das Risiko für plötzlichen Herztod ist bei Rauchern deutlich erhöht.

Unfruchtbarkeit und Schwangerschaftskomplikationen

Bei Männern kann das Rauchen die Spermienqualität beeinträchtigen, was zu Unfruchtbarkeit führen kann. Die durch das Rauchen verursachten Schäden betreffen sowohl die Anzahl als auch die Beweglichkeit der Spermien und können das Risiko für genetische Schäden erhöhen.

Frauen, die rauchen, haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko für Unfruchtbarkeit und Schwangerschaftskomplikationen. Rauchen während der Schwangerschaft erhöht das Risiko für Fehlgeburten, Frühgeburten und Geburtsfehler beim Kind. Kinder von Raucherinnen haben zudem ein erhöhtes Risiko, später selbst gesundheitliche Probleme wie Asthma und Allergien zu entwickeln.

Hautalterung und andere ästhetische Effekte

Zigarettenrauch beeinträchtigt die Durchblutung der Haut und zerstört das Kollagen – ein Protein, das für die Elastizität und Festigkeit der Haut verantwortlich ist. Dies führt zu einer vorzeitigen Hautalterung, was sich in Form von Falten, schlaffer Haut und einem fahlen Teint zeigt. Zudem neigen Raucher häufiger zu Zahnverfärbungen, Zahnverlust und Mundgeruch, was ebenfalls die ästhetische Erscheinung negativ beeinflusst.

Rauchen aufhören: Der Heilungsprozess beginnt

Der Körper beginnt, sich fast unmittelbar nach dem Rauchstopp zu erholen, unabhängig davon, wie lange jemand geraucht hat. Bereits innerhalb weniger Stunden verbessern sich die Herzfrequenz und der Sauerstoffgehalt im Blut. In den folgenden Wochen bis Monaten bessert sich die Lungenfunktion, und das Risiko für Herzinfarkte beginnt zu sinken.

Langfristig kann der Rauchstopp das Risiko für viele durch das Rauchen verursachte Krankheiten erheblich reduzieren. Das Risiko für Lungenkrebs bleibt jedoch erhöht, insbesondere bei Personen, die über viele Jahre geraucht haben.

Zusammenfassung

Das Rauchen einer Zigarette hat tiefgreifende Auswirkungen auf den gesamten Körper, von der Lunge über das Herz-Kreislauf-System bis hin zum Gehirn. Die unmittelbaren Effekte des Rauchens wie die Freisetzung von Nikotin und die Schädigung der Lunge sind gut dokumentiert, aber die langfristigen Folgen – einschließlich Krebs, Herzkrankheiten und Atemwegserkrankungen – sind besonders schwerwiegend. Das Wissen um diese Gesundheitsrisiken ist von entscheidender Bedeutung, um die schädlichen Auswirkungen des Rauchens zu verstehen und Präventionsmaßnahmen zu ergreifen. Ein Rauchstopp ist der effektivste Weg, um diese Risiken zu minimieren und die Gesundheit zu erhalten.

Quellen

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