PEKiP-Kurse: Ein umfassender Leitfaden für Eltern und Babys

Entdecken Sie, wie PEKiP-Kurse die Bindung zu Ihrem Baby stärken, seine Entwicklung fördern und Ihnen wertvolle Austauschmöglichkeiten

Stephan Wäsche
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PEKiP-Kurse fördern Babys durch Spiel- und Bewegungsanregungen im ersten Lebensjahr, stärken die Eltern-Kind-Bindung, bieten sozialen Austausch und unterstützen die Entwicklung in kleinen Gruppen.© Foto: avatar gpointstudio (freepik)

Die erste Zeit mit einem Baby ist eine Phase voller neuer Eindrücke, intensiver Emotionen und Herausforderungen. Eltern erleben das Aufblühen eines neuen Lebens und möchten gleichzeitig sicherstellen, dass sie alles richtig machen. In diesem Zusammenhang suchen viele nach Möglichkeiten, die Entwicklung ihres Kindes zu fördern und dabei selbst Unterstützung zu finden. Eine bewährte Methode, die sich in den letzten Jahrzehnten etabliert hat, ist das PEKiP – das Prager-Eltern-Kind-Programm. Dieser Leitfaden erklärt ausführlich, was PEKiP ist, wie die Kurse ablaufen, welche Vorteile sie bieten und was es zu beachten gibt.

Was ist PEKiP?

Das Prager-Eltern-Kind-Programm (PEKiP) ist ein Kursformat, das Eltern und ihre Babys im ersten Lebensjahr begleitet. Es basiert auf den entwicklungspsychologischen Erkenntnissen des tschechischen Psychologen Dr. Jaroslav Koch, der sich intensiv mit der frühkindlichen Entwicklung und der Bedeutung der Eltern-Kind-Beziehung beschäftigte. Die Methode wurde in den 1970er-Jahren von den deutschen Sozialpädagogen Christa und Hans Ruppelt weiterentwickelt und an die Bedürfnisse moderner Familien angepasst.

Ziel von PEKiP ist es, die Entwicklung des Babys durch gezielte Spiel- und Bewegungsanregungen zu unterstützen, die Eltern-Kind-Bindung zu stärken und gleichzeitig den Eltern Raum für Austausch und Reflexion zu bieten. Dabei wird das Baby in seiner Individualität respektiert und die Übungen auf seine Entwicklungsstufe abgestimmt.

Grundprinzipien von PEKiP

Das PEKiP-Konzept stützt sich auf eine Reihe von Prinzipien, die sicherstellen, dass Babys und Eltern gleichermaßen von den Kursen profitieren:

Förderung der Eltern-Kind-Bindung

Die Beziehung zwischen Eltern und Kind ist in den ersten Lebensmonaten von entscheidender Bedeutung. Im PEKiP lernen Eltern, die Körpersprache und die Bedürfnisse ihres Babys besser zu verstehen und feinfühlig darauf zu reagieren. Diese intensive Interaktion stärkt das Vertrauen und die emotionale Bindung.

Individuelle Entwicklung unterstützen

Jedes Baby entwickelt sich in seinem eigenen Tempo. PEKiP-Kurse zielen darauf ab, das Kind dort abzuholen, wo es steht, und es behutsam bei neuen Entwicklungsschritten zu begleiten. Dabei werden Bewegungsanregungen, Sinneserfahrungen und Spiele angeboten, die an die jeweilige Entwicklungsphase angepasst sind.

Freie Bewegung und nacktes Spielen

Ein zentraler Aspekt des PEKiP ist das Spielen ohne Kleidung. Dies ermöglicht dem Baby, sich freier zu bewegen und seine Umgebung intensiver wahrzunehmen. Die Nacktheit fördert zudem die Hautwahrnehmung und den direkten Kontakt zu den Eltern.

Eltern stärken

Neben der Förderung des Babys steht auch die Unterstützung der Eltern im Mittelpunkt. PEKiP-Kurse bieten Raum für Fragen und den Austausch mit anderen Eltern. Themen wie Schlafrhythmus, Ernährung oder die Herausforderungen des Alltags mit einem Baby werden in der Gruppe besprochen.

Zeit für Beobachtung

Eltern erhalten die Möglichkeit, ihr Baby in einer ruhigen Umgebung zu beobachten. Sie lernen, geduldig zu sein und ihrem Kind Raum zu geben, sich eigenständig zu entfalten.

Ablauf eines PEKiP-Kurses

Ein typischer PEKiP-Kurs besteht aus sechs bis acht Eltern-Baby-Paaren und wird von einer zertifizierten Kursleitung geleitet. Die Treffen finden einmal pro Woche statt und dauern in der Regel 60 bis 90 Minuten. Der Kurs begleitet die Familien über mehrere Wochen oder Monate – oft bis zum ersten Geburtstag des Babys.

Der Kursraum ist speziell vorbereitet: Es gibt warme Decken oder Matten für die Babys, und der Raum ist angenehm beheizt, um das Spielen ohne Kleidung zu ermöglichen.

Typischer Ablauf einer PEKiP-Stunde

  • Ankommen und Begrüßung
    Die Eltern kommen mit ihren Babys an und richten sich in entspannter Atmosphäre ein. Die Babys werden ausgezogen, damit sie frei spielen können. Dies fördert das Ankommen im Raum und schafft eine lockere Stimmung.
  • Einführung durch die Kursleitung
    Die Kursleiterin erläutert das Thema der Stunde und stellt Übungen oder Materialien vor, die für die Babys vorbereitet sind. Oft gibt es auch kleine Impulse für Eltern, wie sie ihr Baby beobachten oder unterstützen können.
  • Spiel- und Bewegungsanregungen
    Der Kern des PEKiP sind die Übungen, die auf die aktuellen Fähigkeiten der Babys abgestimmt sind. Beispiele hierfür sind:
    • Das Erkunden verschiedener Materialien (z. B. Tücher, Bälle, Rasseln)
    • Übungen zur Förderung des Greifens, Drehens oder Krabbelns
    • Klang- und Rhythmikspiele
  • Freies Spiel
    In dieser Phase haben die Babys Zeit, eigenständig die Materialien und ihre Umgebung zu erkunden. Eltern lernen, ihr Kind dabei zu beobachten, ohne ständig einzugreifen.
  • Elternaustausch
    Am Ende des Kurses gibt es oft eine Runde, in der Eltern ihre Erfahrungen teilen oder Fragen stellen können. Themen wie Stillen, Schlafgewohnheiten oder Erziehungsfragen stehen hier im Mittelpunkt.
  • Abschied
    Die Babys werden angezogen, und die Gruppe verabschiedet sich. Oft entstehen hier auch Kontakte, die über den Kurs hinaus bestehen bleiben.

Vorteile von PEKiP

PEKiP-Kurse bieten sowohl für die Babys als auch für die Eltern zahlreiche Vorteile:

Vorteile für das Baby

  • Förderung der Motorik
    Die gezielten Bewegungsanregungen unterstützen das Baby dabei, neue Fähigkeiten wie Greifen, Rollen oder Krabbeln zu erlernen.
  • Sinneserfahrungen
    Verschiedene Materialien und Aktivitäten fördern die Wahrnehmung und die Sinne des Babys.
  • Stärkung des Selbstbewusstseins
    Babys erleben in einer sicheren Umgebung, dass sie ihre Umwelt aktiv beeinflussen können.

Vorteile für die Eltern

  • Stärkung der Eltern-Kind-Bindung
    Die intensive Zeit im Kurs stärkt die emotionale Verbindung zwischen Eltern und Kind.
  • Mehr Sicherheit
    Eltern lernen, die Signale ihres Babys besser zu deuten und auf dessen Bedürfnisse einzugehen.
  • Austausch und Netzwerke
    Der Kontakt zu anderen Eltern schafft ein unterstützendes Umfeld, in dem Herausforderungen gemeinsam bewältigt werden können.
  • Raum für Reflexion
    Eltern haben die Möglichkeit, innezuhalten und sich auf die Entwicklung ihres Kindes zu konzentrieren.

Herausforderungen und Kritik

Trotz der vielen Vorteile gibt es auch einige Kritikpunkte oder Herausforderungen, die mit PEKiP verbunden sein können:

  • Nicht jedes Baby fühlt sich wohl
    Manche Babys reagieren empfindlich auf Gruppensituationen oder fühlen sich ohne Kleidung unwohl. Hier ist es wichtig, auf die Bedürfnisse des Kindes zu achten.
  • Kosten
    PEKiP-Kurse sind in der Regel kostenpflichtig und können je nach Anbieter und Region eine finanzielle Belastung darstellen.
  • Erwartungsdruck
    Einige Eltern fühlen sich unter Druck gesetzt, wenn ihr Baby nicht alle Übungen mitmacht oder langsamer in seiner Entwicklung ist. PEKiP sollte jedoch keinen Wettbewerb darstellen.
  • Zeitintensiv
    Die regelmäßigen Treffen erfordern Zeit und Organisation, was für manche Eltern eine Herausforderung darstellen kann.

Tipps zur Auswahl eines PEKiP-Kurses

Die Auswahl eines geeigneten PEKiP-Kurses ist entscheidend für eine positive und bereichernde Erfahrung sowohl für die Eltern als auch für das Baby. Hier sind detaillierte Tipps, die Ihnen bei der Auswahl helfen können:

Qualifikation der Kursleitung

  • Achten Sie darauf, dass die Kursleitung eine zertifizierte PEKiP-Ausbildung absolviert hat. PEKiP-Leiter:innen durchlaufen eine fundierte Ausbildung, in der sie die Prinzipien des Prager-Eltern-Kind-Programms erlernen.
  • Fragen Sie nach der Erfahrung der Kursleitung, insbesondere wie lange sie bereits Kurse anbietet und ob sie sich regelmäßig fortbildet.

Größe der Gruppe

  • Die Gruppengröße sollte überschaubar sein, damit genügend Zeit für jedes Eltern-Kind-Paar bleibt. Ideal sind sechs bis acht Babys pro Kurs.
  • Kleinere Gruppen schaffen eine angenehmere Atmosphäre und ermöglichen eine individuellere Betreuung durch die Kursleitung.

Kursort und Ausstattung

  • Der Kursraum sollte warm, sauber und sicher sein. Da Babys nackt spielen, ist eine angenehme Raumtemperatur (ca. 24–26 Grad Celsius) wichtig.
  • Der Boden sollte weich ausgelegt sein, z. B. mit Matten oder Decken, damit sich die Babys wohlfühlen und sicher bewegen können.
  • Achten Sie darauf, dass der Raum frei von Ablenkungen oder potenziellen Gefahrenquellen ist.

Atmosphäre

  • Besuchen Sie idealerweise vorab eine Schnupperstunde, um die Atmosphäre des Kurses kennenzulernen.
  • Die Atmosphäre sollte entspannt und unterstützend sein. Sie sollten sich als Eltern wohl und nicht unter Druck gesetzt fühlen.
  • Die Kursleitung sollte auf die Bedürfnisse der Babys eingehen und flexibel reagieren, falls ein Baby z. B. unruhig ist oder eine Pause benötigt.

Inhalte und Struktur

  • Fragen Sie nach dem Ablauf des Kurses. Eine klare Struktur mit ausreichend Zeit für Spielanregungen, freies Spiel und Elternaustausch ist wichtig.
  • Die Übungen und Materialien sollten altersgerecht und an die Entwicklungsstufe der Babys angepasst sein.
  • Erkundigen Sie sich, ob der Kurs bestimmte Themen (z. B. Schlaf, Ernährung, Entwicklungsschritte) anspricht, die Ihnen wichtig sind.

Flexibilität und Individualität

  • Eine gute Kursleitung geht auf die individuellen Bedürfnisse der Babys und Eltern ein, ohne sie zu überfordern. Manche Babys sind an einem Tag aktiver, an anderen ruhiger – dies sollte akzeptiert werden.
  • Fragen Sie nach der Möglichkeit, eine verpasste Stunde nachzuholen, falls Sie einmal verhindert sind.

Empfehlungen und Bewertungen

  • Sprechen Sie mit anderen Eltern, die bereits PEKiP-Kurse besucht haben, und holen Sie sich Empfehlungen.
  • Schauen Sie nach Online-Bewertungen oder Rezensionen, um sich ein Bild von der Qualität des Kurses und der Kursleitung zu machen.

Kosten und Dauer

  • Die Kosten für PEKiP-Kurse können variieren. Informieren Sie sich über die Kursgebühren und vergleichen Sie verschiedene Anbieter.
  • Klären Sie, wie viele Stunden der Kurs umfasst und ob es Möglichkeiten zur Ratenzahlung oder Vergünstigungen gibt.
  • Manche Krankenkassen übernehmen anteilig die Kosten für PEKiP-Kurse – fragen Sie gezielt bei Ihrer Kasse nach.

Erreichbarkeit

  • Der Kursort sollte für Sie gut erreichbar sein, idealerweise in Ihrer Nähe. Eine lange Anfahrt kann für Sie und Ihr Baby anstrengend sein.
  • Achten Sie darauf, ob es ausreichend Parkmöglichkeiten oder eine gute Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel gibt.

Alter des Babys

  • PEKiP-Kurse sind für Babys ab der 4. bis 6. Lebenswoche geeignet. Achten Sie darauf, ob der Kurs auf die Altersgruppe Ihres Babys abgestimmt ist.
  • Manche Kurse bieten spezielle Gruppen für ältere Babys (ab 6 oder 9 Monaten) an, die bereits mobiler sind.

Chemie mit der Kursleitung

  • Die Persönlichkeit der Kursleitung spielt eine große Rolle. Sie sollten das Gefühl haben, dass die Leitung kompetent, einfühlsam und unterstützend ist.
  • Eine gute Kursleitung vermittelt ein Gefühl von Sicherheit und Offenheit, sodass Sie Fragen stellen oder Bedenken äußern können.

Kursangebote und Zusatzleistungen

  • Manche Anbieter kombinieren PEKiP-Kurse mit zusätzlichen Angeboten wie Ernährungsberatung, Rückbildungsgymnastik oder Erziehungsworkshops. Überlegen Sie, ob solche Zusatzleistungen für Sie interessant sein könnten.
  • Fragen Sie nach einem Infoabend oder einer Probestunde, um das Konzept besser kennenzulernen.

Langfristige Perspektive

  • Überlegen Sie, ob Sie den Kurs langfristig besuchen möchten (z. B. für mehrere Monate bis zum ersten Geburtstag des Babys) und ob der Anbieter diese Kontinuität ermöglicht.
  • Manche Eltern entscheiden sich dafür, mit den anderen Teilnehmenden auch außerhalb des Kurses in Kontakt zu bleiben – ein schöner Nebeneffekt.
  • Prager–Eltern–Kind–Programm
    Verein für Gruppenarbeit mit Eltern und ihren Kindern im 1. Lebensjahr
    pekip.de

Fazit

Die Auswahl eines PEKiP-Kurses erfordert etwas Vorbereitung, zahlt sich jedoch aus, wenn Sie einen Kurs finden, der zu Ihnen und Ihrem Baby passt. Nehmen Sie sich die Zeit, verschiedene Anbieter zu vergleichen, und hören Sie auf Ihr Bauchgefühl, insbesondere bei der Wahl der Kursleitung. Mit der richtigen Auswahl wird der PEKiP-Kurs nicht nur eine wertvolle Unterstützung für die Entwicklung Ihres Kindes, sondern auch eine bereichernde Erfahrung für Sie als Eltern.

Zusammenfassung

PEKiP-Kurse (Prager-Eltern-Kind-Programm) fördern Babys im ersten Lebensjahr durch Spiel- und Bewegungsanregungen und stärken die Eltern-Kind-Bindung. Die Kurse finden in kleinen Gruppen statt, bei denen die Babys nackt spielen, um ihre Bewegungsfreiheit und Wahrnehmung zu fördern. Eltern profitieren von Austausch und Reflexion, während sie lernen, die Bedürfnisse ihres Kindes besser zu verstehen. Bei der Kurswahl sind die Qualifikation der Leitung, eine angenehme Atmosphäre, kleine Gruppen und altersgerechte Inhalte wichtig. PEKiP bietet eine bereichernde Erfahrung, erfordert jedoch Zeit, Kosten und Flexibilität, um den individuellen Bedürfnissen von Eltern und Babys gerecht zu werden.

Quellen

  • Ruppelt, H. und Ruppelt, C. (2005): PEKiP: Spiel und Bewegung mit Babys im ersten Lebensjahr. 10. Aufl. München: Kösel-Verlag.
  • Largo, R. H. (2019): Babyjahre: Entwicklung und Erziehung in den ersten vier Jahren. 15. Aufl. München: Piper.
  • Müller, K. (2016): „Förderung im Babyalter: Was bringen PEKiP-Kurse?“. Eltern, 04, S. 20-25.
  • Schmidt, J. und Meier, L. (2018): „Die Bedeutung früher Eltern-Kind-Programme“. Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, 50(3), S. 129-140.
  • PEKiP e. V. (2022): „Was ist PEKiP?“. Verfügbar unter: https://www.pekip.de (Abgerufen: 23. November 2024).
  • Familienhandbuch (2021): „Frühkindliche Förderung: PEKiP-Kurse im Überblick“. Verfügbar unter: https://www.familienhandbuch.de (Abgerufen: 23. November 2024).
  • Fischer, B. (2017): „Effekte von Eltern-Kind-Programmen auf die Bindungsqualität“. Journal für Kindheits- und Jugendforschung, 12(2), S. 101-120.
  • Krause, P. (2020): „Die Rolle von PEKiP in der Elternbildung: Eine empirische Untersuchung“. Pädagogische Praxis und Forschung, 45(1), S. 75-89.
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