Gründungsgeschichte des Deutschen Gemeinschafts-Diakonieverbands (DGD)

Der Deutsche Gemeinschafts-Diakonieverband (DGD), 1922 von Theophil Krawielitzki gegründet, vereint evangelische Diakonie, Mission und Gemeinschaft. Er prägt bis heute soziale und missionarische Arbeit in Deutschland und weltweit.

Stephan Wäsche
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1899 gründete Pfarrer Blazejewski in Borken ein evangelisches Schwesternhaus und die Arbeit begann mit einer kleinen Gruppe von vier Frauen, die sich im Pfarrhaus von Borken unter seiner Leitung zusammenfanden© Foto: Stephan Wäsche (Medirio)

Die Geschichte des Deutschen Gemeinschafts-Diakonieverbands (DGD) beginnt im ostpreußischen Dorf Borken. Hier gründete Pfarrer Carl Ferdinand Blazejewski am 20. Oktober 1899 ein Gemeinschafts-Schwesternhaus, das den Grundstein für eine bedeutende evangelische Schwesternschaft legte. Nach seinem plötzlichen Tod übernahm Pfarrer Theophil Krawielitzki das Werk, welches rasch wuchs. Bereits 1909 wurden Missionare entsandt und weitere Mutterhäuser im In- und Ausland gegründet. Die Bewegung lebt bis heute im Deutschen Gemeinschafts-Diakonieverband fort.

Gründer: Carl Ferdinand Blazejewski

Am 20. Oktober 1899 wurde im beschaulichen ostpreußischen Dorf Borken bei Bartenstein ein Werk ins Leben gerufen, das die Landschaft der evangelischen Diakoniebewegung nachhaltig prägen sollte. Pfarrer Carl Ferdinand Blazejewski gründete auf Anweisung des Brüderrates der ostdeutschen Gemeinschaftsbewegung in seinem Pfarrhaus ein Gemeinschafts-Schwesternhaus, das als Keimzelle einer der bedeutendsten evangelischen Schwesternschaften in Deutschland und darüber hinaus gelten darf.

Die ersten vier Schwestern: Der Beginn eines Lebens im Dienst Gottes

Im Jahr 1899 begann die Arbeit mit einer kleinen Gruppe von vier Frauen, die sich im Pfarrhaus von Borken unter der Leitung des Pfarrerehepaares Blazejewski zusammenfanden. Ihre Berufung war klar: Sie wollten ihr Leben in den Dienst Gottes und ihrer Mitmenschen stellen. Diese Frauen formierten sich zu einer Glaubens-, Lebens- und Dienstgemeinschaft, die sich festen Regeln unterwarf. Damit war die Grundlage für eine evangelische Schwesternschaft gelegt, die sich in den kommenden Jahrzehnten weit über die Landesgrenzen hinaus entfalten sollte.

Ein Leben in Gemeinschaft: Diakonie und Evangelisation als zentrale Säulen

Die Zeit war reif für eine solche Initiative. Viele Menschen suchten nach Möglichkeiten, ihre religiösen Überzeugungen praktisch zu leben und sich im Namen Gottes für ihre Mitmenschen einzusetzen. In der Schwesternschaft fanden sie die Möglichkeit, das gemeinsame Leben (Gemeinschaft) zu pflegen und durch praktische Hilfstätigkeiten, inspiriert durch den christlichen Glauben, anderen Menschen zu dienen (Diakonie). Gleichzeitig hatten die Schwestern das Ziel, die frohe Botschaft Jesu Christi zu verkünden (Evangelisation), und suchten intensiv nach Wegen, dies umzusetzen. Diese Mischung aus Diakonie und Evangelisation sollte später zum Markenzeichen der Bewegung werden.

Der Tod Blazejewskis und die Fortführung des Werkes durch Theophil Krawielitzki

Doch das noch junge Werk wurde durch einen tragischen Schicksalsschlag erschüttert. Nur ein halbes Jahr nach der Gründung verstarb Pfarrer Blazejewski unerwartet. Am Grab seines Freundes stand Pfarrer Theophil Krawielitzki tief bewegt und stellte sich die Frage, wie die begonnene Arbeit weitergeführt werden könnte. Bald wurde Krawielitzki gebeten, das Werk zu übernehmen und die Arbeit der Diakonissen fortzuführen.

Umzug nach Vandsburg und der Aufstieg des Werkes

Ende des Jahres 1900 siedelten die inzwischen sieben Diakonissen von Borken in das Pfarrhaus von Krawielitzki nach Vandsburg (heute Więcbork, Polen) um. In den folgenden sechs Jahren leitete Krawielitzki sowohl die Gemeinde in Vandsburg als auch das wachsende Mutterhaus. Doch das aufstrebende Diakonissenwerk forderte zunehmend seine ganze Aufmerksamkeit, sodass er 1906 beschloss, sein Pfarramt niederzulegen, um sich vollständig der Mutterhausleitung zu widmen – eine Berufung, die er als göttlichen Auftrag empfand.

Zu diesem Zeitpunkt war die Schwesternschaft bereits auf fast 300 Frauen angewachsen, was die Dringlichkeit verdeutlichte, sich auf diese Aufgabe zu konzentrieren. Die Schwesternschaft breitete sich nicht nur in der Region, sondern auch über Landesgrenzen hinweg aus.

Die Expansion: Gründungen in Marburg und das Aufblühen der weltweiten Diakonie

Im Jahr 1908 verlegte Krawielitzki seinen Wohnsitz nach Marburg in Hessen, wo ein weiteres Mutterhaus gegründet wurde. Ein Jahr später folgte die Gründung des Brüderhauses Tabor, das heute als theologisches Seminar bekannt ist, sowie eines weiteren Mutterhauses in Gunzenhausen in Bayern. Besonders bemerkenswert ist, dass Krawielitzki die Diakonie in erster Linie als missionarischen und erwecklichen Dienst verstand. So sandte er bereits 1909 die erste Diakonissin als Missionarin nach China – ein mutiger Schritt, dem bald weitere folgten. Missionare und Diakonissen, die im Brüderhaus Tabor ausgebildet wurden, begannen, sich weltweit in der Verbreitung des Evangeliums und in der sozialen Fürsorge zu engagieren.

Der Höhepunkt der Bewegung und die Gründung des Deutschen Gemeinschafts-Diakonieverbandes (DGD)

Die Expansion der Diakoniebewegung setzte sich in den folgenden Jahren unaufhaltsam fort. Neue Mutterhäuser entstanden, neue Arbeitsfelder wurden erschlossen, und immer mehr Menschen entschieden sich, Teil dieser wachsenden Gemeinschaft zu werden. Die Bereitschaft, für den Glauben Opfer zu bringen und sich bedingungslos für das Werk einzusetzen, war groß.

Im Jahr 1920 gründete Krawielitzki ein weiteres Mutterhaus in Elbingerode (Sachsen-Anhalt). Zwei Jahre später, 1922, rief er den Deutschen Gemeinschafts-Diakonieverband (DGD) ins Leben, in dem die verschiedenen deutschen Mutterhäuser, das Brüderhaus Tabor sowie weitere Einrichtungen zusammengefasst wurden. Der Sitz der Zentrale befindet sich bis heute in Marburg an der Lahn.

Fazit: Ein Werk von bleibender Bedeutung

Die Gründung des Gemeinschafts-Schwesternhauses im kleinen ostpreußischen Dorf Borken mag auf den ersten Blick unscheinbar erscheinen, doch sie legte den Grundstein für eine Bewegung, die nicht nur in Deutschland, sondern weltweit Früchte trug. Die Vision von Pfarrer Blazejewski und später von Theophil Krawielitzki, ein Leben in Gemeinschaft, Diakonie und Evangelisation zu führen, inspirierte Tausende von Menschen, sich in den Dienst Gottes und ihrer Mitmenschen zu stellen. Bis heute prägt der Deutsche Gemeinschafts-Diakonieverband das diakonische und missionarische Wirken in Deutschland und darüber hinaus – ein lebendiges Zeugnis der Kraft des Glaubens und des Engagements Einzelner.

Quelle

  • Anfaenge — Deutscher Gemeinschafts-Diakonieverband (DGD) e.V., Marburg (ohne Datum) Dgd.org. Verfügbar unter: https://www.dgd.org/ueber-uns/anfaenge/ (Zugegriffen: 25. September 2024).
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