Ein Cast, auch als Kunststoffverband bezeichnet, ist eine medizinische Vorrichtung, die häufig zur Immobilisation von gebrochenen Knochen und anderen Verletzungen des Bewegungsapparates verwendet wird. Er wird in der Regel aus einem speziellen Kunstharzmaterial hergestellt, das nach der Aktivierung durch Wasser aushärtet.
Definition
Ein Cast (Kunststoffverband) ist ein medizinischer Verband aus Glasfaser- oder Polyestergewebe, das mit reaktivem Harz imprägniert ist. Nach Aktivierung durch Wasser härtet er aus und immobilisiert den betroffenen Bereich. Casts sind leichter und stabiler als Gipsverbände, oft wasserfest und röntgendurchlässig. Sie bieten hohen Patientenkomfort, sind aber anfällig für Druckstellen und erfordern spezielle Fertigkeiten für die richtige Anwendung.
Materialien und Eigenschaften
Der klassische Cast besteht aus einer Trägerschicht aus Glasfaser- oder Polyestergewebe, das mit einem reaktiven Harz (meistens Polyurethan) imprägniert ist. Diese Materialien zeichnen sich durch ihre Leichtigkeit und ihre hohe Stabilität nach der Aushärtung aus. Im Vergleich zu herkömmlichen Gipsverbänden bieten Kunststoffverbände mehrere Vorteile:
- Leichtgewicht
Casts sind deutlich leichter als Gipsverbände, was den Patientenkomfort erheblich steigert. - Stabilität
Nach der Aushärtung bietet der Cast eine hervorragende Stabilität und Unterstützung des verletzten Bereichs. - Wasserresistenz
Einige Cast-Materialien sind wasserfest, was die Körperpflege für den Patienten erleichtert. - Radioluzenz
Im Gegensatz zu Gipsverbänden sind viele Casts röntgendurchlässig, was eine bessere Beurteilung der Knochenheilung ohne das Entfernen des Verbands ermöglicht.
Indikation
Casts werden in der medizinischen Versorgung zur Immobilisation von Körperteilen bei verschiedenen Indikationen eingesetzt. Zu den häufigsten Indikationen gehören:
- Frakturen
Stabilisierung von Knochenbrüchen, um eine korrekte Heilung zu gewährleisten. - Sehnen- und Bänderverletzungen
Unterstützung und Ruhigstellung nach Verletzungen oder Operationen an Sehnen oder Bändern. - Postoperative Immobilisation
Sicherstellung der Heilung nach chirurgischen Eingriffen am Bewegungsapparat. - Arthritische Erkrankungen
Vorübergehende Ruhigstellung bei entzündlichen Prozessen oder Deformitäten. - Weichteilverletzungen
Schutz und Unterstützung von verletztem Gewebe, um Heilung zu fördern.
Anwendung und Technik
Die Applikation eines Casts erfordert spezifische Fertigkeiten und Kenntnisse. Zunächst wird der betroffene Bereich mit einem Baumwollpolster (wie Polsterwatte) umwickelt, um Hautreizungen und Druckstellen zu vermeiden. Danach wird der Cast in lauwarmem Wasser aktiviert, was das enthaltene Harz zur Reaktion bringt. Nach der Aktivierung wird der Cast auf den verletzten Bereich aufgebracht und modelliert, um eine optimale Passform und Unterstützung zu gewährleisten.
Während der Aushärtungszeit, die typischerweise 3 bis 7 Minuten dauert, ist es wichtig, den Cast in der richtigen Position zu halten, um Verformungen zu vermeiden. Die Aushärtungszeit kann durch die Temperatur des Wassers beeinflusst werden; wärmeres Wasser beschleunigt den Prozess, während kälteres Wasser die Aushärtung verlangsamt. Im Allgemeinen ist ein Castverband nach ca. 20 – 30 Min. belastbar.
Cast-Typen
Es gibt verschiedene Typen von Casts, die je nach Indikation und Anforderungen des Patienten eingesetzt werden. Hier zählen vor allen:
- Short Arm Cast (Unterarmgips)
Deckt den Unterarm von knapp unterhalb des Ellenbogens bis zum Handgelenk ab. Wird häufig bei Handgelenks- und Unterarmfrakturen eingesetzt. - Long Arm Cast (Oberarmgips)
Reicht vom Oberarm bis zum Handgelenk. Wird bei Frakturen des Ellenbogens, des Unterarms und bei komplexeren Verletzungen verwendet, bei denen eine stärkere Immobilisation notwendig ist. - Short Leg Cast (Unterschenkelgips)
Deckt das Bein von knapp unterhalb des Knies bis zu den Zehen ab. Häufig eingesetzt bei Frakturen des Sprunggelenks oder des Mittelfußes. - Long Leg Cast (Oberschenkelgips)
Reicht vom Oberschenkel bis zu den Zehen. Wird bei komplexeren Frakturen des Unterschenkels oder des Knies verwendet, um eine umfassendere Immobilisation zu gewährleisten. - Walking Cast (Gehgips)
Ein modifizierter Short oder Long Leg Cast, der mit einer speziellen Sohle ausgestattet ist, die das Gehen ermöglicht. Häufig nach einigen Wochen der Heilung verwendet, wenn eine Teilbelastung erlaubt ist. - Thumb Spica Cast (Daumenspica-Gips)
Deckt den Daumen und das Handgelenk ab und reicht bis zum Unterarm. Verwendet bei Verletzungen des Daumens oder des Kahnbeins. - Shoulder Spica Cast (Schulterspica-Gips)
Immobilisiert den gesamten Arm und einen Teil des Brustkorbs. Wird bei schweren Schulterverletzungen oder postoperativ zur Stabilisierung verwendet. - Hip Spica Cast (Hüftspica-Gips)
Deckt das Becken und ein oder beide Beine ab. Wird bei schweren Hüft- und Oberschenkelfrakturen oder bei Kindern mit Hüftdysplasie eingesetzt. - Body Cast (Rumpfgips)
Deckt den gesamten Rumpf ab und wird bei schweren Wirbelsäulenverletzungen oder komplexen Frakturen des Brustkorbs verwendet.
Intrinsic Cast
Ein intrinsischer Cast (oder intrinsic Cast im Englischen) ist eine spezielle Art von Cast, der so angelegt wird, dass die natürliche Ruheposition der Hand oder des Fußes in die Form des Casts integriert wird. Dabei wird die anatomisch korrekte Position der Gelenke berücksichtigt, um die natürliche Ausrichtung von Knochen, Sehnen und Muskeln zu unterstützen.
Intrinsic Plus Cast
Der Intrinsic Plus Cast, auch als Funktionsstellungsgips oder Intrinsic-Plus-Stellung bekannt, ist ein spezieller Gipsverband, der verwendet wird, um die Hand in einer sogenannten „Schreibhand-Position“ zu immobilisieren. Diese Position wird als funktionell optimal angesehen, um langfristige Beweglichkeit und Funktionalität der Hand zu erhalten, insbesondere nach Verletzungen oder Operationen.
Vorteile und Nachteile
Casts bieten zahlreiche Vorteile, insbesondere in Bezug auf Stabilität, Komfort und Hygiene, und sind eine fortschrittliche Alternative zu Gipsverbänden. Allerdings sind sie auch mit höheren Kosten und spezifischen Risiken verbunden, die eine sorgfältige Überwachung und in manchen Fällen spezielle Handhabung erfordern.
Vorteile
- Leichtgewicht
Casts sind deutlich leichter als herkömmliche Gipsverbände, was den Tragekomfort für den Patienten erheblich verbessert. Dies kann besonders bei langen Tragezeiten oder bei größeren Verletzungen vorteilhaft sein. - Höhere Stabilität:
Casts bieten nach der Aushärtung eine sehr hohe Stabilität und Festigkeit, was eine effektive Immobilisierung des betroffenen Körperteils gewährleistet. - Wasserresistenz
Einige Cast-Materialien sind wasserfest, was bedeutet, dass Patienten mit einem solchen Verband duschen können, ohne den Cast entfernen oder ersetzen zu müssen. Dies erleichtert die Körperpflege erheblich. - Radioluzenz
Viele Casts sind röntgendurchlässig, was es ermöglicht, die Heilung des Knochens ohne das Entfernen des Verbands zu überwachen. Dies erleichtert die Diagnostik und kann die Anzahl der notwendigen Röntgenaufnahmen reduzieren. - Ästhetische Vielfalt
Casts sind in verschiedenen Farben und manchmal sogar in Mustern erhältlich. Besonders bei Kindern oder ästhetisch bewussten Patienten kann dies einen positiven Einfluss auf die Akzeptanz des Verbands haben. - Schnelle Aushärtung
Casts härten in der Regel innerhalb weniger Minuten aus, was eine schnelle Stabilisierung des verletzten Bereichs ermöglicht.
Nachteile
- Kosten
Casts sind in der Regel teurer als herkömmliche Gipsverbände, sowohl in Bezug auf das Material als auch auf die Anwendungsprozesse. - Fehlende Anpassungsfähigkeit
Einmal ausgehärtet, kann ein Cast nicht mehr angepasst werden. Bei Schwellungen oder Rückgang von Schwellungen kann dies zu Problemen führen, da der Verband nicht mehr richtig sitzt und Druckstellen verursachen kann. - Risiko von Druckstellen
Wenn ein Cast zu fest angelegt wird, kann dies zu Druckstellen, Blasenbildung oder sogar Hautnekrosen führen. Dies erfordert sorgfältige Überwachung und gegebenenfalls eine frühzeitige Entfernung des Casts. - Wärmeentwicklung während der Aushärtung
Beim Aushärten des Casts kann es zu einer gewissen Wärmeentwicklung kommen, die bei empfindlichen Patienten Unbehagen verursachen könnte. - Entfernung erfordert spezielles Werkzeug
Die Entfernung eines Casts erfordert eine spezielle Cast-Säge, die nicht in allen Situationen verfügbar sein könnte. Unsachgemäße Handhabung der Säge kann zudem zu Verletzungen führen, obwohl dies bei geschultem Personal selten ist. - Eingeschränkte Atmungsaktivität
Obwohl einige moderne Cast-Materialien luftdurchlässig sind, bieten sie oft nicht die gleiche Atmungsaktivität wie herkömmliche Gipsverbände. Dies kann bei längerem Tragen zu Hautirritationen oder Feuchtigkeitsansammlungen führen. - Durchblutungsstörungen
Bei unsachgemäßer Anlage kann es zu einer Einschränkung der Blutzirkulation kommen, was eine sofortige ärztliche Intervention erfordert. - Allergene Reaktionen
Patienten können auf die Cast-Materialien allergisch reagieren. Dies betrifft insbesondere die Kunstharze (wie Polyurethan), die in den Verbänden verwendet werden. Allergische Reaktionen können sich durch Hautrötungen, Juckreiz, Schwellungen oder in schweren Fällen durch Blasenbildung und Hautausschläge äußern.
Entfernung des Casts
Das Entfernen eines Casts erfolgt mittels einer speziellen Cast-Säge, die so konstruiert ist, dass sie den harten Cast durchschneidet, ohne die Haut des Patienten zu verletzen. Diese Säge vibriert, anstatt zu rotieren, und schneidet nur das feste Material. Nach dem Schneiden wird der Cast vorsichtig abgelöst, und die Haut darunter wird inspiziert, um sicherzustellen, dass keine Druckstellen oder Hautschäden vorliegen.
Training und Schulung
Für medizinisches Fachpersonal ist eine umfassende Schulung im Umgang mit Casts unerlässlich. Dazu gehört das Erlernen der richtigen Anlagetechnik, die Beurteilung von Risiken und Komplikationen sowie der sichere Umgang mit den verwendeten Materialien und Werkzeugen. Viele Kliniken bieten spezialisierte Schulungen an, um sicherzustellen, dass die Fachkräfte immer auf dem neuesten Stand der Technik sind.
Zusammenfassung
Casts sind eine wesentliche Komponente der modernen Frakturbehandlung und bieten viele Vorteile gegenüber herkömmlichen Gipsverbänden. Ihre richtige Anwendung und Handhabung erfordert spezifisches Wissen und Fähigkeiten, um sicherzustellen, dass sie den bestmöglichen Nutzen für den Patienten bieten. Medizinisches Fachpersonal sollte kontinuierlich geschult werden, um mit den neuesten Entwicklungen in diesem Bereich vertraut zu bleiben und eine optimale Patientenversorgung zu gewährleisten.
Quellen
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