Essen – Am 20. September 2024 kam es gegen 15 Uhr im Elisabeth-Krankenhaus in Essen zu einem gewaltsamen Übergriff auf das medizinische Personal. Dieser Vorfall begann, als Angehörige eines Patienten, der während einer Behandlung verstarb, mit extremer Aggression auf die Todesnachricht reagierten. Laut Polizei griffen die Angehörigen sofort das medizinische Personal an, traten Türen ein, beschädigten medizinische Geräte und schlugen auf mehrere Krankenhausmitarbeiter ein.
Auslöser der Gewalt
Die Auseinandersetzung eskalierte, als sich sechs Mitarbeitende des Krankenhauses schützend einmischten und versuchten, ihre Kollegen zu unterstützen. Eine 23-jährige Mitarbeiterin erlitt so schwere Verletzungen, dass sie stationär behandelt werden musste. Insgesamt wurden sechs Angestellte verletzt.
Der Angriff begann, nachdem der Gesundheitszustand des Patienten sich während der Behandlung verschlechtert hatte und er schließlich verstarb. Die Angehörigen reagierten aggressiv, als sie von der behandelnden Ärztin über den Tod informiert wurden. Der Hauptverdächtige ist ein 41-jähriger Mann mit türkischer und libanesischer Staatsangehörigkeit, der inzwischen festgenommen, aber später wieder freigelassen wurde.
Reaktionen und Konsequenzen
Die Reaktionen auf den Vorfall waren heftig. Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen verurteilte die Gewalt und betonte, dass der Verlust eines nahen Angehörigen keine Entschuldigung für solches Verhalten sei. Er kündigte an, sich persönlich mit dem betroffenen Krankenhauspersonal zu treffen und betonte, dass die Stadtgesellschaft geschlossen hinter dem medizinischen Personal stehe.
Auch der Verlust eines nahen Angehörigen entschuldigt oder rechtfertigt nicht ein solches Verhalten oder gar einen Angriff auf Krankenhauspersonal und ein Krankenhaus. Ich verurteile das aufs Schärfste. Jetzt sind Staatsanwaltschaft und Gerichte gefordert, darauf eine klare Antwort zu geben.
Thomas Kufen, Essener Oberbürgermeister
Auch die Ärztekammer Nordrhein äußerte scharfe Kritik und sprach von einem alarmierenden Trend zunehmender Gewalt gegen Gesundheits- und Rettungskräfte. Dr. Sven Dreyer, Präsident der Ärztekammer, verurteilte die Tat und forderte umfassende Maßnahmen sowohl juristischer als auch präventiver Art, um solche Vorfälle in Zukunft zu verhindern.
Verbindung zur Clankriminalität
Die Polizei untersucht derzeit, ob der Vorfall Verbindungen zur sogenannten Clankriminalität hat, da der Hauptverdächtige aus einer Familie stammt, die in der Vergangenheit bereits in Straftaten verwickelt war. Der Begriff “Clankriminalität” ist allerdings umstritten, da Kritiker befürchten, dass dieser Begriff Menschen mit Migrationshintergrund stigmatisieren könnte.
Eine Sonderkommission zur Bekämpfung der Clankriminalität wurde eingerichtet, um den Vorfall weiter zu untersuchen und mögliche andere Beteiligte zu identifizieren. Es wird auch geprüft, ob es zu weiteren Auseinandersetzungen zwischen den Familienmitgliedern und dem medizinischen Personal gekommen ist.
Gewalt gegen medizinisches Personal: Ein wachsendes Problem?
Der Vorfall in Essen steht in einem größeren Kontext zunehmender Gewalt gegen medizinisches Personal in Deutschland. Laut einer Studie des Deutschen Krankenhausinstituts im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft gaben 73 Prozent der befragten Krankenhäuser an, dass die Zahl der Übergriffe in den letzten fünf Jahren gestiegen ist. Die Hauptgründe für die Gewalt seien oft lange Wartezeiten, der durch Stress und Schmerz verursachte Zustand der Patienten sowie der generelle Verlust von Respekt gegenüber Klinikpersonal.
Insgesamt zeigt der Fall in Essen nicht nur die Brutalität eines Einzelfalls, sondern auch eine besorgniserregende gesellschaftliche Entwicklung. Gewalt gegen Menschen, die in Gesundheitsberufen tätig sind, nimmt zu, und es wird von allen Seiten verstärkte Prävention und schärfere juristische Konsequenzen gefordert, um das Personal zu schützen.
Ausblick und Präventionsmaßnahmen
Als Reaktion auf den Vorfall plant das Elisabeth-Krankenhaus, schärfere Sicherheitsvorkehrungen einzuführen. Zugangskontrollen sollen in Zukunft dafür sorgen, dass potenziell gewaltbereite Personen gar nicht erst in sensible Krankenhausbereiche gelangen. Darüber hinaus wird es Gespräche mit den Mitarbeitenden geben, um deren Sicherheit und Arbeitsumfeld zu verbessern.
Zusammenfassend zeigt der Vorfall in Essen, dass Gewalt gegen medizinisches Personal ein ernstzunehmendes Problem ist, das nicht nur strafrechtlich verfolgt, sondern auch durch präventive Maßnahmen wie Sicherheitskonzepte und Respektkampagnen angegangen werden muss.
Quellen
- Ärztekammer Nordrhein. (2024). Ärztekammer Nordrhein verurteilt Angriff auf Mitarbeiter einer Essener Klinik. [online] Available at: https://www.aekno.de [Accessed 23 Sep. 2024].
- Evangelische Zeitung. (2024). Angehörige verprügeln Krankenhausmitarbeiter in Essen. [online] Available at: https://www.evangelische-zeitung.de [Accessed 23 Sep. 2024].
- ProSieben. (2024). Angriff auf Klinikpersonal in Essen ist Fall von Clan-Kriminalität. [online] Available at: https://www.prosieben.de [Accessed 23 Sep. 2024].
- t-online. (2024). Elisabeth-Klinik Essen: Besucher greift Mitarbeiter an – Festnahme. [online] Available at: https://www.t-online.de [Accessed 23 Sep. 2024].
- Antenne NRW. (2024). Ermittler ordnen Klinik-Angriff der Clankriminalität zu. [online] Available at: https://www.antenne.nrw [Accessed 23 Sep. 2024].