COPD – Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung

COPD ist eine chronische Lungenerkrankung, oft durch Rauchen verursacht. Symptome wie Atemnot und Husten erfordern frühzeitige Diagnose und Therapie.

Stephan Wäsche 50 Aufrufe
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Typische COPD-Symptome sind Atemnot (anfangs bei Belastung, später in Ruhe), chronischer Husten, zäher Auswurf, pfeifende Atemgeräusche und Brustenge. Fortgeschrittene Stadien führen zu Müdigkeit und Gewichtsverlust.© Foto: ALPA PROD (Shutterstock)

Chronic Obstructive Pulmonary Disease (COPD) ist eine chronische, fortschreitende Lungenerkrankung, die durch eine anhaltende Verengung der Atemwege gekennzeichnet ist. Diese Verengung resultiert aus einer Kombination von Entzündungen in den Atemwegen und der Zerstörung des Lungengewebes (Emphysem). COPD ist weltweit eine der führenden Ursachen für Morbidität und Mortalität und stellt eine erhebliche Belastung für das Gesundheitssystem dar.

Chronisch obstruktive Lungenerkrankung
Synonym
COLD (Chronic Obstructive Lung Disease), CORD, COAD
Ausprache (IPA)
[t͡seːʔoːpeːˈdeː]
Abkürzung
COPD
ICD-Klassifikation
J44

Definition

Die Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist eine fortschreitende, chronische Erkrankung der Atemwege, die durch eine anhaltende Verengung der Atemwege gekennzeichnet ist. Ursache sind Entzündungen und Gewebeschäden, oft durch Rauchen, Luftverschmutzung oder genetische Faktoren. Die Symptome umfassen Atemnot, Husten und Auswurf, die sich mit der Zeit verschlimmern. COPD ist eine der häufigsten Todesursachen weltweit und erfordert eine frühzeitige Diagnose sowie eine Kombination aus medikamentöser Therapie, Sauerstoffbehandlung und Lebensstiländerungen, um den Krankheitsverlauf zu verlangsamen.

Epidemiologie

Die Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung (COPD) gehört weltweit zu den führenden Gesundheitsproblemen. Laut aktuellen Schätzungen betrifft die Erkrankung rund 384 Millionen Menschen und ist die dritthäufigste Todesursache. Ihre globale Verbreitung wird stark von Umwelt- und Lebensstilfaktoren beeinflusst.

Prävalenz

  • Die Prävalenz variiert stark zwischen den Regionen und Ländern, abhängig von Faktoren wie Raucherquote, Luftverschmutzung und beruflicher Exposition.
  • Entwicklungsländer sind häufig stärker betroffen, insbesondere in Gebieten mit hoher Feinstaubbelastung und dem Einsatz von Biomasse zum Kochen oder Heizen.

Geschlechterverteilung

  • Traditionell waren Männer häufiger betroffen, da sie häufiger rauchten und beruflich Schadstoffen ausgesetzt waren.
  • In den letzten Jahrzehnten hat die Prävalenz bei Frauen jedoch zugenommen, insbesondere in Industrienationen, wo das Rauchen unter Frauen angestiegen ist.

Ätiologie

Die Ätiologie der Chronisch Obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) ist multifaktoriell und umfasst eine Kombination aus exogenen und endogenen Einflüssen. Der gemeinsame Nenner ist eine langfristige Schädigung der Atemwege, die eine chronische Entzündungsreaktion und strukturelle Veränderungen auslöst.

Hauptursachen

  • Rauchen
    • Primärursache: Etwa 80–90 % der COPD-Fälle sind auf aktives Rauchen zurückzuführen. Tabakrauch enthält toxische Stoffe, die Entzündungsreaktionen und oxidativen Stress in den Atemwegen fördern.
    • Passivrauchen: Auch die langfristige Exposition gegenüber Passivrauch kann das Risiko erhöhen.
  • Umweltfaktoren
    • Luftverschmutzung: Schadstoffe wie Feinstaub, Stickoxide und Schwefeldioxid können chronische Entzündungen in den Atemwegen auslösen.
    • Berufliche Exposition: Arbeiter in Industrien, die mit Staub, Chemikalien oder Dämpfen arbeiten (z. B. Bergbau, Bauwesen, Landwirtschaft), haben ein erhöhtes Risiko.
    • Biomasseverbrennung: In Entwicklungsländern ist das Kochen und Heizen mit Holz, Kohle oder Dung ein signifikanter Risikofaktor, insbesondere bei Frauen.
  • Infektionen
    • Häufige Infektionen der Atemwege in der Kindheit, wie wiederkehrende Bronchitiden, können die Entwicklung von COPD begünstigen, indem sie bleibende Schäden in den Atemwegen hinterlassen.
  • Genetische Prädisposition
    • Alpha-1-Antitrypsin-Mangel: Diese seltene genetische Erkrankung reduziert den Schutz des Lungengewebes vor Enzymen wie Elastasen, was zu einer frühzeitigen Zerstörung der Alveolen führt.
    • Weitere genetische Faktoren, die die individuelle Empfindlichkeit gegenüber Schadstoffen erhöhen, werden vermutet.

Pathophysiologische Mechanismen

  • Chronische Entzündung
    Schadstoffe und Reizstoffe fördern die Aktivierung von Immunzellen wie Neutrophilen und Makrophagen, was zu einer dauerhaften Entzündung der Atemwege führt.
  • Oxidativer Stress
    Reizstoffe erhöhen die Bildung von freien Radikalen, die Gewebeschäden und Entzündungsreaktionen verstärken.
  • Imbalance von Proteasen und Antiproteasen
    Überschüssige Proteasen, wie Elastasen, bauen Lungengewebe ab, während Schutzmechanismen (z. B. durch Alpha-1-Antitrypsin) unzureichend sind.
  • Schleimüberproduktion
    Chronische Entzündungen fördern eine übermäßige Produktion von Schleim, was die Atemwege zusätzlich verengt.

Pathophysiologie

Die Pathophysiologie der COPD basiert auf chronischen Entzündungen und strukturellen Veränderungen in den Atemwegen und dem Lungengewebe. Diese Veränderungen führen zu einer dauerhaften Verengung der Atemwege und einer Beeinträchtigung des Gasaustauschs.

  • Chronische Entzündung
    • Reizstoffe (z. B. Zigarettenrauch, Schadstoffe) aktivieren Immunzellen wie Neutrophile, Makrophagen und T-Lymphozyten.
    • Freisetzung von Entzündungsmediatoren wie Interleukinen, Tumornekrosefaktor (TNF-α) und Proteasen, die das Lungengewebe schädigen.
    • Folge: Chronische Bronchitis mit Schleimhautverdickung und erhöhter Schleimproduktion.
  • Imbalance von Proteasen und Antiproteasen
    • Erhöhte Aktivität von Proteasen wie Elastase zerstört elastische Fasern in den Lungen.
    • Mangel an Proteaseinhibitoren (z. B. Alpha-1-Antitrypsin) begünstigt Gewebeschäden.
    • Folge: Bildung eines Lungenemphysems, bei dem Alveolarwände irreversibel zerstört werden.
  • Überblähung der Lunge
    • Verlust der Elastizität der Lunge führt zu einer eingeschränkten Fähigkeit, Luft auszuatmen.
    • Residualvolumen in den Lungen steigt, was zu einer Lungenüberblähung (Air Trapping) führt.
  • Gefäßveränderungen
    • Chronische Hypoxie verursacht Umbauprozesse in den Lungengefäßen.
    • Entwicklung eines pulmonalen Hochdrucks und Belastung des rechten Herzens (Cor pulmonale).
  • Verengung der Atemwege
    • Schleimhautentzündungen und Umbauprozesse (Fibrose) führen zu einer Verengung der Bronchien.
    • Erhöhter Atemwegswiderstand behindert den Luftstrom, insbesondere bei der Ausatmung.
Die COPD umfasst zwei Hauptkrankheitsbilder: Chronische Bronchitis, gekennzeichnet durch Husten mit Schleimbildung, und Lungenemphysem, bei dem Alveolen zerstört werden, was zu Überblähung und Sauerstoffmangel führt.

Klassifikation

GOLD-Klassifikation

Die Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD) bietet ein Klassifikationssystem basierend auf dem Schweregrad der Obstruktion und der Symptomatik:

  • GOLD 1 (mild)
    • FEV1 ≥ 80% des Sollwerts
    • Atemnot und Husten sind unauffällig bis kaum bemerkbar. Atemnot tritt nur bei starker körperlicher Anstrengung auf.
  • GOLD 2 (moderat)
    • 50% ≤ FEV1 < 80% des Sollwerts
    • Atemnot und Husten treten öfter auf und können den Alltag beeinträchtigen. Die Atemnot entwickelt sich, wenn die körperliche Anstrengung zunimmt.
  • GOLD 3 (schwer)
    • 30% ≤ FEV1 < 50% des Sollwerts
    • Atemnot, Husten und Auswurf treten verstärkt auf und können den Alltag beeinträchtigen. Die Atemnot tritt schon bei geringer körperlicher Anstrengung auf.
  • GOLD 4 (sehr schwer)
    • FEV1 < 30% des Sollwerts
    • Atemnot, Husten und Auswurf treten verstärkt auf und beeinträchtigen den Alltag erheblich. Die Atemnot tritt bereits im Ruhezustand auf.

FEV1 = forcierte exspiratorische Volumen, Lungenvolumen (in Litern), das sich bei forcierter, d.h. maximal beschleunigter Exspiration innerhalb einer Sekunde ausatmen lässt.

ABE-Bewertung

Neben der GOLD-Klassifikation wird auch das ABCD-System verwendet, das Symptome und Exazerbationen (deutliche Verschlimmerung der Symptome einer bereits bestehenden, in der Regel chronischen Erkrankung) berücksichtigt:

  • Gruppe A
    • Geringes Exazerbationsrisiko (0 bis 1 Exazerbation in den letzten 12 Monaten, keine Behandlung erforderlich)
    • Wenige Symptome (CAT-Score < 10, mMRC 0 bis 1)
  • Gruppe B
    • Geringes Exazerbationsrisiko (0 bis 1 Exazerbation in den letzten 12 Monaten, keine Behandlung erforderlich)
    • Verstärkte Symptome (CAT-Score ≥ 10, mMRC ab 2)
  • Gruppe E
    • Hohes Exazerbationsrisiko (mindestens 2 Exazerbationen in den letzten 12 Monaten oder mindestens 1 Exazerbation mit klinischer Behandlung)
    • Unabhängig von einer Symptomatik

Die GOLD-Richtlinien werden kontinuierlich aktualisiert, um den neuesten Erkenntnissen der COPD-Forschung gerecht zu werden. Die jüngste Überarbeitung fand im Jahr 2023 statt. Dabei wurde unter anderem die Einteilung der COPD-Gruppen nach Schweregrad angepasst. Das bisher verwendete ABCD-Schema wurde in ein ABE-Schema umgewandelt, wobei die bisherigen Gruppen C und D zur neuen Gruppe E zusammengeführt wurden.

Symptome

Die Symptome der Chronisch Obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) sind das Ergebnis der fortschreitenden Verengung der Atemwege und der Zerstörung des Lungengewebes. Sie entwickeln sich meist schleichend und verschlimmern sich mit fortschreitender Krankheit. Häufig werden sie von Betroffenen zunächst als normale Alterserscheinungen oder Folge von Rauchen abgetan, was eine frühzeitige Diagnose erschwert.

Hauptsymptome

  • Atemnot (Dyspnoe)
    • Typisches und meist erstes Symptom.
    • Anfangs nur bei körperlicher Anstrengung bemerkbar, später auch in Ruhe.
    • Schleichende Zunahme im Krankheitsverlauf, oft begleitet von Luftnotanfällen.
  • Chronischer Husten
    • Hält über Monate oder Jahre an, oft als „Raucherhusten“ verkannt.
    • Häufig in den frühen Morgenstunden ausgeprägter.
  • Auswurf (Sputum)
    • Übermäßige Schleimproduktion in den Atemwegen, meist zäh und schwer abzuhusten.
    • Farblich oft klar bis gelblich; bei Infektionen auch grünlich.
  • Giemen und Pfeifen
    • Geräusche beim Atmen, verursacht durch die Verengung der Atemwege.
    • Besonders bei Ausatmung deutlich hörbar.
  • Brustenge
    • Gefühl von Druck oder Enge in der Brust, verstärkt durch Atemnot.

Fortgeschrittene Symptome

  • Müdigkeit und Erschöpfung
    • Sauerstoffmangel und die gesteigerte Atemarbeit führen zu chronischer Müdigkeit.
    • Eingeschränkte Leistungsfähigkeit im Alltag.
  • Gewichtsverlust und Muskelschwäche
    • Fortschreitende COPD kann zu einer katabolen Stoffwechsellage führen.
    • Reduzierte Muskelmasse, insbesondere in den Atemmuskeln.
  • Blaufärbung der Lippen und Nägel (Zyanose)
    • Deutet auf einen Sauerstoffmangel im Blut hin.
    • Häufig bei sehr schweren Verläufen.
  • Häufige Infektionen der Atemwege
    • Die geschwächte Lunge ist anfälliger für Infektionen wie Bronchitis oder Lungenentzündung.
  • Atemnot in Ruhe
    • Im Endstadium tritt Atemnot selbst in Ruhephasen auf, was die Lebensqualität erheblich einschränkt.

Exazerbationen: Akute Verschlechterungen

  • Plötzliche Zunahme von Atemnot, Husten und Auswurf.
  • Häufig ausgelöst durch Infektionen oder Umweltfaktoren (z. B. kalte Luft, Schadstoffe).
  • Exazerbationen können zu Krankenhausaufenthalten führen und das Fortschreiten der Krankheit beschleunigen.

Diagnostik

Die Diagnose der Chronisch Obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) basiert auf einer sorgfältigen Kombination aus klinischer Untersuchung, Anamnese, Lungenfunktionstests und bildgebenden Verfahren. Eine frühzeitige und präzise Diagnosestellung ist entscheidend, um den Krankheitsverlauf zu bewerten, Therapien einzuleiten und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.

Anamnese und körperliche Untersuchung

  • Rauchanamnese
    Detaillierte Erfassung des Rauchverhaltens, einschließlich Packungsjahre.
  • Symptomdauer
    Verlauf und Schweregrad der Symptome (z.B. CAT-Score, mMRC-Skala).
  • Auskultation
    Untersuchung der Lunge auf charakteristische Atemgeräusche wie Giemen und Rasseln.
  • Exazerbationen
    Häufigkeit und Schwere akuter Verschlechterungen.
  • Inspektion
    • Zeichen der Atemnot: Einsatz der Atemhilfsmuskulatur, Lippenbremse.
    • „Fassthorax“: Überblähung des Brustkorbs bei fortgeschrittener COPD.
    • Zyanose: Blaufärbung von Lippen und Nägeln bei Sauerstoffmangel.

Lungenfunktionstest (Spirometrie)

Die Spirometrie ist der Goldstandard zur Diagnosestellung und dient der Bestimmung des Schweregrades:

  • FEV₁ (Forciertes exspiratorisches Volumen in 1 Sekunde):
    • Das Volumen, das bei forcierter Ausatmung in einer Sekunde ausgeatmet werden kann.
  • FVC (Forcierte Vitalkapazität):
    • Gesamtes Volumen, das bei forcierter Ausatmung ausgeatmet werden kann.
  • FEV₁/FVC-Quotient:
    • Ein Wert < 70 % bestätigt eine obstruktive Atemwegserkrankung.

Die Ergebnisse werden in die GOLD-Klassifikation (GOLD 1–4) eingeteilt, um die Schwere der COPD zu bestimmen.

FVC = forcierte Vitalkapazität; Lungenvolumen, das nach maximaler Einatmung (Inspiration) mit maximaler Geschwindigkeit (forciert) ausgeatmet werden kann.

Bronchodilatator-Test

  • Unterscheidung zwischen COPD und Asthma bronchiale:
    • Nach Inhalation eines Bronchodilatators wird erneut die Spirometrie durchgeführt.
    • COPD: Keine oder nur geringe Verbesserung der Werte.
    • Asthma: Signifikante Verbesserung der FEV₁.

Bildgebende Verfahren

  • Röntgen-Thorax:
    • Erkennung von Überblähung (emphysematöse Veränderungen) und anderen Lungenerkrankungen (z. B. Pneumonie).
  • Computertomographie (CT):
    • Hochauflösende Bilder zur genaueren Beurteilung von Emphysemen, Bronchiektasen oder anderen pathologischen Veränderungen.
    • Differenzierung zwischen COPD und interstitiellen Lungenerkrankungen.

Blutgasanalysen

  • Arterielle Blutgasanalyse (BGA):
    • Bestimmung des Sauerstoff- und Kohlendioxidgehalts im Blut.
    • Beurteilung der Gasaustauschstörung, insbesondere in fortgeschrittenen Stadien.
    • Hinweise auf Hypoxämie (niedriger Sauerstoffgehalt) oder Hyperkapnie (erhöhter Kohlendioxidgehalt).

Labordiagnostik

  • Alpha-1-Antitrypsin-Test:
    • Bei Verdacht auf einen genetischen Alpha-1-Antitrypsin-Mangel, besonders bei jungen Patienten oder ohne Raucheranamnese.
  • Entzündungsmarker (z. B. CRP, Leukozyten):
    • Hinweise auf akute oder chronische Entzündungen.

Belastungstests

  • 6-Minuten-Gehtest:
    • Einschätzung der körperlichen Leistungsfähigkeit und Sauerstoffsättigung unter Belastung.
  • Spiroergometrie:
    • Detaillierte Analyse der Atem- und Kreislauffunktion bei Belastung.

Differenzialdiagnostik

Es ist wichtig, andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen auszuschließen, darunter:

  • Asthma bronchiale.
  • Herzinsuffizienz.
  • Interstitielle Lungenerkrankungen.
  • Bronchiektasen.

Therapie

Die Behandlung der Chronisch Obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) zielt darauf ab, Symptome zu lindern, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen, die Lebensqualität zu verbessern und Exazerbationen (akute Verschlechterungen) zu verhindern. Da COPD nicht heilbar ist, steht die symptomatische Therapie im Vordergrund.

Grundpfeiler der COPD-Therapie

  • Rauchentwöhnung
    • Die wichtigste Maßnahme, um das Fortschreiten der Erkrankung zu stoppen.
    • Reduziert die Entzündung in den Atemwegen und verbessert die Wirksamkeit von Medikamenten.
    • Unterstützungsangebote: Verhaltenstherapie, Nikotinersatzprodukte (Pflaster, Kaugummi), medikamentöse Unterstützung (z. B. Vareniclin).
  • Medikamentöse Therapie
    • Bronchodilatatoren (Inhalative Atemwegserweiterer):
      • Kurz- und langwirksame Beta-2-Agonisten (z. B. Salbutamol, Formoterol) zur Entspannung der Atemwegsmuskulatur.
      • Langwirksame Anticholinergika (z. B. Tiotropium) zur Reduktion von Atemwegskrampf.
    • Inhalative Kortikosteroide:
      • Reduzieren Entzündungen und Schleimproduktion.
      • Eingesetzt vor allem bei Patienten mit häufigen Exazerbationen.
    • Kombinationstherapien:
      • Kombination aus Bronchodilatatoren und Kortikosteroiden, um die Wirkung zu optimieren.
    • Phosphodiesterase-4-Hemmer (z. B. Roflumilast):
      • Bei schweren Verläufen zur Reduktion von Entzündungen in den Atemwegen.
    • Mukolytika:
      • Schleimlösende Medikamente (z. B. Acetylcystein) bei starker Schleimbildung.
  • Sauerstofftherapie
    • Bei fortgeschrittenem Sauerstoffmangel (Hypoxämie).
    • Tägliche Langzeittherapie mit Sauerstoff verbessert Überlebensraten und Lebensqualität.
    • Anwendung: Stationär, mobil oder zu Hause (z. B. über Sauerstoffkonzentratoren).
  • Pulmonale Rehabilitation
    • Interdisziplinäres Programm mit Atemtherapie, körperlichem Training, Ernährungsberatung und Schulung.
    • Ziel: Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit, der Atemtechnik und des allgemeinen Wohlbefindens.
  • Impfungen
    • Schutzimpfungen gegen Influenza und Pneumokokken zur Vermeidung schwerer Infektionen.
    • Regelmäßige Auffrischung empfohlen.

Akute Exazerbationen

  • Medikamente:
    • Erhöhte Dosen von Bronchodilatatoren.
    • Systemische Kortikosteroide zur schnellen Entzündungshemmung.
    • Antibiotika bei Verdacht auf bakterielle Infektionen (z. B. grünlicher Auswurf, Fieber).
  • Sauerstoffgabe:
    • Zur akuten Behandlung von Sauerstoffmangel in der Klinik oder ambulant.
  • Nicht-invasive Beatmung (NIV):
    • Bei schwerer Atemnot und erhöhtem Kohlendioxidgehalt im Blut.
    • Verhindert die Intubation und verbessert die Atemfunktion.

Chirurgische Optionen

  • Lungenvolumenreduktion
    • Entfernung stark geschädigter Lungenbereiche zur Verbesserung der Atemmechanik.
    • Indiziert bei schwerem Lungenemphysem.
  • Lungentransplantation
    • Bei sehr schweren Fällen und jungen Patienten als letzte Option.

Lebensstil und Selbstmanagement

  • Körperliche Aktivität
    • Regelmäßige Bewegung verbessert die Belastbarkeit und stärkt die Atemmuskulatur.
    • Geeignet sind leichte Ausdaueraktivitäten wie Gehen, Radfahren oder Schwimmen.
  • Ernährung
    • Ausgewogene Ernährung zur Vermeidung von Unter- oder Übergewicht.
    • Hochkalorische Diäten bei starkem Gewichtsverlust.
  • Atemtherapie
    • Übungen wie die Lippenbremse oder Bauchatmung, um die Atemeffizienz zu steigern.
  • Selbstmanagement
    • Schulungen zu Inhalationstechniken, Umgang mit Exazerbationen und die Erkennung von Symptomen.

Ziel der Therapie

  • Verlangsamung des Krankheitsverlaufs
    Durch Rauchstopp und optimal abgestimmte Therapie.
  • Verbesserung der Lebensqualität
    Reduktion von Symptomen und Förderung der Unabhängigkeit.
  • Vermeidung von Komplikationen
    Insbesondere durch Prävention von Exazerbationen und Infektionen.

Prävention

Die Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist eine vermeidbare Krankheit, die vor allem durch die Minimierung von Risikofaktoren und die Förderung gesunder Lebensgewohnheiten verhindert werden kann. Da die Hauptursachen wie Rauchen und Luftverschmutzung bekannt sind, bieten präventive Maßnahmen eine effektive Möglichkeit, die Entstehung und das Fortschreiten der Erkrankung zu vermeiden.

Primärprävention

  • Rauchverzicht
    • Rauchstopp: Der Verzicht auf Tabakkonsum ist die effektivste Maßnahme zur Prävention von COPD.
    • Nichtraucherschutz: Vermeidung von Passivrauch durch gesetzliche Regelungen und Schutzmaßnahmen.
    • Aufklärungskampagnen: Förderung eines rauchfreien Lebensstils, insbesondere bei Jugendlichen.
  • Reduktion von Luftverschmutzung
    • Saubere Luft: Förderung von Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität, insbesondere in Städten.
    • Vermeidung von Biomasseverbrennung: Einsatz moderner Koch- und Heiztechnologien in Entwicklungsländern.
  • Beruflicher Schutz
    • Arbeitsplatzsicherheit: Verwendung von Atemschutzmasken und verbesserte Arbeitsbedingungen in Berufen mit Exposition gegenüber Schadstoffen, Staub oder Chemikalien.
    • Regelmäßige Gesundheitschecks: Überwachung gefährdeter Arbeitsgruppen.
  • Vermeidung von Atemwegsinfektionen
    • Hygiene: Regelmäßiges Händewaschen und Vermeidung von Kontakt mit kranken Personen.
    • Impfungen: Schutzimpfungen gegen Influenza und Pneumokokken zur Vorbeugung von Infektionen, die das Risiko von Atemwegsschäden erhöhen können.

Sekundärprävention

  • Früherkennung
    • Regelmäßige Kontrolluntersuchungen bei Risikopersonen, z. B. Raucher oder Personen mit beruflicher Schadstoffexposition.
    • Spirometrie zur frühzeitigen Erkennung von Atemwegseinschränkungen.
  • Aufklärung und Bildung
    • Schulungen zu den Risiken von Tabak und Schadstoffexposition.
    • Gesundheitskampagnen, die die Bedeutung der Lungenfunktion und der Vorsorgeuntersuchungen hervorheben.
  • Gesunde Lebensweise
    • Regelmäßige Bewegung: Förderung von körperlicher Aktivität, um die Lungenfunktion zu stärken.
    • Ernährung: Ausgewogene Ernährung zur Unterstützung der allgemeinen Gesundheit.

Tertiärprävention

  • Rauchstopp auch im Krankheitsverlauf
    • Selbst bei bestehender COPD kann der Rauchverzicht das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen und Exazerbationen reduzieren.
  • Vermeidung von Infektionen
    • Regelmäßige Impfungen (Influenza, Pneumokokken) und frühzeitige Behandlung von Atemwegsinfekten.
  • Pulmonale Rehabilitation
    • Atemtherapie, Training und Schulungen, um die Lebensqualität zu erhalten und Exazerbationen vorzubeugen.
  • Optimierung der Umweltbedingungen
    • Vermeidung von Schadstoffen und Reizstoffen in der Umgebung, z. B. Staub oder Rauch.

Welt-COPD-Tag

Der Welt-COPD-Tag wird jährlich am dritten Mittwoch im November begangen, um das Bewusstsein für die Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung (COPD) zu stärken. Initiiert von der Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD), steht er unter wechselnden Mottos, die Prävention, Früherkennung und Therapie in den Fokus rücken. Ziel ist es, über Risikofaktoren wie Rauchen und Luftverschmutzung aufzuklären, Betroffene zu unterstützen und die globale Belastung durch COPD zu reduzieren. Veranstaltungen umfassen Aufklärungskampagnen, ärztliche Beratung und Spirometrietests. Der Tag soll Aufmerksamkeit für eine vermeidbare, aber oft unterschätzte Krankheit schaffen.

Zusammenfassung

Die Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist eine fortschreitende Atemwegserkrankung, die durch chronische Entzündungen und eine irreversible Verengung der Atemwege gekennzeichnet ist. Hauptursachen sind Rauchen, Luftverschmutzung, berufliche Schadstoffexposition und genetische Faktoren wie der Alpha-1-Antitrypsin-Mangel. Typische Symptome sind Atemnot, chronischer Husten und Auswurf, die mit der Zeit zunehmen. Die Diagnostik umfasst Anamnese, Spirometrie und bildgebende Verfahren. Die Therapie zielt auf die Linderung der Symptome, Verlangsamung des Fortschreitens und Prävention von Exazerbationen durch Rauchstopp, Medikamente, Sauerstofftherapie und Rehabilitation. Präventivmaßnahmen wie Rauchverzicht, Impfungen und saubere Luft spielen eine zentrale Rolle, um COPD zu verhindern oder deren Verlauf positiv zu beeinflussen.

Bei diesem Artikel handelt es sich um ein Gesundheitsthema. Er dient weder der Selbstdiagnose noch ersetzt er eine Diagnose durch einen Arzt. Bitte zusätzlich den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten!

Quellen

  • RKI – Gesundheit A-Z – Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung (COPD) (ohne Datum) Rki.de. Verfügbar unter: https://www.rki.de/DE/Content/GesundAZ/C/COPD/Chronisch_Obstruktive_Lungenerkrankung_inhalt.html (Zugegriffen: 29. Juni 2024).
  • Faller, A., & Schünke, M. (2016). Der Körper des Menschen: Einführung in Bau und Funktion (A. Faller & M. Schünke, Hrsg.; 17. Aufl.). Thieme.
  • Urban & Fischer Verlag (Hrsg.). (2006). Roche Lexikon Medizin Sonderausgabe (5. Aufl.). Urban & Fischer in Elsevier.
  • Andreae, S. (Hrsg.). (2008). Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen (2. Aufl.). Thieme.
  • Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD). (2023). Global Strategy for the Diagnosis, Management, and Prevention of COPD. [online] Verfügbar: https://goldcopd.org/ [Zugriff: 21. November 2024].
  • World Health Organization (WHO). (2023). Chronic obstructive pulmonary disease (COPD). [online] Verfügbar: https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/chronic-obstructive-pulmonary-disease-(copd) [Zugriff: 21. November 2024].

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