Geriatrie

Die Geriatrie vereint Medizin, Therapie und Pflege, um älteren Menschen ein selbstständiges, würdevolles Leben trotz altersbedingter Herausforderungen zu ermöglichen.

Stephan Wäsche
Stephan Wäsche 37 Aufrufe
Lesezeit: 13 Min.
Die Geriatrie zielt darauf ab, die Selbstständigkeit älterer Menschen zu erhalten, ihre Lebensqualität zu verbessern, altersbedingte Krankheiten ganzheitlich zu behandeln und durch Prävention sowie Rehabilitation Pflegebedürftigkeit zu vermeiden.© Foto: freepik

Die Geriatrie, auch Altersmedizin genannt, ist eine medizinische Fachrichtung, die sich auf die Gesundheit und medizinische Versorgung älterer Menschen spezialisiert. Sie ist ein interdisziplinäres Fachgebiet, das sich mit der Prävention, Diagnostik, Therapie und Rehabilitation von Krankheiten und Einschränkungen befasst, die im Alter auftreten. Im Mittelpunkt steht dabei nicht nur die Behandlung spezifischer Krankheiten, sondern die ganzheitliche Betrachtung des älteren Menschen, um seine Lebensqualität zu erhalten oder zu verbessern.

Geriatrie
Synonym
Altersmedizin, Altersheilkunde
Ausprache (IPA)
[ˌɡeːʁi̯aˈtʁiː]
Plural
Geriatrien
Englisch
geriatrics
Griechisch
γέρων (gerōn) = alt, ἰατρεία = Heilkunde

Auf einen Blick

  • Definition
    Geriatrie ist die Altersmedizin, fokussiert auf Prävention, Diagnostik, Therapie und Rehabilitation bei älteren Menschen. Sie betrachtet physische, psychische und soziale Aspekte.
  • Ziele
    • Erhaltung der Selbstständigkeit: Förderung von Mobilität, Unterstützung im Alltag.
    • Verbesserung der Lebensqualität: Schmerzlinderung, emotionale Unterstützung, soziale Teilhabe.
    • Prävention: Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention altersbedingter Erkrankungen.
  • Therapieansätze
    • Polypharmazie-Management zur Vermeidung von Wechselwirkungen.
    • Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Ärzten, Pflegekräften und Therapeuten.
  • Rehabilitation
    Fokus auf Mobilisation und Alltagskompetenz nach akuten Erkrankungen.
  • Geriatrische Syndrome
    • Demenz: Verlust kognitiver Funktionen, Therapie durch Medikamente und Übungen.
    • Frailty: Prävention durch Bewegung und Ernährung.
    • Sturzprävention: Physio- und Wohnraumanpassung.
  • Ausbildung
    Facharztausbildung in Geriatrie (18 Monate), Fokus auf Syndromdiagnostik, Polypharmazie und Palliativmedizin.

Definition

Die Geriatrie, auch Altersmedizin genannt, ist eine medizinische Fachrichtung, die sich auf die Prävention, Diagnostik, Therapie und Rehabilitation von Krankheiten im Alter spezialisiert. Sie betrachtet den älteren Menschen ganzheitlich und berücksichtigt physische, psychische und soziale Aspekte. Wichtige Themen sind Multimorbidität, Polypharmazie und geriatrische Syndrome wie Demenz, Sturzgefahr oder Frailty. Ziel ist es, die Selbstständigkeit, Lebensqualität und Würde älterer Menschen zu bewahren und ihre Teilhabe am sozialen Leben zu fördern.

Ziele

Die Ziele der Geriatrie sind vielschichtig und orientieren sich an der ganzheitlichen Betreuung älterer Menschen. Sie reichen von der Prävention und Behandlung altersbedingter Krankheiten bis hin zur Förderung der Lebensqualität.

Erhaltung der Selbstständigkeit

Ein zentrales Ziel der Geriatrie ist es, die Selbstständigkeit älterer Menschen so lange wie möglich zu erhalten. Dabei liegt der Fokus darauf, ihre körperlichen, geistigen und sozialen Fähigkeiten zu stärken, um ein autonomes Leben zu ermöglichen.

  • Förderung der Mobilität
    Verhinderung oder Verzögerung von Immobilität durch Physiotherapie, Sturzprävention und Training.
  • Unterstützung bei Alltagsaktivitäten
    Hilfe zur Selbsthilfe, z. B. durch ergonomische Anpassungen oder Hilfsmittel.

Verbesserung der Lebensqualität

Die Lebensqualität älterer Menschen steht im Mittelpunkt aller geriatrischen Bemühungen. Dies beinhaltet sowohl physische als auch emotionale und soziale Aspekte.

  • Schmerzlinderung
    Behandlung chronischer Schmerzen, um das Wohlbefinden zu fördern.
  • Emotionale Unterstützung
    Förderung von Lebensfreude und psychischer Gesundheit, z. B. durch soziale Kontakte oder psychosoziale Betreuung.
  • Soziale Teilhabe
    Verhinderung von Isolation durch Einbindung in Gemeinschaften oder soziale Aktivitäten.

Prävention und Gesundheitsförderung

Die Prävention ist ein wesentlicher Bestandteil der Geriatrie, um das Auftreten von Krankheiten oder deren Verschlechterung zu verhindern.

  • Primärprävention
    Förderung eines gesunden Lebensstils durch ausgewogene Ernährung, Bewegung und Aufklärung.
  • Sekundärprävention
    Früherkennung und Behandlung altersbedingter Erkrankungen wie Osteoporose oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
  • Tertiärprävention
    Verhinderung von Rückfällen oder Komplikationen, z. B. nach einem Schlaganfall.

Ganzheitliche Diagnostik und Behandlung

Ältere Menschen leiden häufig an mehreren chronischen Erkrankungen (Multimorbidität), was eine ganzheitliche Betrachtung und Behandlung notwendig macht.

  • Individuelle Therapiekonzepte
    Berücksichtigung der physischen, psychischen und sozialen Situation des Patienten.
  • Polypharmazie-Management
    Minimierung von Nebenwirkungen und Wechselwirkungen durch optimierte Medikamentenpläne.
  • Interdisziplinäre Ansätze
    Zusammenarbeit von Ärzten, Pflegekräften, Physiotherapeuten, Sozialarbeitern und anderen Fachkräften.

Vermeidung und Behandlung geriatrischer Syndrome

Geriatrische Syndrome wie Frailty, Stürze, Demenz oder Inkontinenz beeinträchtigen die Lebensqualität erheblich. Ihr Management ist ein zentrales Ziel der Geriatrie.

  • Prävention von Stürzen
    Identifikation von Risikofaktoren und Verbesserung des Gleichgewichts sowie der Muskelkraft.
  • Therapie von Demenz
    Förderung kognitiver Funktionen und Unterstützung bei Alltagsproblemen.
  • Behandlung von Inkontinenz
    Einsatz von medikamentösen und nicht-medikamentösen Strategien.

Förderung der Rehabilitation

Nach akuten Erkrankungen oder Operationen zielt die geriatrische Rehabilitation darauf ab, die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit wiederherzustellen.

  • Rehabilitative Maßnahmen
    Mobilisation, Ergotherapie und Anpassung an neue Lebenssituationen.
  • Vermeidung von Pflegebedürftigkeit
    Unterstützung bei der Rückkehr in ein möglichst selbstständiges Leben.

Unterstützung von Angehörigen

Angehörige spielen oft eine zentrale Rolle in der Betreuung älterer Menschen. Die Geriatrie hat das Ziel, sie zu entlasten und zu unterstützen.

  • Schulungen und Beratung
    Informationen zu altersbedingten Erkrankungen und deren Management.
  • Hilfsangebote
    Zugang zu Pflegeleistungen, Selbsthilfegruppen und psychosozialer Unterstützung.

Würde und Respekt im Alter

Ein essenzielles Ziel der Geriatrie ist es, die Würde und Autonomie älterer Menschen zu bewahren, unabhängig von ihrem Gesundheitszustand.

  • Respektvolle Behandlung
    Berücksichtigung der individuellen Wünsche und Bedürfnisse.
  • Palliative Betreuung
    Unterstützung am Lebensende, um Schmerzen zu lindern und eine würdevolle letzte Lebensphase zu ermöglichen.

Historische Entwicklung

Die Geriatrie hat ihre Wurzeln in der Antike. Bereits Hippokrates (460–370 v. Chr.) erkannte, dass das Alter eine spezifische medizinische Betreuung erfordert. Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit rückte die Altersmedizin jedoch in den Hintergrund, da die durchschnittliche Lebenserwartung niedrig war.

Wichtige Meilensteine

  • 19. Jahrhundert
    Beginn der systematischen Forschung zum Altern. Vor allem in Frankreich und England wurden erste geriatrische Kliniken gegründet.
  • 20. Jahrhundert
    Durch die steigende Lebenserwartung und die demografische Alterung entwickelte sich die Geriatrie als eigenständiges Fachgebiet. In den USA gilt Dr. Marjory Warren als eine der Pionierinnen der modernen Geriatrie. Sie zeigte, dass ältere Menschen von einer spezialisierten medizinischen Betreuung profitieren können.
  • Heute
    Die Geriatrie ist in vielen Ländern ein anerkannter Teil des Gesundheitssystems und gewinnt durch die alternde Weltbevölkerung immer mehr an Bedeutung.

Grundlagen und Aufgaben

Die Geriatrie basiert auf einem multidisziplinären Ansatz, der verschiedene medizinische und therapeutische Fachrichtungen einbezieht. Zu den Hauptaufgaben gehören:

Diagnostik

Die Diagnostik in der Geriatrie umfasst nicht nur die Identifikation von Krankheiten, sondern auch die Beurteilung der funktionellen und psychosozialen Situation eines Patienten. Dafür werden oft spezielle geriatrische Assessments eingesetzt.

Beispiele für geriatrische Assessments

  • Barthel-Index
    Beurteilung der Alltagskompetenz.
  • Timed Up and Go Test (TUG)
    Bewertung der Mobilität und Sturzgefahr.
  • Mini-Mental-Status-Test (MMST)
    Erfassung kognitiver Fähigkeiten.

Therapie

Die Therapie in der Geriatrie ist oft multimodal. Sie umfasst medikamentöse Behandlungen, Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und psychosoziale Interventionen. Ein wichtiger Aspekt ist die sogenannte Polypharmazie, also die gleichzeitige Einnahme mehrerer Medikamente, die bei älteren Menschen häufig zu Problemen führen kann.

Herausforderungen der Therapie

  • Altersspezifische Dosierungen und Nebenwirkungen.
  • Wechselwirkungen zwischen Medikamenten.
  • Berücksichtigung von Begleiterkrankungen.

Rehabilitation

Die geriatrische Rehabilitation zielt darauf ab, die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit älterer Menschen zu verbessern oder wiederherzustellen. Dies ist besonders nach akuten Erkrankungen oder Operationen wichtig, um Pflegebedürftigkeit zu vermeiden.

Rehabilitative Maßnahmen

  • Mobilisation nach einem Schlaganfall.
  • Training nach einer Hüftgelenksoperation.
  • Gedächtnistraining bei Demenz.

Geriatrische Syndrome

Ein zentrales Thema der Geriatrie sind die sogenannten geriatrischen Syndrome. Sie stellen komplexe klinische Probleme dar, die häufig im Alter auftreten und mehrere Organsysteme betreffen.

Demenz

Demenz ist eine der häufigsten und am stärksten belastenden Erkrankungen im Alter. Sie ist gekennzeichnet durch einen fortschreitenden Verlust kognitiver Funktionen, wie Gedächtnis, Orientierung und Sprache.

Therapieansätze

  • Medikamentöse Behandlung (z. B. mit Acetylcholinesterase-Hemmern).
  • Nicht-medikamentöse Ansätze (z. B. kognitive Übungen, Musiktherapie).

Frailty (Gebrechlichkeit)

Frailty beschreibt einen Zustand verminderter physiologischer Reserven, der mit einer erhöhten Anfälligkeit für Stressfaktoren einhergeht. Betroffene sind besonders gefährdet für Stürze, Infektionen und andere Komplikationen.

Prävention und Therapie

  • Regelmäßige körperliche Aktivität.
  • Ausgewogene Ernährung.
  • Soziale Unterstützung.

Sturzgefährdung

Stürze sind ein häufiges Problem im Alter und führen oft zu ernsthaften Verletzungen, wie Hüftfrakturen.

Ursachen

  • Muskelabbau (Sarkopenie).
  • Gleichgewichtsstörungen.
  • Nebenwirkungen von Medikamenten.

Maßnahmen zur Sturzprävention

  • Stärkung der Muskulatur durch Physiotherapie.
  • Anpassung der Wohnumgebung (z. B. rutschfeste Teppiche).
  • Überprüfung und Anpassung der Medikation.

Inkontinenz

Harn- und Stuhlinkontinenz sind häufige, jedoch oft tabuisierte Probleme im Alter. Sie können die Lebensqualität stark beeinträchtigen und zu sozialer Isolation führen.

Therapieoptionen

  • Beckenbodentraining.
  • Medikamentöse Behandlung.
  • Einsatz von Hilfsmitteln (z. B. Inkontinenzprodukte).

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Die Geriatrie ist ein Paradebeispiel für die Notwendigkeit interdisziplinärer Zusammenarbeit in der Medizin. Da ältere Patienten häufig an mehreren Erkrankungen gleichzeitig leiden (Multimorbidität) und neben körperlichen auch psychische und soziale Herausforderungen bewältigen müssen, ist eine umfassende Betreuung nur durch das koordinierte Zusammenwirken verschiedener Fachdisziplinen möglich. Diese Zusammenarbeit bildet das Rückgrat der geriatrischen Versorgung und trägt entscheidend zur Lebensqualität der Patienten bei.

Ziele der interdisziplinären Zusammenarbeit

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Geriatrie verfolgt das Ziel, die verschiedenen Aspekte von Gesundheit und Krankheit bei älteren Menschen ganzheitlich zu berücksichtigen. Hierbei stehen folgende Punkte im Vordergrund:

  • Ganzheitliche Betreuung
    Berücksichtigung physischer, psychischer, sozialer und funktioneller Faktoren.
  • Vermeidung von Versorgungslücken
    Koordinierung von Diagnostik, Therapie, Pflege und Rehabilitation.
  • Optimierung der Therapie
    Nutzung der Expertise verschiedener Fachbereiche, um individuell angepasste Behandlungspläne zu erstellen.
  • Förderung der Autonomie
    Unterstützung der Patienten in ihrer Selbstständigkeit und Alltagskompetenz.
  • Effiziente Ressourcennutzung
    Reduktion von Doppeluntersuchungen und Verbesserung der Kommunikation zwischen den Beteiligten.

Beteiligte Fachbereiche

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Geriatrie umfasst zahlreiche Fachdisziplinen und Berufsgruppen. Zu den wichtigsten Akteuren gehören:

  • Ärzte
    Geriater sowie Fachärzte aus den Bereichen Innere Medizin, Neurologie, Psychiatrie, Orthopädie, Palliativmedizin und Allgemeinmedizin.
  • Pflegekräfte
    Geriatrisch geschultes Pflegepersonal, das die Patienten bei der täglichen Versorgung unterstützt und Veränderungen im Gesundheitszustand frühzeitig erkennt.
  • Therapeuten:
    • Physiotherapeuten: Förderung von Mobilität, Gleichgewicht und Muskelkraft.
    • Ergotherapeuten: Unterstützung bei der Wiederherstellung der Alltagskompetenz und Anpassung der Wohnumgebung.
    • Logopäden: Therapie von Sprach- und Schluckstörungen.
  • Psychologen
    Unterstützung bei Depressionen, Angststörungen und kognitiven Einschränkungen.
  • Sozialarbeiter
    Beratung zu sozialen und finanziellen Fragen, Organisation von Hilfsangeboten und Unterstützung bei der Pflegekoordination.
  • Ernährungsberater
    Entwicklung von Ernährungsplänen, um Mangelernährung oder Unterversorgung vorzubeugen.
  • Pharmazeuten
    Unterstützung beim Polypharmazie-Management zur Vermeidung von Neben- und Wechselwirkungen.
  • Palliativmedizinische Experten
    Betreuung von Patienten in der letzten Lebensphase.

Kommunikation und Organisation

Ein zentraler Aspekt der interdisziplinären Zusammenarbeit ist die effiziente Kommunikation zwischen den beteiligten Fachkräften. Dies wird durch regelmäßige Teamgespräche, Fallbesprechungen und klar definierte Zuständigkeiten gewährleistet. Eine gute Organisation ist essenziell, um die verschiedenen Maßnahmen zu koordinieren und sicherzustellen, dass alle Beteiligten auf dem gleichen Informationsstand sind.

Instrumente der Zusammenarbeit

  • Fallkonferenzen
    Gemeinsame Besprechung komplexer Fälle, um optimale Behandlungsstrategien zu entwickeln.
  • Geriatrische Assessments
    Standardisierte Verfahren zur Beurteilung der physischen, kognitiven und sozialen Situation des Patienten.
  • Dokumentation
    Zentralisierte Patientendokumentation, die allen Teammitgliedern zugänglich ist.

Vorteile für Patienten und Angehörige

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit bringt zahlreiche Vorteile für Patienten und ihre Angehörigen:

  • Individuell angepasste Betreuung
    Berücksichtigung aller relevanten Aspekte des Gesundheitszustands.
  • Bessere Lebensqualität
    Verringerung von Symptomen und Verbesserung der Alltagskompetenz.
  • Reduktion von Komplikationen
    Frühzeitige Identifikation und Behandlung von Problemen wie Stürzen oder Mangelernährung.
  • Entlastung der Angehörigen
    Bessere Organisation der Pflege und Unterstützung durch Fachkräfte.

Herausforderungen

Demografischer Wandel

Mit der steigenden Lebenserwartung wächst auch die Zahl der älteren Menschen, die medizinische Betreuung benötigen. Dies stellt Gesundheitssysteme weltweit vor große Herausforderungen.

Statistische Prognosen

  • Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird der Anteil der über 60-Jährigen bis 2050 weltweit auf etwa 22 % ansteigen.
  • In vielen Industrieländern wird bis dahin jeder dritte Einwohner älter als 65 Jahre sein.

Fachkräftemangel

Der zunehmende Bedarf an geriatrischer Versorgung steht einem Mangel an spezialisierten Fachkräften gegenüber. Insbesondere in ländlichen Regionen fehlt es an Geriatern und Pflegepersonal.

Finanzierung und Ressourcen

Die geriatrische Versorgung erfordert oft aufwändige und langfristige Therapien. Die Finanzierung dieser Leistungen stellt Gesundheitssysteme vor finanzielle Herausforderungen.

Perspektiven der Geriatrie

Die Geriatrie wird in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse und technologische Fortschritte könnten die Versorgung älterer Menschen revolutionieren.

Digitalisierung und Telemedizin

  • Telemedizin
    Ermöglicht die Betreuung von Patienten in abgelegenen Regionen.
  • Wearables
    Geräte wie Fitness-Tracker oder smarte Uhren können Gesundheitsdaten in Echtzeit erfassen und so frühzeitig auf Probleme hinweisen.

Personalisierte Medizin

Die individualisierte Anpassung von Therapien könnte in der Geriatrie einen großen Fortschritt bedeuten. Genetische Tests könnten beispielsweise helfen, die optimale Medikation für ältere Patienten zu finden.

Präventionsprogramme

Präventionsprogramme könnten dazu beitragen, altersbedingte Krankheiten zu verhindern oder deren Verlauf zu verlangsamen. Aufklärungskampagnen und Gesundheitskurse spielen hierbei eine wichtige Rolle.

Facharztausbildung

Die Facharztausbildung in der Geriatrie (Geriaterin, Geriater) bereitet Ärzte darauf vor, ältere Patienten ganzheitlich zu behandeln. Sie umfasst die Diagnostik, Therapie, Prävention und Rehabilitation altersbedingter Erkrankungen. Aufgrund der demografischen Entwicklung und der steigenden Zahl älterer Menschen gewinnt die Geriatrie zunehmend an Bedeutung. Die Ausbildung vermittelt spezifisches Wissen über die komplexen medizinischen, psychischen und sozialen Herausforderungen, die im Alter auftreten können.

Zugangsvoraussetzungen

Die Facharztausbildung in der Geriatrie setzt den Abschluss eines Medizinstudiums sowie eine Approbation als Arzt voraus. Zudem ist die Weiterbildung in der Geriatrie meist eine Zusatzqualifikation, die auf eine abgeschlossene Facharztausbildung in einem Grundfach, z. B. Innere Medizin, Allgemeinmedizin, Neurologie oder Psychiatrie, aufbaut.

Dauer und Inhalte der Ausbildung

Die Ausbildung zum Facharzt für Geriatrie dauert in der Regel 18 Monate und erfolgt nach den Vorgaben der jeweiligen Landesärztekammern. Sie findet in geriatrischen Kliniken oder spezialisierten Abteilungen statt. Dabei werden folgende Inhalte vermittelt:

  • Geriatrische Syndromdiagnostik
    Erkennen und Behandeln von Frailty, Stürzen, Inkontinenz und kognitiven Einschränkungen.
  • Multimorbidität
    Umgang mit mehreren gleichzeitig bestehenden Erkrankungen und deren Wechselwirkungen.
  • Polypharmazie-Management
    Vermeidung und Kontrolle von Neben- und Wechselwirkungen bei der Einnahme mehrerer Medikamente.
  • Rehabilitative Geriatrie
    Förderung der körperlichen und geistigen Funktionen älterer Patienten, z. B. durch Physiotherapie.
  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit
    Koordination mit Pflegekräften, Therapeuten und Sozialarbeitern.
  • Palliativmedizin
    Versorgung von Patienten am Lebensende, einschließlich der Schmerztherapie und psychosozialen Betreuung.

Praktische und theoretische Ausbildung

Die Ausbildung ist praxisorientiert und umfasst die direkte Betreuung geriatrischer Patienten. Theoretische Inhalte werden durch Seminare, Kurse und Fachliteratur ergänzt. Besonderes Augenmerk liegt auf der Anwendung von geriatrischen Assessments zur Erfassung der funktionellen und kognitiven Fähigkeiten der Patienten.

Abschluss und Perspektiven

Am Ende der Facharztausbildung steht die Facharztprüfung vor der zuständigen Ärztekammer. Nach erfolgreichem Abschluss eröffnen sich vielfältige berufliche Perspektiven, z. B. in geriatrischen Abteilungen von Krankenhäusern, Rehabilitationskliniken oder ambulanten Einrichtungen. Angesichts der alternden Gesellschaft ist der Bedarf an spezialisierten Geriatern hoch, was die Geriatrie zu einem zukunftsträchtigen Fachgebiet macht.

Zusammenfassung

Die Geriatrie ist eine medizinische Fachrichtung, die sich auf die ganzheitliche Betreuung älterer Menschen spezialisiert. Sie zielt darauf ab, die Selbstständigkeit und Lebensqualität zu erhalten, altersbedingte Krankheiten zu behandeln und geriatrische Syndrome wie Demenz, Stürze oder Frailty zu managen. Die Facharztausbildung, oft als Zusatzqualifikation auf ein Grundfach wie Innere Medizin aufbauend, vermittelt praxisnahes Wissen über Diagnostik, Therapie und Rehabilitation. Zentrale Bedeutung hat die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Ärzten, Pflegekräften, Therapeuten und Sozialarbeitern, um die komplexen Bedürfnisse älterer Patienten umfassend zu berücksichtigen. Angesichts des demografischen Wandels ist die Geriatrie ein zukunftsweisendes Fachgebiet, das innovative Ansätze wie Telemedizin integriert, um die Versorgung zu optimieren.

Quellen

  • Bauer, J.M. u. a. (Hrsg.) (2024) Geriatrie: Das Gesamte Spektrum Der Altersmedizin Für Klinik Und Praxis. Kohlhammer.
  • Brocklehurst, J.C. (1997) Textbook of Geriatric Medicine and Gerontology. 5th ed. London: Churchill Livingstone.
  • World Health Organization (WHO) (2021) Ageing and health. Available at: https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/ageing-and-health (Accessed: 6 December 2024).
  • Marengoni, A., Angleman, S. and Melis, R. (2011) ‘Aging with multimorbidity: A systematic review’, Journal of the American Geriatrics Society, 59(1), pp. 12-23. doi:10.1111/j.1532-5415.2010.03268.x.
  • Deutsches Ärzteblatt (2020) ‘Facharztweiterbildung Geriatrie’, Ärzteblatt online. Available at: https://www.aerzteblatt.de (Accessed: 6 December 2024).
  • Oliver, D., Daly, F. and Martin, F.C. (2004) ‘Falls and fall-related injuries in hospitals’, Clinical Geriatric Medicine, 20(3), pp. 377–393. doi:10.1016/j.cger.2004.03.002.
  • Smith, R.G. and Cotter, J.J. (2020) ‘Interdisciplinary collaboration in geriatrics’, Journal of Geriatric Care, 28(2), pp. 89-102. Available at: https://doi.org (Accessed: 6 December 2024).
  • Bundesministerium für Gesundheit (BMG) (2022) Demografischer Wandel und seine Auswirkungen. Available at: https://www.bundesgesundheitsministerium.de (Accessed: 6 December 2024).

- Themen-Tipp! -
Teilen
Kommentieren