Die hygienische Händedesinfektion nach DIN EN 1500 ist eine der wichtigsten Maßnahmen zur Verhütung von Infektionen, insbesondere in Gesundheitseinrichtungen. Sie dient der Reduktion der Anzahl von Mikroorganismen auf den Händen und trägt wesentlich zur Verhinderung der Übertragung von Krankheitserregern bei. Die Norm DIN EN 1500 spezifiziert die Anforderungen und Prüfmethoden für hygienische Händedesinfektionsmittel.
Definition
Die hygienische Händedesinfektion gemäß DIN EN 1500 ist ein Verfahren zur Reduktion der transienten Hautflora durch das Einreiben der Hände mit einem geeigneten Desinfektionsmittel. Dabei müssen alle Bereiche der Hände mindestens 30 Sekunden lang gründlich benetzt werden. Ziel ist es, potenziell pathogene Mikroorganismen zu eliminieren und somit die Übertragung von Infektionen zu verhindern. Diese Methode ist ein wesentlicher Bestandteil der Infektionsprävention im Gesundheitswesen.
Bedeutung der Händedesinfektion
Die Händedesinfektion ist ein wichtiger Standard zur Reduktion von Krankheitserregern auf den Händen, um Infektionen zu verhindern. Sie beschreibt die Anforderungen an die Wirksamkeit alkoholbasierter Desinfektionsmittel gegen eine Reihe von Testkeimen wie Escherichia coli. Der Standard legt fest, dass die Desinfektion in 30 Sekunden erfolgen muss, indem eine bestimmte Menge Desinfektionsmittel sorgfältig auf allen Handflächen, Fingern und Zwischenräumen verteilt wird. Diese Methode ist in medizinischen Einrichtungen unerlässlich, um die Übertragung von Infektionen zu minimieren.
Indikation der Händedesinfektion
Die hygienische Händedesinfektion nach DIN EN 1500 ist indiziert zur Reduktion von transienten Keimen auf den Händen, um die Übertragung von Infektionserregern zu verhindern. Sie wird empfohlen in folgenden Situationen:
- Vor und nach direktem Patientenkontakt.
- Vor aseptischen Tätigkeiten, z. B. Wundversorgung oder Katheterlegung.
- Nach Kontakt mit potenziell infektiösem Material, wie Blut oder Körperflüssigkeiten.
- Nach Kontakt mit kontaminierten Oberflächen in der Nähe des Patienten.
- Vor dem Tragen von Handschuhen und nach deren Abnahme.
Diese Vorgehensweise stellt sicher, dass die Handflächen, Fingerkuppen, Fingerzwischenräume und Handrücken ausreichend mit Desinfektionsmittel benetzt und die notwendigen mikrobiellen Reduktionswerte erreicht werden.
Durchführung der Händedesinfektion
Vorbereitung
Vor der Durchführung der hygienischen Händedesinfektion sind einige vorbereitende Schritte notwendig, um die Effektivität zu maximieren:
- Entfernung von Schmuck
Ringe, Armbänder und Uhren sollten entfernt werden, da sie die vollständige Benetzung der Hände mit Desinfektionsmittel verhindern können. - Nagelpflege
Kurze und gepflegte Nägel sind wichtig, um die Ansammlung von Keimen unter den Nägeln zu vermeiden. Künstliche Nägel und Nagellack sollten vermieden werden. - Hautzustand
Hände sollten frei von sichtbarem Schmutz sein. Wenn die Hände sichtbar verschmutzt sind, sollten sie zuerst mit Wasser und Seife gewaschen werden, bevor eine Desinfektion durchgeführt wird.
Schritt-für-Schritt-Anleitung
Die Durchführung der hygienischen Händedesinfektion nach DIN EN 1500 erfolgt in mehreren Schritten, um sicherzustellen, dass alle Bereiche der Hände effektiv desinfiziert werden. Diese Schritte beinhalten:
- Entnahme der Desinfektionslösung
Die vorgeschriebene Menge Desinfektionsmittel (meistens 3-5 ml) aus einem Spender entnehmen
- Einreibetechnik (Einreibemethode)
Die Desinfektionslösung muss gründlich in die Hände eingerieben werden. Dabei sind folgende Schritte wichtig:- Handflächen aufeinander reiben
Die Lösung gleichmäßig auf beiden Handflächen verreiben. - Handflächen über den Handrücken reiben
Die rechte Handfläche über den linken Handrücken und umgekehrt reiben, um die gesamte Oberfläche zu benetzen. - Fingerzwischenräume
Die Finger verschränken und die Zwischenräume reiben. - Handflächen aneinander reiben, mit verschränkten Fingern
Die Handflächen gegeneinander reiben, während die Finger verschränkt sind. - Daumen einbeziehen
Den linken Daumen mit der rechten Hand umschließen und in rotierenden Bewegungen reiben. Dann das Gleiche mit dem rechten Daumen wiederholen. - Fingerspitzen und Nagelbetten
Die Fingerspitzen der rechten Hand in die linke Handfläche führen und in kreisenden Bewegungen reiben. Danach mit der anderen Hand wiederholen. - Handgelenke
Nicht vergessen, auch die Handgelenke auseichend, durch kreisende Bewegungen, zu desinfizieren.
- Handflächen aufeinander reiben
- Einwirkzeit
Die Desinfektionslösung muss für die vom Hersteller angegebene Einwirkzeit (normalerweise 30 Sekunden) auf den Händen verbleiben. Während dieser Zeit sollten die Hände feucht bleiben.
Häufige Fehler und wie man sie vermeidet
- Unzureichende Menge an Desinfektionsmittel
Immer die empfohlene Menge Desinfektionsmittel verwenden, um sicherzustellen, dass alle Bereiche der Hände ausreichend benetzt sind. - Unvollständige Benetzung
Beachten, dass keine Bereiche der Hände ausgelassen werden, insbesondere die Daumen, Fingerspitzen und Handgelenke. - Zu kurze Einwirkzeit
Die Desinfektionslösung muss die volle Einwirkzeit auf den Händen verbleiben. Eine zu kurze Einwirkzeit reduziert die Wirksamkeit erheblich.
Implementierung in der Praxis
Um die korrekte Durchführung der hygienischen Händedesinfektion in der Praxis sicherzustellen, sind regelmäßige Schulungen und Überwachungen notwendig. Dies kann durch folgende Maßnahmen erreicht werden:
- Schulung und Training
Regelmäßige Schulungen für das Personal, um die Technik der Händedesinfektion zu üben und zu festigen. - Audit und Feedback
Durchführung von Audits, um die Einhaltung der Händedesinfektionspraktiken zu überprüfen und Feedback zu geben. - Verfügbarkeit von Desinfektionsmitteln
Sicherstellen, dass Desinfektionsmittel jederzeit und an strategisch günstigen Stellen verfügbar sind.
Zusammenfassung
Die korrekte Durchführung der hygienischen Händedesinfektion nach DIN EN 1500 ist eine essenzielle Maßnahme zur Infektionskontrolle. Durch die strikte Einhaltung der beschriebenen Schritte und kontinuierliche Schulung und Überwachung kann die Effektivität der Desinfektionsmaßnahmen maximiert und die Übertragung von Infektionserregern minimiert werden.
Quellen
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