ICD-Klassifikation

Die ICD-Kodierung ist ein weltweit anerkanntes Klassifikationssystem der WHO zur systematischen Erfassung und Klassifikation von Krankheiten und Gesundheitsproblemen, verwendet in Medizin, Statistik und Abrechnung.

Stephan Wäsche
Stephan Wäsche 30 Aufrufe
Lesezeit: 14 Min.
Die ICD wurde 1893 von Jacques Bertillon als Klassifikation von Todesursachen entwickelt. 1948 übernahm die WHO die Verwaltung. Mit ICD-10 (1990) und ICD-11 (2019) wurde sie global und digitalisiert.© Foto: Gam1983 (iStock)

Die ICD-Klassifikation (International Classification of Diseases) ist ein global anerkanntes System zur Klassifikation von Krankheiten und verwandten Gesundheitsproblemen. Dieses System wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entwickelt und gepflegt und dient dazu, Krankheiten und medizinische Zustände auf international standardisierte Weise zu dokumentieren. Es wird nicht nur in der klinischen Praxis verwendet, sondern auch für Gesundheitsstatistiken, epidemiologische Forschung und Abrechnung im Gesundheitswesen.

Die ICD-Klassifikation ist eine der ältesten und am häufigsten verwendeten Systematiken in der Gesundheitsversorgung und spielt eine zentrale Rolle in der Bereitstellung von einheitlichen Diagnosedaten, die international verglichen und analysiert werden können. Der aktuelle Standard, die ICD-11, wurde 2019 eingeführt und bietet signifikante Verbesserungen im Vergleich zur Vorgängerversion ICD-10, insbesondere hinsichtlich der digitalen Nutzung und der Genauigkeit der Klassifikationen.

Historische Entwicklung der ICD

Die Ursprünge der ICD-Klassifikation gehen auf das späte 19. Jahrhundert zurück. 1893 entwickelte der französische Arzt und Statistiker Jacques Bertillon die erste Fassung der Klassifikation, die als „International List of Causes of Death“ bekannt wurde. Dieses System war ursprünglich darauf ausgelegt, Todesursachen systematisch zu dokumentieren, um internationale Vergleiche in der Todesursachenstatistik zu ermöglichen. Diese Klassifikation wurde 1900 auf der ersten internationalen Konferenz für Todesursachen in Paris offiziell angenommen.

Nach einer Reihe von Revisionen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts übernahm die WHO 1948 die Verantwortung für die Pflege der ICD-Klassifikation. In der 6. Revision (ICD-6) wurden erstmals auch nicht-tödliche Krankheiten aufgenommen, was das Spektrum der Anwendung erheblich erweiterte und die ICD-Klassifikation zu einem allgemeineren Klassifikationssystem für Diagnosen machte.

Mit der ICD-10, die 1990 verabschiedet wurde, erlangte die Klassifikation weltweite Verbreitung und wurde in vielen Ländern, einschließlich Deutschland, standardmäßig in das Gesundheitswesen integriert. Die ICD-11, die 2019 veröffentlicht wurde, ist die aktuellste Version und stellt einen bedeutenden technologischen Fortschritt dar, da sie vollständig digitalisiert und benutzerfreundlicher gestaltet ist.

Struktur der ICD

Die ICD-Klassifikation (ICD) ist hierarchisch aufgebaut und folgt einem streng definierten System von Codes, die Krankheiten und Gesundheitszustände systematisch kategorisieren. Die ICD-11 enthält über 55.000 Codes, die in verschiedene Ebenen unterteilt sind:

  1. Kapitel
    Die oberste Ebene teilt Krankheiten in große Kategorien ein, basierend auf dem betroffenen Organsystem oder der Art der Krankheit, z. B. “Erkrankungen des Atmungssystems” oder “Psychische und Verhaltensstörungen”.
  2. Blöcke
    Innerhalb der Kapitel werden ähnliche Krankheiten zu Blöcken zusammengefasst. Ein Block in Kapitel V (psychische Störungen) könnte z. B. „Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen“ umfassen.
  3. Codes
    Jede Krankheit oder jeder Zustand hat einen spezifischen alphanumerischen Code, der mit einem Buchstaben beginnt, der das Kapitel bezeichnet (z. B. F für psychische Erkrankungen), gefolgt von einer Zahl, die die spezifische Diagnose angibt.

Ein ICD-Code wie J45.0 steht zum Beispiel für Asthma mit überwiegender allergischer Komponente. Dieser Code teilt sich wie folgt auf:

  • J: Steht für das Kapitel „Erkrankungen des Atmungssystems“.
  • 45: Kennzeichnet die Kategorie „Asthma“.
  • 0: Gibt die spezifische Diagnose „Asthma mit überwiegender allergischer Komponente“ an.

Die hierarchische Struktur der ICD-Klassifikation erlaubt eine präzise und umfassende Klassifikation von Diagnosen. Durch die alphanumerische Kodierung wird es ermöglicht, detaillierte Informationen über den Gesundheitszustand eines Patienten in wenigen Zeichen darzustellen.

Anwendung der ICD-Kodierung

Die ICD wird in verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens eingesetzt und erfüllt dabei unterschiedliche Funktionen:

  • Krankheitsdokumentation und Diagnose
    In der klinischen Praxis verwenden Ärzte und andere medizinische Fachkräfte ICD-Codes, um Diagnosen zu dokumentieren. Dies sorgt für Konsistenz in der Kommunikation von Gesundheitsinformationen und ermöglicht eine bessere Koordination der Patientenversorgung.
  • Statistische Analyse und Gesundheitsplanung
    Gesundheitsbehörden, wie das Robert Koch-Institut (RKI) in Deutschland oder das Centers for Disease Control and Prevention (CDC) in den USA, nutzen ICD-Daten, um Morbiditäts- und Mortalitätsraten zu erheben und zu analysieren. Dies ist entscheidend für die Überwachung von Gesundheitsproblemen, die Planung von Ressourcen und die Formulierung von Gesundheitspolitiken.
  • Abrechnung und Erstattung im Gesundheitswesen
    In vielen Ländern sind ICD-Codes unerlässlich für die Abrechnung medizinischer Dienstleistungen. In Deutschland erfolgt die Abrechnung mit den Krankenkassen über das DRG-System (Diagnosis Related Groups), welches ICD-Codes als Basis verwendet. Krankenhäuser und Ärzte kodieren Diagnosen mit Hilfe der ICD-Klassifikation, um Kosten korrekt abzurechnen.
  • Forschung und Epidemiologie
    In der Forschung spielt die ICD-Klassifikation eine entscheidende Rolle, indem sie standardisierte Daten für klinische Studien und epidemiologische Forschung bereitstellt. Diese Daten können genutzt werden, um Krankheitsmuster zu untersuchen, neue Behandlungen zu evaluieren und globale Gesundheitsrisiken zu bewerten.
  • Überwachung von Krankheitsausbrüchen
    Die WHO und nationale Gesundheitsbehörden nutzen ICD-Codes, um den Verlauf von Epidemien und Pandemien zu überwachen. Beispielsweise wurde während der COVID-19-Pandemie ein spezieller ICD-Code für COVID-19 eingeführt, um die Krankheit in allen Ländern einheitlich zu erfassen und zu berichten.

Kapitelstruktur der ICD-10

Die ICD-10 (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, 10. Revision) ist in 21 Kapitel unterteilt. Jedes Kapitel umfasst bestimmte Krankheiten und Zustände, die nach bestimmten Kriterien wie Organsystemen, Krankheitsursachen oder Symptomen gruppiert sind. Innerhalb der Kapitel gibt es weitere Einteilungen in Blöcke und spezifische Diagnosen mit eigenen Codes. Hier ist eine detaillierte Übersicht der Kapitelstruktur der ICD-10:

Kapitelstruktur der ICD-10

  1. Kapitel I: Bestimmte infektiöse und parasitäre KrankheitenCodes: A00–B99
    Dieses Kapitel umfasst Krankheiten, die durch Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten verursacht werden. Beispiele sind Cholera (A00), Tuberkulose (A15–A19), und HIV (B20).
  2. Kapitel II: Neubildungen (Tumoren) – Codes: C00–D48
    In diesem Kapitel sind sowohl gutartige als auch bösartige Tumoren (Krebserkrankungen) klassifiziert. Beispiele sind bösartige Neubildungen der Lunge (C34) und gutartige Tumoren des Gehirns (D33).
  3. Kapitel III: Krankheiten des Blutes und der blutbildenden Organe sowie bestimmte Störungen mit Beteiligung des ImmunsystemsCodes: D50–D89
    Enthält unter anderem Anämien (D50–D64), Blutgerinnungsstörungen und Immunschwächekrankheiten (D80–D89).
  4. Kapitel IV: Endokrine, Ernährungs- und StoffwechselkrankheitenCodes: E00–E90
    Hier sind Erkrankungen der endokrinen Drüsen wie Schilddrüsenerkrankungen (E00–E07), Diabetes mellitus (E10–E14) und Stoffwechselstörungen wie Gicht (E79) erfasst.
  5. Kapitel V: Psychische und VerhaltensstörungenCodes: F00–F99
    Psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen werden in diesem Kapitel kodiert, darunter Schizophrenie (F20), affektive Störungen (F30–F39) und Essstörungen wie Anorexia nervosa (F50).
  6. Kapitel VI: Krankheiten des NervensystemsCodes: G00–G99
    Dieses Kapitel umfasst Erkrankungen des zentralen und peripheren Nervensystems, wie Multiple Sklerose (G35), Epilepsie (G40) und Parkinson-Krankheit (G20).
  7. Kapitel VII: Krankheiten des Auges und der AugenanhangsgebildeCodes: H00–H59
    Hier werden Augenkrankheiten und Erkrankungen der Sehorgane kodiert, wie Katarakt (H25–H26) und Glaukom (H40).
  8. Kapitel VIII: Krankheiten des Ohrs und des WarzenfortsatzesCodes: H60–H95
    Umfasst Krankheiten des Hör- und Gleichgewichtssystems, wie Otitis externa (H60), Schallleitungsschwerhörigkeit (H90) und Morbus Menière (H81).
  9. Kapitel IX: Krankheiten des KreislaufsystemsCodes: I00–I99
    Enthält Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie Herzinfarkt (I21), Bluthochdruck (I10–I15) und Schlaganfall (I63).
  10. Kapitel X: Krankheiten des AtmungssystemsCodes: J00–J99
    Dieses Kapitel enthält Erkrankungen wie Grippe (J10), Lungenentzündung (J12–J18), Asthma (J45) und chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD, J44).
  11. Kapitel XI: Krankheiten des VerdauungssystemsCodes: K00–K93
    Umfasst Erkrankungen des Verdauungstrakts, wie Gastritis (K29), Leberzirrhose (K74) und Blinddarmentzündung (K35).
  12. Kapitel XII: Krankheiten der Haut und der UnterhautCodes: L00–L99
    Enthält Hauterkrankungen, darunter Ekzeme (L20–L30), Psoriasis (L40) und Akne (L70).
  13. Kapitel XIII: Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des BindegewebesCodes: M00–M99
    Hier werden Erkrankungen wie Arthrose (M15–M19), Rheumatoide Arthritis (M05) und Osteoporose (M80–M82) kodiert.
  14. Kapitel XIV: Krankheiten des UrogenitalsystemsCodes: N00–N99
    Umfasst Erkrankungen der Nieren, Harnwege und Geschlechtsorgane, wie chronische Niereninsuffizienz (N18), Harnwegsinfektionen (N30) und Endometriose (N80).
  15. Kapitel XV: Schwangerschaft, Geburt und WochenbettCodes: O00–O99
    Dieses Kapitel enthält Zustände und Komplikationen, die mit Schwangerschaft, Geburt und der Nachgeburtsphase zusammenhängen, wie Schwangerschaftsdiabetes (O24) oder Präeklampsie (O14).
  16. Kapitel XVI: Bestimmte Zustände, die ihren Ursprung in der Perinatalperiode habenCodes: P00–P96
    Kodiert perinatale Zustände, also Krankheiten oder Zustände, die während oder kurz nach der Geburt auftreten, wie Frühgeburt (P07) oder Atemnotsyndrom beim Neugeborenen (P22).
  17. Kapitel XVII: Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und ChromosomenanomalienCodes: Q00–Q99
    Hier werden genetische Störungen und Geburtsfehler klassifiziert, wie das Down-Syndrom (Q90), Spina bifida (Q05) und Lippen-Kiefer-Gaumenspalten (Q35–Q37).
  18. Kapitel XVIII: Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sindCodes: R00–R99
    Dieses Kapitel umfasst unspezifische Symptome wie Brustschmerzen (R07), Fieber unbekannter Ursache (R50) und abnorme Laborbefunde.
  19. Kapitel XIX: Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer UrsachenCodes: S00–T98
    Kodiert Verletzungen, wie Knochenbrüche (S00–S99), Verbrennungen (T20–T32) und Vergiftungen (T36–T50).
  20. Kapitel XX: Äußere Ursachen von Morbidität und MortalitätCodes: V01–Y98
    Enthält Ursachen von Verletzungen und Unfällen, wie Verkehrsunfälle (V01–V99), Stürze (W00–W19) und Selbstverletzungen (X60–X84).
  21. Kapitel XXI: Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führenCodes: Z00–Z99
    Enthält Codes für Fälle, in denen Personen aus nicht krankheitsbedingten Gründen medizinische Versorgung in Anspruch nehmen, wie Vorsorgeuntersuchungen (Z00) oder Impfungen (Z23).

Kapitelstruktur der ICD-11

Die ICD-11 (International Classification of Diseases, 11. Revision) ist die aktuellste Version der internationalen Klassifikation von Krankheiten, die 2019 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verabschiedet wurde. Sie stellt eine signifikante Weiterentwicklung gegenüber der ICD-10 dar, insbesondere hinsichtlich der Struktur, der Präzision und der digitalen Nutzung. Die ICD-11 enthält über 55.000 Codes und bietet multidimensionale Kodierungen, die es ermöglichen, verschiedene Aspekte einer Diagnose (wie Schweregrad, Ursache und Komplikationen) zu erfassen.

Die Kapitelstruktur der ICD-11 ähnelt in einigen Bereichen der ICD-10, enthält jedoch einige Anpassungen und Erweiterungen, um moderne medizinische Entwicklungen besser abzubilden.

Kapitelstruktur der ICD-11

  1. Kapitel 01: Bestimmte infektiöse oder parasitäre KrankheitenCodes: 1A00–1N9Z
    Dieses Kapitel umfasst Infektionskrankheiten, die durch Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten verursacht werden, wie Cholera (1A00), HIV (1C62), Tuberkulose (1B10), aber auch neue Einträge wie virale Pandemien (z. B. COVID-19).
  2. Kapitel 02: NeubildungenCodes: 2A00–2H9Z
    Umfasst bösartige Neubildungen (Krebs), gutartige Tumoren und Tumoren unsicheren oder unbekannten Verhaltens. Beispiele sind Brustkrebs (2C82) und Leukämie (2C90).
  3. Kapitel 03: Krankheiten des Blutes oder der blutbildenden OrganeCodes: 3A00–3B9Z
    Enthält Anämien (3A00), Blutgerinnungsstörungen und Erkrankungen des Knochenmarks.
  4. Kapitel 04: Krankheiten des ImmunsystemsCodes: 4A00–4B9Z
    Hier sind Immunschwächeerkrankungen wie primäre Immundefekte, aber auch Autoimmunerkrankungen kodiert, z.B. Lupus erythematodes (4A44).
  5. Kapitel 05: Endokrine, Ernährungs- oder StoffwechselkrankheitenCodes: 5A00–5F9Z
    Umfasst hormonelle und Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus (5A10), Schilddrüsenerkrankungen und Fettleibigkeit (5B81).
  6. Kapitel 06: Psychische, Verhaltens- oder neuroentwicklungsbezogene StörungenCodes: 6A00–6E8Z
    Beinhaltet psychische Erkrankungen wie Schizophrenie (6A20), bipolare Störungen (6A60), Depression (6A70), aber auch neuroentwicklungsbezogene Störungen wie Autismus-Spektrum-Störung (6A02).
  7. Kapitel 07: Krankheiten des NervensystemsCodes: 7A00–7E9Z
    Hier werden neurologische Erkrankungen erfasst, wie Multiple Sklerose (8A40), Epilepsie (8A60) und Parkinson-Krankheit (8A00).
  8. Kapitel 08: Krankheiten des Auges oder der AugenanhangsgebildeCodes: 8A00–8C4Z
    Umfasst Augenkrankheiten wie Katarakt (8A20) und Glaukom (8A40).
  9. Kapitel 09: Krankheiten des Ohrs oder des WarzenfortsatzesCodes: 9A00–9B9Z
    Beinhaltet Erkrankungen des Ohrs und Hörstörungen, wie Otitis media (9A30) und Schwerhörigkeit (9B20).
  10. Kapitel 10: Krankheiten des KreislaufsystemsCodes: BA00–BD9Z
    Kodiert Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Hypertonie (BA00), Herzinfarkt (BA40) und Herzinsuffizienz (BA10).
  11. Kapitel 11: Krankheiten des AtmungssystemsCodes: CA00–CD9Z
    Hier sind Erkrankungen der Atemwege kodiert, wie Lungenentzündung (CA40), Asthma (CA20) und COPD (CB41).
  12. Kapitel 12: Krankheiten des VerdauungssystemsCodes: DA00–DZ9Z
    Enthält Erkrankungen des Verdauungssystems, wie Gastritis (DA60), chronische Hepatitis (DB20) und Leberzirrhose (DB90).
  13. Kapitel 13: Krankheiten der HautCodes: EA00–EL9Z
    Hauterkrankungen wie Psoriasis (EA10), Ekzeme (EB00) und Hautinfektionen sind hier erfasst.
  14. Kapitel 14: Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems oder des BindegewebesCodes: FA00–FZ9Z
    Enthält Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis (FA20), Osteoporose (FB90) und Wirbelsäulenerkrankungen.
  15. Kapitel 15: Krankheiten des UrogenitalsystemsCodes: GA00–GY9Z
    Hier sind Erkrankungen der Nieren und Harnwege, wie chronische Nierenerkrankung (GB60) und Harnwegsinfektionen (GB40), sowie Krankheiten der Geschlechtsorgane enthalten.
  16. Kapitel 16: Zustände im Zusammenhang mit Schwangerschaft, Geburt und WochenbettCodes: JA00–JZ9Z
    Umfasst Schwangerschaftskomplikationen, wie Präeklampsie (JA20), Schwangerschaftsdiabetes (JA63) und Probleme bei der Geburt.
  17. Kapitel 17: Bestimmte Zustände, die ihren Ursprung in der Perinatalperiode habenCodes: KA00–KZ9Z
    Erkrankungen und Zustände, die um die Geburt herum auftreten, wie Atemnotsyndrom beim Neugeborenen (KA82).
  18. Kapitel 18: Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten oder ChromosomenanomalienCodes: LA00–LY9Z
    Umfasst genetische Störungen und Geburtsfehler, wie das Down-Syndrom (LA90) und Spina bifida (LA11).
  19. Kapitel 19: Symptome, Zeichen oder klinische Befunde, die anderenorts nicht klassifiziert sindCodes: MA00–MZ9Z
    Beinhaltet unspezifische Symptome wie Brustschmerzen (MA00), abnormaler Gewichtsverlust (MB00) oder Fieber unbekannter Ursache.
  20. Kapitel 20: Verletzungen, Vergiftungen oder bestimmte andere Folgen äußerer UrsachenCodes: NA00–NZ9Z
    Kodiert Verletzungen, wie Knochenbrüche (NA00), Verbrennungen (NA50) und Vergiftungen (NB00).
  21. Kapitel 21: Äußere Ursachen von Morbidität oder MortalitätCodes: PA00–PZ9Z
    Umfasst äußere Ursachen von Verletzungen oder Tod, wie Verkehrsunfälle (PA20), Ertrinken oder Suizid (PB20–PB40).
  22. Kapitel 22: Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen oder zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führenCodes: QA00–QZ9Z
    Enthält Codes für den Kontakt mit Gesundheitsdiensten aus nicht krankheitsbedingten Gründen, wie Vorsorgeuntersuchungen, Impfungen (QA20) oder postoperative Zustände.

Unterschiede zwischen ICD-10 und ICD-11

Die ICD-11 bringt signifikante Neuerungen und Verbesserungen im Vergleich zur ICD-10 mit sich:

  • Digitale Nutzung
    Die ICD-11 ist speziell für die digitale Nutzung konzipiert. Die WHO bietet eine Online-Plattform an, über die medizinische Fachkräfte auf die ICD-Klassifikation zugreifen, Diagnosen kodieren und Codes in verschiedenen Sprachen abrufen können. Dies macht die ICD-11 nicht nur zugänglicher, sondern auch anpassungsfähiger an moderne Gesundheitsinformationssysteme.
  • Erweiterte Genauigkeit und Präzision
    Die ICD-11 enthält deutlich mehr Diagnosen und ermöglicht eine differenziertere Klassifikation von Krankheiten. Beispielsweise können bei bestimmten Krankheiten zusätzliche Informationen wie der Schweregrad oder der zeitliche Verlauf dokumentiert werden.
  • Multidimensionale Kodierung
    Im Gegensatz zur ICD-10, die hauptsächlich eindimensionale Codes verwendet, ermöglicht die ICD-11 eine multidimensionale Kodierung. Das bedeutet, dass mehrere Aspekte einer Krankheit, wie Ätiologie, Schweregrad und Komplikationen, gleichzeitig kodiert werden können. Dies führt zu einer genaueren und umfassenderen Krankheitsdokumentation.
  • Anpassung an neue medizinische Entwicklungen
    Die ICD-11 integriert neuere Krankheitsbilder und Behandlungsansätze. Beispielsweise sind neue Krankheiten wie gaming disorder (Computerspielstörung) oder präzisere Klassifikationen von Krebsarten in der ICD-11 enthalten.

Herausforderungen der ICD-Kodierung

Trotz ihrer breiten Anwendung gibt es einige Herausforderungen im Zusammenhang mit der ICD-Klassifikation:

  • Komplexität und Fehlkodierung
    Das ICD-System ist sehr komplex, und es kann in der Praxis zu Fehlkodierungen kommen. Diese können auf mangelndes Wissen oder unzureichende Schulungen des medizinischen Personals zurückzuführen sein und führen zu Ungenauigkeiten in der Abrechnung sowie der Gesundheitsberichterstattung.
  • Zeitaufwand
    Die Kodierung von Diagnosen ist ein zusätzlicher administrativer Aufwand für medizinische Fachkräfte, der oft als belastend empfunden wird. Dies führt in einigen Fällen dazu, dass Diagnosen nicht ausreichend differenziert kodiert werden, was wiederum die Qualität der Gesundheitsdaten beeinträchtigen kann.
  • Aktualisierungszyklen
    Obwohl die ICD-Klassifikation regelmäßig überarbeitet wird, bleibt sie manchmal hinter den raschen Fortschritten der Medizin zurück. Neue Krankheiten oder Behandlungsmethoden werden nicht sofort integriert, was zu Verzögerungen in der Anwendung führen kann.

Zusammenfassung

Die ICD-Klassifikation ist ein essenzielles Werkzeug für das Gesundheitswesen und die öffentliche Gesundheit. Sie ermöglicht die systematische Erfassung von Diagnosen und Gesundheitsproblemen und schafft die Grundlage für statistische Analysen, epidemiologische Überwachung, klinische Forschung und Abrechnung. Die ICD-11 stellt eine wichtige Weiterentwicklung dar, insbesondere durch die Digitalisierung und die Erweiterung der Klassifikationen.

Die ICD wird weltweit von Regierungen, Forschungseinrichtungen, Kliniken und Krankenkassen verwendet, um eine konsistente und vergleichbare Erfassung von Gesundheitsdaten zu gewährleisten. Dies trägt dazu bei, die globale Gesundheit zu verbessern, Ressourcen effizient zu nutzen und den Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen zu optimieren. Trotz der Komplexität und einiger Herausforderungen bleibt die ICD-Klassifikation ein unverzichtbares Instrument für das internationale Gesundheitssystem.

Quellen

  • World Health Organization (WHO). ICD-10: International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems. 10th Revision. World Health Organization.
  • World Health Organization (WHO). ICD-11: International Classification of Diseases 11th Revision. World Health Organization.
  • Centers for Disease Control and Prevention (CDC). ICD – ICD-10-CM – International Classification of Diseases, Tenth Revision, Clinical Modification. Centers for Disease Control and Prevention.
  • National Center for Health Statistics (NCHS). ICD-10-CM Official Guidelines for Coding and Reporting. National Center for Health Statistics.
  • American Health Information Management Association (AHIMA). ICD-10-CM/PCS Coding: Theory and Practice. Elsevier Health Sciences.

- Themen-Tipp! -
Artikel teilen
Kommentieren