Kardiopulmonale Reanimation (CPR)

Die Kardiopulmonale Reanimation (CPR) ist eine lebensrettende Sofortmaßnahme bei Herzstillstand. Sie kombiniert Brustkompressionen und Beatmung, um die Durchblutung und Sauerstoffzufuhr bis zum Eintreffen von Rettungskräften zu sichern.

Stephan Wäsche 134 Aufrufe
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Die Kardiopulmonale Reanimation (CPR) kann effektiv an einem Dummy geübt werden. Dabei werden Herzmassage und Beatmung simuliert, um lebensrettende Maßnahmen im Notfall zu trainieren und zu perfektionieren.© Foto: frimufilms (Freepik)

Die kardiopulmonale Reanimation (CPR) ist ein lebensrettendes Notfallverfahren zur Wiederherstellung der Herz- und Lungenfunktion bei einem Herzstillstand. In Deutschland orientieren sich die Richtlinien für CPR an den Empfehlungen des Deutschen Rates für Wiederbelebung (GRC) und des European Resuscitation Council (ERC).

Definition

Die kardiopulmonale Reanimation (CPR) ist eine lebensrettende Notfallmaßnahme bei Herz-Kreislauf-Stillstand. Sie besteht aus der Kombination von Herzdruckmassage und Atemspende, um die Blutzirkulation und Sauerstoffversorgung aufrechtzuerhalten, bis professionelle Hilfe eintrifft. Ziel ist es, die Sauerstoffzufuhr zu lebenswichtigen Organen, insbesondere Gehirn und Herz, zu gewährleisten und so irreversible Schäden oder den Tod zu verhindern. CPR erhöht die Überlebenschancen bei plötzlichem Herzstillstand erheblich.

Grundlagen der Kardiopulmonalen Reanimation

Die kardiopulmonale Reanimation ist ein lebenswichtiges Verfahren, das durchgeführt wird, um die Blutzirkulation und die Atmung bei einem Patienten zu erhalten oder wiederherzustellen, der einen Herzstillstand erlitten hat. Der Herzstillstand führt zu einem sofortigen Verlust des Blutflusses zu den lebenswichtigen Organen.

Die wichtigsten Komponenten der CPR sind:

  • Herzdruckmassage
    Manuelle Kompressionen des Brustkorbs, um den Blutfluss aufrechtzuerhalten.
  • Beatmung
    Atemspenden, um Sauerstoff in die Lungen zu bringen.

Die Überlebenskette

Die Überlebenskette (Chain of Survival) ist ein Konzept, das die entscheidenden Schritte beschreibt, die zur Verbesserung der Überlebenschancen bei einem Herzstillstand erforderlich sind. Jede Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied, und ein Versagen in einem dieser Glieder kann die Erfolgschancen der Reanimation erheblich verringern.

Gliederung der Überlebenskette

  1. Frühes Erkennen und Absetzen des Notrufs
    • Ein schneller Beginn der Rettungskette beginnt mit der frühzeitigen Erkennung eines Herzstillstands und dem sofortigen Absetzen des Notrufs (112). Dies ist entscheidend, um die Reaktionszeit des Rettungsdienstes zu minimieren.
    • Wichtige Anzeichen eines Herzstillstands sind plötzlicher Kollaps, fehlende Atmung oder unregelmäßige Atmung (z. B. Schnappatmung), und fehlende Reaktionsfähigkeit.
  2. Frühe Herzdruckmassage
    • Die sofortige Einleitung von Herzdruckmassagen (CPR) ist entscheidend, um den Blutfluss zu den lebenswichtigen Organen aufrechtzuerhalten, bis professionelle Hilfe eintrifft.
    • Studien haben gezeigt, dass eine frühzeitige CPR die Überlebenschancen signifikant erhöhen kann. Je früher die Herzdruckmassage beginnt, desto besser sind die Chancen auf eine erfolgreiche Wiederbelebung.
  3. Frühe Defibrillation
    • Der Einsatz eines automatisierten externen Defibrillators (AED) ist entscheidend, um lebensbedrohliche Herzrhythmen wie Kammerflimmern (VF) und pulslose ventrikuläre Tachykardie (VT) zu behandeln.
    • AEDs sind so konzipiert, dass sie auch von Laienhelfern sicher verwendet werden können. Die frühzeitige Defibrillation kann den Herzrhythmus wiederherstellen und die Überlebenschancen deutlich erhöhen.
  4. Postreanimationsversorgung
    • Nach einer erfolgreichen Wiederbelebung ist eine umfassende postreanimationsmedizinische Versorgung entscheidend, um langfristige Überlebenschancen und neurologische Ergebnisse zu verbessern.
    • Diese Versorgung umfasst die Behandlung der zugrunde liegenden Ursachen des Herzstillstands, die Überwachung und Unterstützung der Herz- und Lungenfunktion, sowie rehabilitative Maßnahmen.

Schritte der Überlebenskette im Detail

  1. Frühes Erkennen und Absetzen des Notrufs
    • Szenenbewertung: Die Umgebung muss gesichert sein, bevor man sich dem Patienten nähert.
    • Bewusstseinsprüfung: Laut rufen und den Patienten vorsichtig schütteln. Reagiert der Patient?
    • Atmung prüfen: Sehen, hören und fühlen, ob der Patient normal atmet. Schnappatmung gilt nicht als normales Atmen.
    • Notruf absetzen: Falls keine normale Atmung vorhanden ist, sofort den Notruf 112 wählen und einen AED anfordern.
  2. Frühe Herzdruckmassage:
    • Handplatzierung: Den Ballen einer Hand in der Mitte des Brustkorbs platzieren, die andere Hand darüber legen und die Finger verschränken.
    • Kompressionen: Das Brustbein mindestens 5 cm tief (nicht mehr als 6 cm) mit einer Frequenz von 100-120 Kompressionen pro Minute drücken.
    • Entlastung: Nach jeder Kompression den Brustkorb vollständig zurückfedern lassen, um eine optimale Blutzirkulation zu gewährleisten.
    • Beatmung: Wenn ausgebildet, nach 30 Kompressionen zwei Atemspenden geben.
  3. Frühe Defibrillation:
    • AED vorbereiten: Den AED einschalten und den Sprachanweisungen folgen.
    • Elektroden anbringen: Die Elektroden auf die entblößte Brust des Patienten kleben, entsprechend den Abbildungen auf den Elektroden.
    • Analyse und Schock: Das Gerät den Herzrhythmus analysieren lassen und, falls erforderlich, den Schock auslösen. Während des Schocks darauf achten, dass niemand den Patienten berührt.
  4. Postreanimationsversorgung:
    • Intensivüberwachung: Der Patient wird auf der Intensivstation überwacht und behandelt, um Stabilisierung und Erholung zu fördern.
    • Ursachenklärung: Diagnostische Maßnahmen werden durchgeführt, um die Ursachen des Herzstillstands zu identifizieren und zu behandeln.
    • Rehabilitation: Umfassende Rehabilitationsprogramme unterstützen den Patienten bei der vollständigen Erholung und der Verbesserung der Lebensqualität.

Basic Life Support (BLS)

BLS umfasst die grundlegenden Maßnahmen, die sofort nach dem Erkennen eines Herzstillstands ergriffen werden sollten. Es richtet sich an Ersthelfer und medizinisches Personal ohne erweiterte medizinische Ausrüstung. Die Schritte des BLS sind:

  1. Erkennen des Herzstillstands und Aktivieren des Notfallsystems
    • Reaktionsfähigkeit des Patienten überprüfen.
    • Sofort den Notruf 112 wählen.
    • Einen automatisierten externen Defibrillator (AED) anfordern, falls verfügbar.
  2. Herzdruckmassage
    • Hände übereinander in der Mitte des Brustkorbs des Patienten platzieren.
    • 30-mal mit einer Frequenz von 100 – 120 Kompressionen pro Minute und einer Tiefe von mindestens 5 cm drücken.
    • Den Brustkorb zwischen den Kompressionen vollständig zurückfedern lassen.
  3. Beatmung
    • Atemwege des Patienten durch Neigen des Kopfes und Anheben des Kinns öffnen.
    • Zwei Atemspenden verabreichen, wobei jede Atemspende etwa eine Sekunde dauern sollte.
    • Sicherstellen, dass sich der Brustkorb hebt.
  4. Defibrillation
    • AED so schnell wie möglich verwenden.
    • Den Anweisungen des Geräts folgen und Schocks ausführen, wenn empfohlen.

MERKE: Eine sofortige kardiopulmonale Reanimation, das Minimieren vom Thoraxkompressionspausen und eine zeitnahe Defibrillation sind grundlegende Faktoren einer erfolgreichen Reanimation!

Advanced Life Support (ALS)

ALS erweitert die Maßnahmen des BLS durch fortgeschrittene Techniken und medizinische Ausrüstung. Es wird von medizinischem Fachpersonal durchgeführt und umfasst:

  1. Erweitertes Atemwegsmanagement:
    • Einsatz von Atemwegshilfen wie Larynxmasken, Endotrachealtuben oder supraglottischen Atemwegshilfen.
    • Sicherstellung der adäquaten Sauerstoffversorgung und Beatmung.
  2. Herzrhythmusanalyse und Defibrillation:
    • Einsatz manueller Defibrillatoren zur Herzrhythmusanalyse.
    • Durchführung synchronisierter Kardioversionen oder Defibrillationen, je nach Herzrhythmus.
  3. Medikamentenverabreichung:
    • Verabreichung von Medikamenten wie Adrenalin, Amiodaron oder Atropin entsprechend den Richtlinien.
  4. Erweiterte Monitoring und Diagnostik:
    • Überwachung der Vitalparameter und Anwendung diagnostischer Werkzeuge wie EKG.

WICHTIG! Thoraxkompressionen müssen immer priorisiert werden und bestenfalls nicht, oder nur kurz unterbrochen werden ➜ Richtwert < 5 Sekunden!

Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Kardiopulmonalen Reanimation

  1. Überprüfung der Szene und Sicherstellung der Sicherheit.
  2. Bewusstseinsprüfung und Notruf absetzen.
  3. Herzdruckmassage und Beatmung im Verhältnis 30:2.
  4. Anwendung eines AEDs bei Verfügbarkeit.
  5. Fortsetzung der Reanimation bis professionelle Hilfe eintrifft oder der Patient Lebenszeichen zeigt.
  6. Bei Eintreffen von ALS-Teams:
    • Fortführung und Überwachung der Herzdruckmassage.
    • Durchführung fortgeschrittener Atemwegssicherungen und Medikamentengaben.
    • Beurteilung und Anpassung der Reanimationsmaßnahmen basierend auf dem Herzrhythmus und der klinischen Situation.

Herzdruckmassage und Atemspende

Technik der Herzdruckmassage

  • Seitlich neben die zu reanimierende Person knien
  • Handballen im unteren Drittel auf dem Brustbein (Sternum) platzieren (beide Hände übereinander, Finger verschränken)
  • Senkrecht über Brust des Patienten beugen, Arme gestreckt halten

Thoraxkompressionen

  • Thoraxkompression nach Möglichkeit auf festen Untergrund vornehmen! Jedoch sollte die Herzdruckmassage nicht durch aufwändige Umlagerungen verzögert werden!
  • Tiefe der Kompression: min. 5 cm tief, jedoch nicht tiefer als 6 cm
  • Nach jeder Kompression vollständige Entlastung des Brustkorbs (ohne Verlassen des Druckpunktes) ➜ dem Herz die Möglichkeit des Füllens geben
  • Frequenz: 100 – 120 Kompressionen/Min.
  • Idealerweise mit 2 Personen im Wechsel von 2 Minuten und ohne lange Pausen Reanimieren (Erschöpfungen sollen so vermieden werden)

MERKE: Zum Einhalten der Kompressionsfrequenz von 100 – 120 Kompressionen/Min., sollte man zwei Musiktitel im Kopf abspielen: „Highway to Hell“ von AC/DC und/oder „Stayin’ Alive“ von den BeeGees. Beide Songs haben zwischen 100 und 120 Schläge pro Minute – und somit den perfekten Rhythmus für eine Herzdruckmassage.

Technik der Atemspende (Mund-zu-Nase-Beatmung)

  • Öffnen der Atemwege: Kopf überstrecken und Kinn anheben
  • Den Mund des Patienten mit dem Daumen verschließen
  • 2 Atemspenden durchführen: Tief einatmen, Nase der betroffenen Person mit den Lippen umschließen und die eigene Atemluft in den Patienten atmen ➜ Dauer je Atemspende ca. 1 Sekunde
    • Erfolgreiche Atemspende überprüfen: Der Brustkorb sollte sich während der Beatmung leicht anheben

CAVE: Die Thoraxkompression sollte für die 2 Atemspenden nicht länger als 5 Sekunden unterbrochen werden!

Defibrillation

Zur Durchführung einer Defibrillation muss zwingend ein defibrillierbarer Rhythmus vorliegen ➜ Kammerflimmern oder pulslose ventrikuläre Tachykardie (pVT)

Ablauf

  1. Herzdruckmassage
  2. Anbringen der Klebeelektroden
  3. Hände zur Notfall-EKG-Diagnostik vom Patienten nehmen
  4. Herzdruckmassage fortsetzen
  5. Defibrillator aufladen
  6. Hände zur Schockgabe vom Patienten nehmen
  7. Eine Schockabgabe veranlassen
  8. umgehend mit der Herzdruckmassage fortfahren

Liegt ein Kammerflimmern oder eine pulslose ventrikuläre Tachykardie vor, sollte eine sofortige Defibrillation (ohne vorherige Herzdruckmassage) mit bis zu drei schnell aufeinanderfolgenden Schocks erfolgen.

Positionieren der Elektroden

  • Anterior-lateral (anterolateral, sternal-apikal) ➜ 1. Wahl
  • Anterior-posterior ➜ 2. Wahl
  • Herzschrittmacherimplantat ➜ mehr als 8 cm Abstand zum Implantat beachten

Energiemengen

  • Erwachsene: mind. 150 Joule bei der ersten Schockabgabe ➜ Verwendung von 150–360 Joule bei allen weiteren Schockabgaben
  • Kindern: bi- und monophasisch ➜ 4 Joule/kgKG (kgKG = Kilogramm Körpergewicht), bei anhaltender VT/VF (mehr als 6 erfolglose Defibrillationsversuche) ➜ 6 – 8 Joule/kgKG

CAVE: Eine Defibrillation kann bei den Ersthelfern Kammerflimmern auslösen! Daher sollte bei der Schockgabe keine Berührung des Patienten oder leitfähiger Gegenstände stattfinden!

Automatisierter externer Defibrillator (AED)

Bei dem Automatisierten Externen Defibrillator handelt es sich um ein durch Laien bedienbares Geräte das den Herzrhythmus analysieren kann. Liegt eine defibrillierbare Rhythmusstörung vor, ermöglicht die integrierte Defibrillation eine Schockabgabe. Eine Anwendung des AED ist auch bei Kindern ab 8 Jahren möglich.

Wichtige Handlungsabläufe

  • Platzierung der Klebeelektroden anterior-lateral (Sternum, Apex cordis), Sprachführung bzw. Bildschirmanweisungen und Bedienungsanleitung beachten (Alternative Platzierung: Anterior-posterior)
  • Analyse des Herzrhythmus ➜ erfolgt alle 2 Minuten (während der Analyse den Patienten nicht berühren!)
  • Empfohlene Schockabgabe ➜ Es darf keine Patientenberührung stattfinden, Schock über den Auslöseknopf veranlassen
  • Unterbrechungen der Herzdruckmassage zur Defibrillation so kurz wie möglich halten

Fallbeispiele

Fallbeispiel 1

Ein 65-jähriger Mann kollabiert in einem Einkaufszentrum. Ein zufällig anwesender Ersthelfer bemerkt den Herzstillstand, beginnt sofort mit der Herzdruckmassage und fordert einen AED an. Nach dem Eintreffen des AEDs wird der Patient defibrilliert und zeigt anschließend Anzeichen von Bewusstsein. Die eingetroffenen Rettungskräfte übernehmen und setzen die ALS-Maßnahmen fort, bevor der Patient stabilisiert ins Krankenhaus transportiert wird.

Fallbeispiel 2

Eine 45-jährige Frau erleidet zu Hause einen Herzstillstand. Ihr Ehemann ruft den Notruf und beginnt mit der Herzdruckmassage. Beim Eintreffen des Rettungsteams werden fortgeschrittene Atemwegsmaßnahmen durchgeführt und Medikamente verabreicht. Der Einsatz des Defibrillators zeigt eine ventrikuläre Fibrillation, die erfolgreich behandelt wird. Der Patient wird mit stabilisiertem Kreislauf ins Krankenhaus transportiert.

Zusammenfassung

Die kardiopulmonale Reanimation ist eine lebensrettende Maßnahme, die durch zeitgerechtes und effektives Eingreifen entscheidend zur Überlebensrate von Patienten mit Herzstillstand beitragen kann. Die Kombination aus BLS und ALS, unter Einhaltung der deutschen Richtlinien, stellt sicher, dass sowohl Laienhelfer als auch medizinisches Fachpersonal optimal auf Notfallsituationen vorbereitet sind.

Quellen

  • Grundlagen der Reanimation. (o. J.). Amboss.com. Abgerufen 23. April 2023, von https://www.amboss.com/de/wissen/Grundlagen_der_Reanimation/
  • Kardiopulmonale Reanimation. Pocket-Leitlinien: Update 2021. (2021). Deutsche Gesellschaft für Kardiologie. ISBN 978-3898623292
  • Erweiterte lebensrettende Maßnahmen für Erwachsene – Leitlinien des European Resuscitation Council 2021. Soar et al. In: Notfall + Rettungsmedizin. Band: 24, Nummer: 4. 2021

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