Mit dem Rauchen aufhören: Ein Leitfaden für einen erfolgreichen Neuanfang

Das Aufgeben des Rauchens ist ein entscheidender Schritt zu mehr Gesundheit und Wohlbefinden. Die Vorteile reichen von verbesserter Lungenfunktion bis hin zu einem reduzierten Krebs- und Herzinfarktrisiko.

Stephan Wäsche 107 Aufrufe
Lesezeit: 10 Min.
Rauchen ist eine starke Sucht, da Nikotin das Belohnungssystem im Gehirn stimuliert und schnell Abhängigkeit erzeugt. Es führt zu physischer und psychischer Abhängigkeit, was das Aufhören erschwert.© Foto: lil artsy (Pexels)

Rauchen ist eine der weltweit führenden Ursachen für vermeidbare Krankheiten und vorzeitige Todesfälle. Jedes Jahr sterben Millionen von Menschen an den Folgen des Tabakkonsums. Dennoch rauchen weltweit immer noch etwa 1,3 Milliarden Menschen. Der Schritt, mit dem Rauchen aufzuhören, gehört zu den wichtigsten Entscheidungen, die ein Mensch für seine Gesundheit treffen kann. Es gibt zahlreiche Vorteile, die sich auf den Körper und das Wohlbefinden auswirken – von einer verbesserten Lungenfunktion bis hin zu einer erhöhten Lebenserwartung. Allerdings ist es kein einfacher Prozess, das Rauchen aufzugeben, da Nikotin eine starke physische und psychische Abhängigkeit erzeugt.

Die gesundheitlichen Vorteile des Rauchstopps

Ein Aufgeben des Rauchens hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Gesundheit, und diese beginnen schon nach wenigen Stunden. Die positiven Effekte setzen schneller ein, als die meisten Menschen annehmen:

  • Nach 20 Minuten
    Der Blutdruck und die Herzfrequenz normalisieren sich. Rauchen erhöht den Blutdruck, weil das Nikotin die Blutgefäße verengt und das Herz schneller schlagen lässt. Sobald der Nikotinkonsum eingestellt wird, beginnen sich diese Parameter zu stabilisieren.
  • Nach 12 Stunden
    Der Kohlenmonoxidspiegel im Blut sinkt auf ein normales Niveau. Kohlenmonoxid, das durch das Verbrennen von Tabak entsteht, vermindert die Sauerstoffkapazität des Blutes. Ein erhöhter Kohlenmonoxidspiegel kann zu Müdigkeit und Kopfschmerzen führen und die Atmung erschweren. Sobald der Raucher aufhört, normalisieren sich die Sauerstoffwerte wieder.
  • Nach 2 bis 12 Wochen
    Die Lungenfunktion verbessert sich, und der Kreislauf wird effizienter. Da der Raucherhusten nachlässt, können viele ehemalige Raucher wieder leichter atmen und haben mehr Energie.
  • Nach 1 bis 9 Monaten
    Die Lungen regenerieren sich weiter, und das Risiko für Atemwegsinfektionen sinkt. Der Raucherhusten verschwindet weitgehend, und die Atemnot verringert sich, da sich die winzigen Haarzellen (Zilien) in den Atemwegen wieder regenerieren und Schleim sowie Schmutz besser aus den Lungen transportieren können.
  • Nach einem Jahr
    Das Risiko für koronare Herzkrankheiten halbiert sich im Vergleich zu dem eines Rauchers. Rauchen ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für Herzkrankheiten, und der Rauchstopp reduziert dieses Risiko drastisch.
  • Nach 5 Jahren
    Das Risiko für Schlaganfälle kann auf das eines Nichtrauchers sinken, da sich die Gefäßwände stabilisieren und das Risiko von Blutgerinnseln reduziert wird.
  • Nach 10 Jahren
    Das Risiko, an Lungenkrebs zu sterben, ist halb so hoch wie bei einem aktiven Raucher. Auch andere Krebsarten wie Kehlkopf-, Mund-, Speiseröhren- und Bauchspeicheldrüsenkrebs treten seltener auf.
  • Nach 15 Jahren
    Das Risiko für koronare Herzkrankheiten entspricht nun dem eines Nichtrauchers, was die Lebenserwartung eines ehemaligen Rauchers erheblich steigern kann.

Die psychologischen und physischen Herausforderungen

Trotz der vielen gesundheitlichen Vorteile fällt es vielen Rauchern schwer, das Rauchen aufzugeben. Die Nikotinabhängigkeit ist nicht nur physisch, sondern auch psychisch. Nikotin, der primäre Suchtstoff im Tabak, beeinflusst das Belohnungssystem des Gehirns. Es stimuliert die Freisetzung von Dopamin, einem Neurotransmitter, der für Glücksgefühle und Wohlbefinden sorgt. Durch den wiederholten Konsum von Nikotin verknüpft das Gehirn diese angenehmen Gefühle mit dem Rauchen, was die Abhängigkeit verstärkt.

Entzugserscheinungen

Der körperliche Entzug von Nikotin kann bereits nach wenigen Stunden ohne Zigarette beginnen und erreicht in der Regel innerhalb der ersten Tage seinen Höhepunkt. Typische Entzugserscheinungen sind:

  • Reizbarkeit und Nervosität
    Viele Menschen berichten von einem erhöhten Stress- und Reizbarkeitsniveau während der ersten Tage des Rauchstopps.
  • Schlafstörungen
    Nikotin hat eine stimulierende Wirkung, und der Körper muss sich daran gewöhnen, ohne diese Stimulation auszukommen, was zu Schlafproblemen führen kann.
  • Gewichtszunahme
    Nikotin beeinflusst den Stoffwechsel, und viele Menschen, die mit dem Rauchen aufhören, erleben eine Gewichtszunahme. Dies kann auch darauf zurückzuführen sein, dass viele ehemalige Raucher das Verlangen nach einer Zigarette durch Essen ersetzen.
  • Starke Rauchgelüste
    Diese können Wochen oder sogar Monate anhalten, wobei die Intensität in den ersten Tagen am stärksten ist.

Die psychischen Abhängigkeiten sind oft noch schwieriger zu überwinden. Raucher verknüpfen das Rauchen oft mit bestimmten Routinen oder emotionalen Zuständen, wie zum Beispiel beim morgendlichen Kaffee, nach dem Essen oder in stressigen Situationen. Diese Verbindungen zu durchbrechen erfordert Achtsamkeit und Geduld.

Strategien zur erfolgreichen Rauchentwöhnung

Es gibt eine Vielzahl von Ansätzen, die helfen können, das Rauchen erfolgreich aufzugeben. Der Erfolg hängt oft davon ab, die richtige Strategie oder eine Kombination von Strategien zu finden, die für die jeweilige Person funktioniert. Hier sind einige der gängigsten Methoden:

  • Nikotin-Ersatztherapien (NRT)
    Nikotin-Pflaster, Kaugummis und Lutschtabletten bieten eine schrittweise Reduktion der Nikotinzufuhr. Sie mildern die Entzugserscheinungen und helfen, den Körper von der Sucht zu entwöhnen, ohne dass die schädlichen Stoffe des Tabakrauchs eingeatmet werden.
  • Medikamente
    Es gibt verschreibungspflichtige Medikamente wie Vareniclin (bekannt als Champix) und Bupropion (Zyban), die helfen können, das Verlangen nach Nikotin zu reduzieren und die Entzugserscheinungen zu lindern.
  • Verhaltenstherapie
    Psychologische Unterstützung und Verhaltenstherapie können entscheidend sein, um die Gewohnheiten zu verändern, die mit dem Rauchen verbunden sind. Diese können in Einzel- oder Gruppensitzungen stattfinden und bieten emotionale Unterstützung sowie praktische Tipps, um schwierige Momente zu überstehen.
  • Achtsamkeit und Meditation
    Diese Techniken können helfen, das Verlangen nach einer Zigarette zu überwinden, indem sie die Aufmerksamkeit auf den Moment richten und Stress abbauen.
  • E-Zigaretten
    E-Zigaretten werden als weniger schädliche Alternative zu herkömmlichen Zigaretten betrachtet. Während sie Nikotin liefern, enthalten sie weniger der giftigen Substanzen, die im Tabakrauch vorhanden sind. Die Forschung zu den langfristigen Auswirkungen des Dampfens läuft jedoch noch, und viele Gesundheitsorganisationen empfehlen Vorsicht bei der Nutzung von E-Zigaretten als Mittel zur Rauchentwöhnung.

Hilfe erhalten

In Deutschland gibt es vielfältige Unterstützungsmöglichkeiten für Menschen, die mit dem Rauchen aufhören wollen. Diese Hilfsangebote richten sich sowohl an Personen, die es alleine versuchen möchten, als auch an diejenigen, die professionelle Unterstützung benötigen. Hier sind einige der wichtigsten Hilfsangebote und Ressourcen, die in Deutschland zur Verfügung stehen:

Kostenfreie Beratung und Telefon-Hotlines

Eine der ersten Anlaufstellen für Menschen, die Unterstützung beim Rauchstopp suchen, sind telefonische Beratungsdienste. Diese sind anonym und kostenfrei, und sie bieten sowohl Informationen als auch emotionale Unterstützung:

  • Telefonische Beratung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
    Unter der Nummer 0800 8313131 erhalten Anrufer kostenlos Beratung und Unterstützung beim Aufhören. Die BZgA bietet auch spezielle Programme für Jugendliche und Frauen in besonderen Lebenslagen an.
  • Rauchertelefon
    Unter der Nummer 0800 8484840 bietet das Rauchertelefon der Deutschen Krebshilfe individuelle Beratung und konkrete Tipps zum Rauchstopp. Die Berater sind in der Regel geschult und können maßgeschneiderte Empfehlungen geben.

Online-Ressourcen und Programme

Das Internet bietet eine Fülle von Informationen und interaktiven Hilfsmitteln, die den Rauchstopp erleichtern können:

  • www.rauchfrei-info.de
    Dies ist das offizielle Portal der BZgA zur Raucherentwöhnung. Es bietet neben Informationsmaterialien auch ein interaktives „rauchfrei Ausstiegsprogramm“, das über mehrere Wochen hinweg den Nutzer begleitet. Es gibt auch ein Forum, in dem sich Menschen austauschen können, die ebenfalls versuchen, mit dem Rauchen aufzuhören.
  • Nichtraucherhelden.de
    Ein digitales Coaching-Programm, das Raucher Schritt für Schritt auf dem Weg in ein rauchfreies Leben unterstützt. Es bietet auch eine App, die täglichen Support bietet und mit konkreten Tipps und Übungen hilft, das Verlangen nach Zigaretten zu überwinden.
  • Smokefree-App
    Diese App bietet eine digitale Begleitung beim Rauchstopp, einschließlich Erinnerungen, Motivationssprüchen und Erfolgstrackern, um Fortschritte festzuhalten. Die App kann durch den Wegfall der Zigaretten eine finanzielle Übersicht bieten, wie viel Geld man durch den Rauchstopp spart.

Gruppenprogramme und Kurse zur Rauchentwöhnung

In Deutschland gibt es auch viele Angebote für Gruppentherapien und Rauchstopp-Kurse, die von Krankenkassen, Gesundheitszentren oder auch privaten Anbietern organisiert werden. Diese bieten den Vorteil des Austauschs mit anderen, die in derselben Situation sind, und werden oft von Fachleuten geleitet.

  • Kursangebote der Krankenkassen
    Viele gesetzliche Krankenkassen bieten Programme zur Raucherentwöhnung an. Diese Kurse werden oft als Präventionsmaßnahme anerkannt und finanziell unterstützt. Beispiele sind das „Rauchfrei Programm“ der BZgA, das auch über Krankenkassen zugänglich ist, oder ähnliche Kurse in Zusammenarbeit mit Ärzten und Gesundheitseinrichtungen.
  • Verhaltenstherapeutische Programme
    In vielen Städten gibt es Programme, die auf verhaltenstherapeutischen Ansätzen basieren und von Psychologen oder Therapeuten begleitet werden. Hier geht es vor allem darum, die mit dem Rauchen verbundenen Gewohnheiten zu analysieren und durch neue, gesündere Verhaltensweisen zu ersetzen.

Ärztliche Unterstützung und Therapien

Viele Hausärzte und Fachärzte bieten Unterstützung bei der Raucherentwöhnung an. Sie können nicht nur Medikamente verschreiben, sondern auch beratende Gespräche führen oder an entsprechende Programme verweisen.

  • Suchttherapien
    Für starke Raucher oder Menschen, die Schwierigkeiten haben, allein mit dem Rauchen aufzuhören, gibt es spezielle Suchtkliniken oder Beratungsstellen, die bei der Entwöhnung helfen. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) bieten umfangreiche Listen von regionalen Beratungsstellen an.

Selbsthilfegruppen

Selbsthilfegruppen können eine wichtige Ressource für den Rauchstopp sein, besonders für Menschen, die den emotionalen Austausch und die Unterstützung anderer in einer ähnlichen Situation schätzen. In diesen Gruppen kommen ehemalige Raucher und Menschen, die aktuell versuchen aufzuhören, zusammen, um ihre Erfahrungen zu teilen, sich gegenseitig zu motivieren und durch Rückschläge hindurch zu helfen.

  • Regionale Selbsthilfegruppen
    Viele Städte und Gemeinden bieten lokale Selbsthilfegruppen an, die sich speziell mit dem Thema Raucherentwöhnung beschäftigen. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) oder das Selbsthilfegruppenverzeichnis der Krankenkassen können dabei helfen, eine passende Gruppe in der Nähe zu finden.
  • Anonyme Raucher (AR)
    Nach dem Vorbild der Anonymen Alkoholiker bieten die Anonymen Raucher regelmäßige Gruppentreffen an, bei denen die Teilnehmer in einem geschützten Rahmen über ihre Erfahrungen sprechen und gemeinsam Strategien entwickeln können, um rauchfrei zu bleiben. Diese Gruppen sind in vielen Städten in Deutschland aktiv.

Psychologische Unterstützung

Für viele Menschen ist das Rauchen eng mit psychischen und emotionalen Faktoren verknüpft, wie Stressbewältigung, Gewohnheiten oder sogar Depressionen. Eine psychologische Unterstützung kann daher entscheidend sein, um den Rauchstopp dauerhaft zu schaffen. Hier können Verhaltenstherapien oder kognitive Therapien helfen, die hinter dem Rauchverlangen stehenden psychischen Auslöser zu erkennen und Strategien zu entwickeln, um mit diesen umzugehen.

  • Verhaltenstherapie
    Diese Therapieform hilft dabei, die eigenen Gedanken- und Verhaltensmuster zu erkennen und zu verändern, die mit dem Rauchen verbunden sind. Dabei kann es um Situationen gehen, die das Verlangen nach einer Zigarette auslösen, oder um den Umgang mit Stress, Angst oder Langeweile.
  • Achtsamkeit und Stressbewältigung
    Methoden wie Meditation, Achtsamkeitsübungen oder Yoga können helfen, den Stress zu reduzieren, der oft zu einem Rückfall führt. Die Achtsamkeitstechniken lehren, das Verlangen nach einer Zigarette zu beobachten, ohne darauf zu reagieren, und helfen so, emotional schwierige Momente zu überstehen.

Betriebliche Gesundheitsförderung

Viele Unternehmen in Deutschland bieten ihren Mitarbeitern im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung Unterstützung beim Rauchstopp an. Diese Programme können Kurse zur Raucherentwöhnung, Informationen über die gesundheitlichen Vorteile des Rauchstopps und psychologische Beratung umfassen. In manchen Fällen bieten Unternehmen auch finanzielle Anreize für rauchfreie Mitarbeiter oder unterstützen durch flexible Arbeitszeiten, um den Übergang in ein rauchfreies Leben zu erleichtern.

  • Rauchfreie Zonen
    Einige Betriebe schaffen auch rauchfreie Zonen oder bieten spezielle Entwöhnungsprogramme an, um Mitarbeiter zu motivieren, mit dem Rauchen aufzuhören.

Fazit

Ein Rauchstopp ist zweifellos eine der besten Entscheidungen, die jemand für seine Gesundheit treffen kann. Die Vorteile sind vielfältig, von der Verbesserung der Lungenfunktion bis hin zu einem verringerten Risiko für Herzkrankheiten und Krebs. Obwohl der Weg dorthin Herausforderungen birgt, sind die Entzugserscheinungen und die psychologische Abhängigkeit überwindbar. Mit der richtigen Unterstützung, sei es durch Nikotin-Ersatztherapien, Verhaltenstherapie oder Achtsamkeitsübungen, kann der Raucher dauerhaft von der Sucht loskommen und ein gesünderes, längeres Leben führen.

Quellen

  • BZgA: Rauchentwöhnung (2022) Bzga.de. Verfügbar unter: https://www.bzga.de/service/infotelefone/rauchentwoehnung/ (Zugegriffen: 06.Oktober 2024).
  • World Health Organization (WHO). (2021) Tobacco. Verfügbar unter: https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/tobacco (Zugegriffen: 06. Oktober 2024).
  • National Institute on Drug Abuse (NIDA). (2022) Is nicotine addictive?. Verfügbar unter: https://nida.nih.gov/publications/research-reports/tobacco-nicotine-e-cigarettes/nicotine-addictive (Zugegriffen: 06. October 2024).
  • West, R. and Shiffman, S. (2016) Fast Facts: Smoking Cessation. 2nd edn. Oxford: Health Press.
  • Haupt, W. F., & Gouzoulis-Mayfrank, E. (2016). Neurologie und Psychiatrie für Pflegeberufe (W. F. Haupt & E. Gouzoulis-Mayfrank, Hrsg.; 11. Aufl.). Thieme.
Teilen
Die mobile Version verlassen