Naomi Feil

Naomi Feil (1932–2023) revolutionierte die Altenpflege mit ihrer Validationsmethode, die empathischen Umgang mit desorientierten Menschen fördert. Ihr Werk prägt bis heute den Umgang mit Demenz.

Stephan Wäsche 9 Aufrufe
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Naomi Feil, Gerontologin, entwickelte die Validationsmethode (1963–1980), leitete das Validation Training Institute und revolutionierte die Pflege dementer Menschen durch Empathie und Würde.

Naomi Feil (* 22. Juli 1932 in München; † 24. Dezember 2023 in Jasper, Oregon) war eine deutsch-amerikanische Gerontologin und ehemalige Off-Broadway-Schauspielerin. Sie entwickelte die Validationsmethode, eine innovative Herangehensweise im Umgang mit dementen und desorientierten älteren Menschen, die darauf abzielt, deren Lebensqualität zu verbessern und Pflegekräften die Betreuung zu erleichtern.

Naomi Feil
Beruf
Gerontologin
Geboren
22.07.1932 in München
Gestorben
24.12.2023 in Jasper, Orgenon, USA
Begründung
Validation

Frühes Leben und Bildung

Naomi Feil wurde am 22. Juli 1932 in München geboren. Ihre Familie emigrierte in den 1930er-Jahren in die USA, um den Verfolgungen des Nationalsozialismus zu entgehen. In Cleveland, Ohio, wuchs sie im Montefiore-Altersheim auf, das von ihrem Vater Julius Weil geleitet wurde. Diese enge Verbindung zur Welt der Altenpflege prägte Naomi schon früh und weckte ihr Interesse an der Arbeit mit älteren Menschen.

Feil studierte Sozialarbeit an der renommierten Columbia University in New York, wo sie ihren Master-Abschluss erwarb. Ihre akademische Ausbildung legte den Grundstein für die Entwicklung eines neuen Verständnisses für die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz und anderen Alterskrankheiten.

Entwicklung der Validationsmethode

Zwischen 1963 und 1980 entwickelte Naomi Feil die Validationsmethode. Sie beobachtete, dass viele ältere Menschen mit Demenz nicht mit standardisierten Pflegeansätzen erreicht werden konnten. Statt diese Menschen durch Korrekturen oder Ignorieren ihrer Aussagen weiter zu frustrieren, setzte Feil auf einen Ansatz, der Empathie, Akzeptanz und emotionale Kommunikation in den Vordergrund stellte.

Die Validationsmethode basiert auf vier zentralen Prinzipien:

  1. Akzeptanz der Realität des Betroffenen: Anstatt die desorientierte Wahrnehmung von Menschen mit Demenz als „falsch“ zu bewerten, werden ihre individuellen Lebensrealitäten akzeptiert.
  2. Emotionale Ausdrucksfreiheit: Gefühle wie Angst, Wut oder Trauer werden als bedeutungsvoll angesehen und respektiert.
  3. Empathisches Zuhören: Pflegekräfte sollen sich in die Gefühlswelt der Betroffenen hineinversetzen und versuchen, deren Perspektive zu verstehen.
  4. Würde und Respekt: Jeder Mensch wird als einzigartig betrachtet, unabhängig von seiner kognitiven Verfassung.

Mit diesen Prinzipien wollte Feil die Lebensqualität der Betroffenen verbessern, ihnen helfen, unerledigte Angelegenheiten zu verarbeiten, und Pflegekräften ermöglichen, mit weniger Frustration und mehr Mitgefühl zu arbeiten.

Karriere und Verbreitung der Methode

Naomi Feil gründete das Validation Training Institute (VTI), um ihre Methode bekannt zu machen. Sie hielt weltweit Vorträge, leitete Workshops und führte Schulungen für Pflegepersonal durch. Ihre Methode fand breite Anwendung, vor allem in Altenheimen, Kliniken und anderen Einrichtungen, die sich mit der Pflege von Menschen mit Demenz befassen.

Ihre wichtigsten Publikationen sind:

  • Validation. Ein Weg zum Verständnis verwirrter alter Menschen (1990, gemeinsam mit Vicki de Klerk-Rubin)
  • Validation in Anwendung und Beispielen (1993)
  • Trainingsprogramm Validation (2001, gemeinsam mit Evelyn Sutton und Frances Johnson)

Naomi Feils Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt, was zur weltweiten Verbreitung der Validationsmethode beitrug. Besonders in Europa, den USA und Japan fand die Methode große Beachtung.

Auszeichnungen und Ehrungen

Für ihre Arbeit erhielt Naomi Feil zahlreiche Auszeichnungen, die ihre bahnbrechenden Beiträge zur Gerontologie würdigten, darunter:

  • 1997: Das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.
  • 2014: Der Lazarus-Ehrenpreis für ihr Lebenswerk, eine Auszeichnung für bedeutende Leistungen in der Altenpflege.

Diese Ehrungen spiegeln die immense Bedeutung ihrer Arbeit wider und würdigen ihren Einfluss auf die Pflegewissenschaften.

Spätes Leben und Vermächtnis

Naomi Feil lebte in ihren letzten Jahren in Jasper, Oregon, wo sie am 24. Dezember 2023 im Alter von 91 Jahren verstarb. Bis ins hohe Alter blieb sie aktiv und setzte sich für die Weiterentwicklung und Verbreitung ihrer Methode ein.

Ihr Lebenswerk hat die Pflege von Menschen mit Demenz nachhaltig verändert. Die Validationsmethode wird heute weltweit angewandt und bleibt ein Eckpfeiler moderner Pflegeansätze. Sie hat nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen verbessert, sondern auch die Beziehung zwischen Pflegekräften und Patienten menschlicher und respektvoller gestaltet.

Naomi Feil hinterlässt ein Vermächtnis, das in der Gerontologie und Altenpflege weiterhin Bestand haben wird. Ihre Arbeit hat unzähligen Menschen geholfen und gezeigt, wie wichtig es ist, in der Pflege Mitgefühl und Verständnis zu zeigen.

Veröffentlichungen von Naomi Feil

Naomi Feil hat mit ihren Büchern und Veröffentlichungen wesentlich zur Verbreitung und Anwendung der Validationsmethode beigetragen. Ihre Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und dienen weltweit als Standardliteratur in der Altenpflege und Gerontologie. Zu ihren bedeutendsten Veröffentlichungen zählen:

  1. Validation. Ein Weg zum Verständnis verwirrter alter Menschen (1990)
    • Dieses Buch, verfasst gemeinsam mit Vicki de Klerk-Rubin, gilt als grundlegende Einführung in die Validationsmethode. Es beschreibt die Prinzipien und Ziele der Methode und zeigt auf, wie man desorientierte Menschen besser verstehen und begleiten kann.
  2. Validation (1992)
    • Eine umfassende Darstellung der Validationsmethode mit praktischen Beispielen und theoretischen Grundlagen. Dieses Werk wurde zum internationalen Klassiker in der Altenpflege.
  3. Validation in Anwendung und Beispielen (1993)
    • In diesem Buch werden zahlreiche Fallbeispiele und Anwendungsstrategien vorgestellt. Es dient als praxisorientiertes Handbuch für Pflegekräfte, die die Validationsmethode in ihrem Arbeitsalltag einsetzen möchten.
  4. Validation. Ein neuer Weg zum Verständnis alter Menschen (1993)
    • Dieses Werk vertieft die theoretischen Grundlagen der Methode und zeigt, wie wichtig Empathie und Akzeptanz im Umgang mit älteren Menschen sind.
  5. Trainingsprogramm Validation (2001)
    • Verfasst in Zusammenarbeit mit Evelyn Sutton und Frances Johnson, bietet dieses Buch ein strukturiertes Schulungsprogramm für Pflegekräfte. Es enthält praktische Übungen und Anleitungen, um die Validationsmethode in der Praxis umzusetzen.

Naomi Feils Bücher haben wesentlich dazu beigetragen, die Validationsmethode weltweit zu etablieren. Sie dienen sowohl als theoretische Grundlage als auch als praktische Anleitung für Pflegekräfte, Therapeuten und Angehörige, die mit dementen Menschen arbeiten.

Zusammenfassung

Naomi Feil (*1932, †2023) war eine deutsch-amerikanische Gerontologin, die die Validationsmethode entwickelte, eine innovative Herangehensweise für den Umgang mit dementen und desorientierten älteren Menschen. Diese Methode betont Empathie, Respekt und das Verstehen emotionaler Ausdrücke, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und Pflegekräfte zu unterstützen. Feil wuchs im Altersheim ihres Vaters in Ohio auf und studierte Sozialarbeit an der Columbia University. Ihr Ansatz fand weltweite Anerkennung und wurde in zahlreichen Werken veröffentlicht. Sie erhielt bedeutende Auszeichnungen, darunter das Große Ehrenzeichen der Republik Österreich. Ihr Lebenswerk prägt die Altenpflege nachhaltig.

Quellen

  • Feil, N. (1992). Validation: The Feil Method. Edward Feil Productions.
  • Feil, N. (2002). The Validation Breakthrough: Simple Techniques for Communicating with People with Alzheimer’s-Type Dementia. Health Professions Press.
  • Naomi Feil Institute. „About Naomi Feil.“
  • Kitwood, T. (1997). Dementia Reconsidered: The Person Comes First. Open University Press.
  • Brooker, D. (2007). Person-Centred Dementia Care: Making Services Better. Jessica Kingsley Publishers.

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