Pflegeinterventionen

Pflegeinterventionen sind gezielte Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit, Linderung von Symptomen und Prävention von Krankheiten. Sie umfassen physische, psychosoziale und präventive Ansätze in der Pflegepraxis.

Stephan Wäsche
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Die Hauptaufgaben der Pflegeinterventionen sind die Förderung, Erhaltung und Wiederherstellung der Gesundheit, Prävention von Krankheiten, Linderung von Symptomen und Unterstützung bei der Bewältigung von Erkrankungen.© Foto: Newman Studio (Shutterstock)

Pflegeinterventionen beinhalten gezielte Handlungen von Pflegekräften, um die Gesundheit und das Wohlbefinden von Patienten zu fördern, Krankheiten vorzubeugen und Beschwerden zu lindern. Sie reichen von grundpflegerischen Maßnahmen wie Körperpflege bis hin zu komplexen Handlungen in der Intensiv- und Palliativpflege. Diese Interventionen sind essenziell für den Pflegeprozess und basieren oft auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, um eine bestmögliche Versorgung zu gewährleisten. Pflegekräfte spielen hierbei eine zentrale Rolle im interdisziplinären Gesundheitsteam.

Pflegeintervention
Synonym
Pflegemaßnahmen
Ausprache (IPA)
[pflɛːɡəɪntɛrvɛnˌtsjoːn]
Englisch
nursing interventions

Definition

Pflegeinterventionen sind gezielte Maßnahmen, die von Pflegekräften durchgeführt werden, um den Gesundheitszustand von Patienten zu fördern, zu erhalten oder wiederherzustellen. Sie umfassen physische, psychische und soziale Unterstützungen sowie präventive und therapeutische Maßnahmen. Pflegeinterventionen basieren auf einer individuellen Einschätzung und Planung im Rahmen des Pflegeprozesses und zielen darauf ab, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.

Die Pflegeinterventionen bzw. Pflegemaßnahmen sind Teil des Pflegeprozesses und der Pflegeplanung.

Grundlagen der Pflegeinterventionen

Ziele der Pflegeinterventionen

Das Hauptziel der Pflegeinterventionen ist die Förderung, Erhaltung oder Wiederherstellung der Gesundheit sowie die Prävention von Krankheit und Komplikationen. Pflegekräfte setzen sich dafür ein, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern, indem sie ihnen helfen, ihre Selbstständigkeit zu bewahren oder wiederzuerlangen. Weitere Ziele sind die Linderung von Symptomen, die Förderung der Rehabilitation, die Unterstützung im Sterbeprozess und die Verhinderung von Krankheitsrückfällen.

Pflegeprozess und Pflegeinterventionen

Der Pflegeprozess ist ein systematisches Modell, das Pflegekräfte verwenden, um die Pflegebedürfnisse eines Patienten zu bewerten, zu planen, durchzuführen und zu evaluieren. Der Pflegeprozess umfasst fünf Schritte:

  1. Assessment (Einschätzung)
    Pflegekräfte sammeln Daten über den Patienten, einschließlich Krankengeschichte, aktuelle Gesundheitsprobleme, psychosoziale Faktoren und Risikofaktoren.
  2. Diagnose
    Basierend auf den gesammelten Daten wird eine Pflegediagnose gestellt, die das Pflegeproblem identifiziert.
  3. Planung
    Pflegekräfte entwickeln einen individuellen Pflegeplan, der Pflegeziele und die dazugehörigen Pflegeinterventionen enthält.
  4. Durchführung
    Die geplanten Pflegeinterventionen werden durchgeführt.
  5. Evaluation
    Der Erfolg der durchgeführten Interventionen wird bewertet und gegebenenfalls angepasst.

Typen von Pflegeinterventionen

Physische Pflegeinterventionen

Physische Pflegeinterventionen konzentrieren sich auf die Unterstützung der körperlichen Gesundheit von Patienten. Diese Interventionen umfassen eine breite Palette von Maßnahmen, von der täglichen Grundpflege bis hin zur Unterstützung bei medizinischen Eingriffen.

Grundpflegerische Maßnahmen

Zu den grundpflegerischen Maßnahmen gehören Hilfestellungen bei der Körperpflege, beim An- und Auskleiden, beim Essen und Trinken sowie bei der Mobilität. Diese Interventionen zielen darauf ab, den Patienten in seinen täglichen Aktivitäten zu unterstützen, wenn er aufgrund einer Krankheit, Behinderung oder des Alters eingeschränkt ist.

Beispiele für grundpflegerische Maßnahmen:

  • Unterstützung beim Duschen oder Waschen
  • Anlegen von Kompressionsstrümpfen
  • Lagerung zur Dekubitusprophylaxe
  • Mobilisation nach einer Operation

Pflegerische Wundversorgung

Eine der wichtigsten physischen Pflegeinterventionen ist die Wundversorgung. Diese umfasst die Reinigung, das Verbinden und das Monitoring von Wunden, um Infektionen zu verhindern und die Heilung zu fördern. Spezialisierte Wundversorgung ist besonders bei chronischen Wunden, wie Druckgeschwüren oder diabetischen Fußgeschwüren, entscheidend.

Medikamentenmanagement

Das Verabreichen von Medikamenten, Überwachen von Nebenwirkungen und die Anleitung der Patienten im Umgang mit ihrer Medikation sind zentrale Pflegeinterventionen. Dies erfordert umfassendes Wissen über die Wirkungen und Wechselwirkungen von Medikamenten sowie über die spezifischen Bedürfnisse des Patienten.

Psychosoziale Pflegeinterventionen

Neben der physischen Versorgung ist die Unterstützung der psychischen und sozialen Gesundheit des Patienten ein zentraler Aspekt der Pflegepraxis. Pflegekräfte spielen eine entscheidende Rolle in der Unterstützung von Patienten, die unter Angst, Depression oder Stress leiden, sowie in der Förderung ihrer sozialen Beziehungen und ihres emotionalen Wohlbefindens.

Therapeutische Kommunikation

Eine der wichtigsten psychosozialen Interventionen ist die therapeutische Kommunikation. Pflegekräfte wenden verschiedene Kommunikationstechniken an, um Patienten zu beruhigen, sie zu unterstützen und ihnen bei der Verarbeitung ihrer Krankheit oder ihrer Behandlungsverläufe zu helfen. Dazu gehört das aktive Zuhören, das Stellen offener Fragen und das Anbieten von emotionaler Unterstützung.

Soziale Unterstützung

Pflegekräfte unterstützen Patienten, die unter sozialer Isolation leiden oder Schwierigkeiten haben, Unterstützung von Freunden und Familie zu bekommen. Dies kann durch den Kontakt zu sozialen Diensten, Selbsthilfegruppen oder anderen Unterstützungssystemen erfolgen. Auch die Begleitung und emotionale Unterstützung durch die Pflegekraft selbst kann hierbei von großer Bedeutung sein.

Kommunikation während Pflegeinterventionen
Therapeutische Kommunikation ist eine gezielte Interaktion zwischen Pflegekraft und Patient, die durch aktives Zuhören, Empathie und offene Fragen emotionale Unterstützung und Vertrauen fördert, um Heilungsprozesse zu unterstützen.
© Foto: Ground Picture (Shutterstock)

Präventive Pflegeinterventionen

Präventive Pflegeinterventionen zielen darauf ab, Krankheiten zu verhindern, bevor sie auftreten, oder das Fortschreiten bestehender Krankheiten zu verlangsamen. Prävention ist ein wesentlicher Bestandteil der Pflege und wird auf allen Ebenen der Gesundheitsversorgung durchgeführt.

Primäre Prävention

Primäre Prävention beinhaltet Maßnahmen, die das Auftreten von Krankheiten verhindern. Beispiele hierfür sind Impfungen, Aufklärung über gesunde Lebensstile und regelmäßige Gesundheitschecks. Pflegekräfte spielen eine zentrale Rolle in der Gesundheitsaufklärung und fördern Verhaltensänderungen, die die Gesundheit der Patienten langfristig verbessern.

Sekundäre Prävention

Sekundäre Prävention umfasst Maßnahmen zur Früherkennung von Krankheiten und zur Verhinderung des Fortschreitens von Erkrankungen in einem frühen Stadium. Dazu gehören Screenings (z. B. für Diabetes oder Bluthochdruck), das Monitoring von Risikopatienten und die Anleitung zu Selbstuntersuchungen.

Tertiäre Prävention

Die tertiäre Prävention zielt darauf ab, Komplikationen oder Rückfälle bei bereits bestehenden Krankheiten zu verhindern. Beispiele hierfür sind die Rehabilitation nach einem Herzinfarkt, die Schulung von Patienten im Umgang mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes oder Asthma sowie die Prävention von Sekundärinfektionen bei immungeschwächten Patienten.

Spezialisierte Pflegeinterventionen

Bestimmte Pflegeinterventionen erfordern spezialisiertes Wissen und spezielle Fähigkeiten, insbesondere in der Intensivpflege, Palliativpflege oder der Pflege von Menschen mit chronischen Krankheiten.

Intensivpflegeinterventionen

In der Intensivpflege kümmern sich Pflegekräfte um schwerkranke Patienten, die kontinuierliche Überwachung und komplexe medizinische Eingriffe benötigen. Beispiele für intensivpflegerische Interventionen sind die Überwachung von Vitalzeichen, das Management von Beatmungsgeräten, die parenterale Ernährung und die postoperative Versorgung.

Palliative Pflegeinterventionen

Die Palliativpflege zielt darauf ab, das Leiden von Patienten, die an unheilbaren oder lebensbedrohlichen Krankheiten leiden, zu lindern. Zu den palliativpflegerischen Interventionen gehören die Schmerztherapie, die Unterstützung im Umgang mit emotionalen und spirituellen Belastungen sowie die Begleitung des Patienten und seiner Familie im Sterbeprozess.

Pflegeinterventionen bei chronischen Erkrankungen

Patienten mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes, Herzinsuffizienz oder COPD benötigen langfristige Pflegeinterventionen, die sich auf die Kontrolle ihrer Symptome und die Verbesserung ihrer Lebensqualität konzentrieren. Pflegekräfte bieten Schulungen zur Selbstpflege, überwachen den Krankheitsverlauf und passen die Pflegeplanung an veränderte Bedürfnisse an.

Pflegeinterventionen in der Gesundheitsversorgung

Pflegeinterventionen sind von zentraler Bedeutung für die Gesundheitsversorgung und tragen erheblich zur Genesung und dem Wohlbefinden der Patienten bei. Sie unterstützen nicht nur den Heilungsprozess, sondern bieten auch präventive Maßnahmen, die langfristig zur Verbesserung der öffentlichen Gesundheit beitragen.

Pflegekräfte sind unverzichtbare Mitglieder des interdisziplinären Gesundheitsteams. Sie arbeiten eng mit Ärzten, Therapeuten und anderen Fachkräften zusammen, um eine umfassende und patientenzentrierte Versorgung zu gewährleisten.

Evidenzbasierte Pflege

Evidenzbasierte Pflege (EBN, Evidence-Based Nursing) ist ein Ansatz, bei dem Pflegeinterventionen auf der Grundlage der besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse ausgewählt werden. Dieser Ansatz trägt dazu bei, die Qualität und Wirksamkeit der Pflege zu verbessern und das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen zu minimieren.

Pflegeinterventionen werden kontinuierlich durch Forschung weiterentwickelt. Pflegekräfte sind daher angehalten, sich ständig weiterzubilden und neue Erkenntnisse in ihre Praxis zu integrieren. Ein Beispiel für evidenzbasierte Pflege ist der Einsatz von standardisierten Pflegeprotokollen bei der Wundversorgung, um Heilungsraten zu verbessern und Komplikationen zu reduzieren.

Herausforderungen und Entwicklungen

Pflegeinterventionen stehen vor einer Reihe von Herausforderungen, insbesondere angesichts des demografischen Wandels, des zunehmenden Pflegebedarfs und der wachsenden Komplexität der Gesundheitsversorgung.

Der demografische Wandel

Die alternde Bevölkerung führt zu einem Anstieg von chronischen Erkrankungen und einem erhöhten Pflegebedarf. Dies erfordert nicht nur mehr Pflegekräfte, sondern auch spezialisierte Kenntnisse in der Pflege älterer Menschen und in der geriatrischen Pflege.

Technologische Entwicklungen

Technologische Fortschritte, wie die Einführung von Telemedizin, Pflege-Apps und elektronischen Gesundheitsakten, bieten neue Möglichkeiten für Pflegeinterventionen. Pflegekräfte müssen sich jedoch an diese Technologien anpassen und lernen, sie effektiv in ihren Arbeitsalltag zu integrieren.

Fachkräftemangel

Der Mangel an Pflegekräften stellt eine große Herausforderung dar. Pflegeinterventionen können nur dann effektiv durchgeführt werden, wenn ausreichend qualifiziertes Personal vorhanden ist, um die Bedürfnisse der Patienten zu decken. Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und zur Ausbildung von mehr Pflegekräften sind entscheidend, um diese Herausforderung zu bewältigen.

Zusammenfassung

Pflegeinterventionen sind vielfältig und spielen eine zentrale Rolle in der Gesundheitsversorgung. Sie reichen von einfachen täglichen Unterstützungsmaßnahmen bis hin zu hochkomplexen klinischen Eingriffen. Pflegekräfte tragen wesentlich zur Genesung, zur Prävention von Krankheiten und zur Verbesserung der Lebensqualität von Patienten bei.

Die Weiterentwicklung von Pflegeinterventionen, basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und technologischen Fortschritten, ist von zentraler Bedeutung, um den wachsenden Anforderungen im Gesundheitswesen gerecht zu werden. Durch evidenzbasierte Ansätze, spezialisierte Schulungen und eine enge Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsberufen tragen Pflegekräfte entscheidend zur Qualität und Effektivität der Pflege bei.

Quellen

  • Elsevier GmbH, & Menche, N. (Hrsg.). (2019). Pflege Heute (7. Aufl.). Urban & Fischer in Elsevier.
  • Elsevier GmbH (Hrsg.) (2017) PFLEGEN: Grundlagen und Interventionen. 2. Aufl. München: Urban & Fischer in Elsevier.
  • Martin, P. (2017) 7 pulmonary embolism nursing care plans, Nurseslabs. Verfügbar unter: https://nurseslabs.com/pulmonary-embolism-nursing-care-plans/ (Zugegriffen: 14. August 2024).
  • Paul, J. D. und Cifu, A. S. (2020) „Management of acute pulmonary embolism“, JAMA: the journal of the American Medical Association, 324(6), S. 597. doi: 10.1001/jama.2020.3905.
  • Yamamoto, T. (2018) „Management of patients with high-risk pulmonary embolism: a narrative review“, Journal of intensive care, 6(1). doi: 10.1186/s40560-018-0286-8.
  • Acute management of pulmonary embolism (ohne Datum) American College of Cardiology. Verfügbar unter: https://www.acc.org/latest-in-cardiology/articles/2017/10/23/12/12/acute-management-of-pulmonary-embolism (Zugegriffen: 14. August 2024).

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