Prädilektionsstellen sind spezifische Körperstellen, die eine erhöhte Anfälligkeit für bestimmte Erkrankungen oder pathologische Veränderungen aufweisen. Der Begriff leitet sich aus dem Lateinischen praedilectio ab, was „Vorliebe“ bedeutet, und beschreibt in der Medizin die bevorzugte Lokalisation von Krankheitsprozessen. Diese anatomischen oder funktionellen Besonderheiten spielen in der Diagnostik, Prävention und Therapie eine zentrale Rolle.
Was sind Prädilektionsstellen?
Prädilektionsstellen sind Körperregionen, die aufgrund anatomischer, physiologischer oder mechanischer Besonderheiten bevorzugt von bestimmten Erkrankungen betroffen sind. Diese Stellen sind häufig durch spezifische Merkmale charakterisiert, wie:
- Erhöhte mechanische Belastung (z. B. Gelenke, Fußsohlen)
- Besonderheiten der Hautstruktur (z. B. Falten, feuchte Bereiche)
- Regionale Unterschiede in der Durchblutung
- Exposition gegenüber äußeren Einflüssen (z. B. UV-Strahlung, Druck).
Beispiele für Prädilektionsstellen:
- Die Streckseiten der Ellenbogen bei Psoriasis
- Die Handgelenke und Knöchel bei atopischer Dermatitis
- Der untere Rücken bei Bandscheibenvorfällen
- Die Fußsohlen bei diabetischen Fußulzera
Prädilektionsstellen in medizinischen Fachbereichen
Dermatologie
In der Dermatologie sind Prädilektionsstellen von zentraler Bedeutung, da viele Hautkrankheiten spezifische Regionen betreffen.
- Psoriasis vulgaris
Die klassischen Prädilektionsstellen sind die Streckseiten von Ellenbogen und Knien, die Kopfhaut und der untere Rücken. Die charakteristischen, silbrig-schuppigen Plaques treten hier aufgrund von mechanischer Belastung und genetischen Faktoren gehäuft auf. - Atopische Dermatitis
Bei Säuglingen sind vor allem die Wangen und die Streckseiten der Extremitäten betroffen, während sich bei Erwachsenen die Beugeseiten (z. B. Ellenbeugen, Kniekehlen) als Prädilektionsstellen zeigen. - Intertrigo
Diese entzündliche Hauterkrankung tritt bevorzugt in feuchten, schlecht belüfteten Hautfalten auf, wie den Achselhöhlen, unter der Brust oder im Genitalbereich. - Melanom
Die Prädilektionsstellen variieren je nach Geschlecht. Bei Männern sind häufig der Rücken und die Schultern betroffen, während bei Frauen die Beine eine bevorzugte Lokalisation darstellen.
Orthopädie und Rheumatologie
In der Orthopädie und Rheumatologie spielen mechanische Belastungen und anatomische Gegebenheiten eine entscheidende Rolle für Prädilektionsstellen.
- Arthrose
Knie-, Hüft- und Handgelenke gehören zu den häufigsten Prädilektionsstellen, da sie einer hohen mechanischen Belastung ausgesetzt sind. - Rheumatoide Arthritis
Betroffen sind typischerweise die kleinen Gelenke der Hände und Füße, insbesondere die Fingergrund- und Mittelgelenke. - Bandscheibenvorfälle
Die Lendenwirbelsäule (L4/L5 und L5/S1) ist besonders häufig betroffen, da sie das Gewicht des Oberkörpers trägt und hoher Belastung ausgesetzt ist.
Neurologie
In der Neurologie sind Prädilektionsstellen häufig mit der Verteilung von Nervenfasern und spezifischen anatomischen Strukturen verbunden.
- Karpaltunnelsyndrom
Der Medianusnerv ist im Bereich des Handgelenks besonders anfällig für Kompression. - Herpes Zoster
Der Gürtelrose liegt eine Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus zugrunde, das entlang eines spezifischen Dermatoms, häufig im Brust- oder Lendenbereich, auftritt. - Polyneuropathie
Bei diabetischen Patienten betrifft die Erkrankung zunächst die peripheren Nerven, insbesondere die Füße (sog. „Handschuh-Socken-Verteilung“).
Innere Medizin
Prädilektionsstellen in der Inneren Medizin betreffen häufig Organe oder Gewebe mit besonderen funktionellen Belastungen.
- Diabetisches Fußsyndrom
Durchblutungsstörungen und Neuropathien machen die Füße zu einer Prädilektionsstelle für Geschwüre und Infektionen. - Fettleber
Die Leber ist bei Adipositas und Diabetes mellitus prädestiniert für eine Fetteinlagerung. - Magenulkus
Der kleine Kurvaturbereich des Magens ist aufgrund der dort erhöhten Säurekonzentration eine häufige Prädilektionsstelle für Geschwüre. - Dekubitus
Prädilektionsstellen für Dekubitus sind Körperstellen, die bei längerem Druck besonders anfällig für Druckgeschwüre sind. Dazu gehören knöcherne Vorsprünge wie Steißbein, Kreuzbein, Fersen, Hüften, Schulterblätter und Hinterkopf. Gefährdet sind immobile Patienten, da hier die Durchblutung stark beeinträchtigt wird.
Gynäkologie und Urologie
Auch in der Gynäkologie und Urologie sind Prädilektionsstellen ein wichtiges Konzept.
- Endometriose
Bevorzugte Lokalisationen sind das Peritoneum, die Ovarien und die tiefen Beckenstrukturen. - Prostatakarzinom
Die periphere Zone der Prostata ist eine typische Prädilektionsstelle für bösartige Veränderungen. - Harnwegsinfektionen
Die Blase ist aufgrund ihrer anatomischen Nähe zur Harnröhre und der kurzen weiblichen Urethra eine häufige Prädilektionsstelle.
Mechanismen hinter der Anfälligkeit von Prädilektionsstellen
Die Anfälligkeit von Prädilektionsstellen für spezifische Erkrankungen beruht auf einer Vielzahl von Mechanismen, die von anatomischen Besonderheiten bis zu äußeren Einflüssen reichen. Im Folgenden werden die Hauptmechanismen detailliert beschrieben:
Mechanische Belastung und Druck
Körperstellen, die hohem Druck oder Reibung ausgesetzt sind, wie die Fersen, das Steißbein oder die Ellenbogen, sind besonders anfällig. Diese mechanischen Kräfte führen zu Mikrotraumata, die die Haut oder darunterliegendes Gewebe schädigen und die lokale Durchblutung verringern. Beispiele:
- Dekubitus
Durch lang anhaltenden Druck wird die Sauerstoffversorgung der Haut gestört, was Gewebsnekrose verursacht. - Psoriasis
Mechanische Reize an Ellenbogen oder Knien können durch den Köbner-Phänomen-Effekt neue Läsionen triggern.
Regionale Durchblutung
Körperstellen mit schlechter Durchblutung sind weniger resistent gegen Infektionen und heilen langsamer. Dies erklärt die hohe Anfälligkeit für Geschwüre oder Wundheilungsstörungen an den Zehen oder Fersen. Beispiele:
- Diabetisches Fußsyndrom
Verminderte Durchblutung durch diabetische Mikroangiopathie führt zu Ulzera an den Füßen. - Magenulkus
Die kleine Kurvatur des Magens ist besonders säureexponiert und anfällig für Durchblutungsstörungen.
Hautstruktur und -physiologie
Die Dicke und Zusammensetzung der Haut sowie die Talg- und Schweißproduktion beeinflussen die Anfälligkeit. Hautfalten und feuchte Bereiche begünstigen Infektionen durch Pilze und Bakterien. Beispiele:
- Intertrigo
Feuchtigkeit und Reibung in Hautfalten fördern das Wachstum von Candida albicans. - Atopische Dermatitis
Dünnere Haut mit gestörter Barrierefunktion macht Beugestellen besonders anfällig.
Exposition gegenüber Umweltfaktoren
Stellen, die verstärkt äußeren Einflüssen wie UV-Strahlung, chemischen Substanzen oder mechanischem Druck ausgesetzt sind, sind häufiger von Schäden betroffen. Beispiele:
- Melanom
Exponierte Hautbereiche wie Gesicht, Schultern und Beine zeigen eine erhöhte UV-induzierte Mutation. - Kallusbildung
Druckexponierte Stellen wie Fußsohlen entwickeln verstärkte Hornhaut als Schutzreaktion.
Neurologische und sensorische Einflüsse
Eine gestörte Nervenfunktion oder reduzierte Sensibilität erhöht die Anfälligkeit, da Druck oder Verletzungen nicht rechtzeitig wahrgenommen werden. Beispiele:
- Polyneuropathie
Periphere Nervenläsionen bei Diabetes führen zu unbemerkten Mikrotraumata an den Füßen. - Herpes Zoster
Das Virus reaktiviert sich entlang spezifischer Dermatomnerven, oft in Brust- oder Lendenregionen.
Immunsystem und entzündliche Prozesse
Prädilektionsstellen können durch eine lokalisierte Überreaktion des Immunsystems oder durch Immunsuppression anfällig werden. Beispiele:
- Psoriasis
Autoimmune Prozesse sind an mechanisch beanspruchten Stellen besonders ausgeprägt. - Dekubitusinfektion
Schwache Immunabwehr bei bettlägerigen Patienten fördert die Besiedlung durch pathogene Keime.
Anatomische und funktionelle Besonderheiten
Bestimmte Strukturen oder Bewegungsabläufe machen einige Stellen besonders anfällig:
- Arthrose
Gelenke, die viel Gewicht tragen oder stark belastet werden (z. B. Knie und Hüfte), entwickeln häufiger Verschleiß. - Bandscheibenvorfall
Die Lendenwirbelsäule ist eine Prädilektionsstelle aufgrund der hohen Druckbelastung bei Bewegungen.
Diagnostik
Klinische Untersuchung
Die gezielte Untersuchung von Prädilektionsstellen ist oft der erste Schritt in der Diagnostik. Der Arzt inspiziert und tastet diese Körperregionen ab, um Auffälligkeiten wie Rötungen, Schwellungen, Verhärtungen oder Läsionen zu identifizieren.
- Beispiel Dekubitus
Der Arzt überprüft gefährdete Stellen wie das Steißbein, die Fersen und die Schulterblätter auf Anzeichen von Druckgeschwüren. - Beispiel Psoriasis
Die Streckseiten von Ellenbogen und Knien werden systematisch auf schuppende Plaques untersucht.
Bildgebende Verfahren
Prädilektionsstellen können mit bildgebenden Verfahren detailliert dargestellt werden, um tiefere Gewebestrukturen zu beurteilen:
- Röntgen und MRT
Röntgendiagnostik und Magnetresonanztomographie (MRT) werden in der Orthopädie zur Diagnostik von Bandscheibenvorfällen (z. B. Lendenwirbelsäule) oder Arthrose in stark belasteten Gelenken (Knie, Hüfte) eingesetzt. - Hautsonografie
Die Sonografie (Ultraschall) dient der Untersuchung von Hautdickenveränderungen bei entzündlichen Hauterkrankungen.
Gezielte Labortests
Labortests werden durchgeführt, um entzündliche oder infektiöse Prozesse an Prädilektionsstellen zu bestätigen:
- Hautbiopsie
Zur Diagnose von Psoriasis oder Melanomen an typischen Stellen wie Ellenbogen oder Rücken. - Mikrobiologische Abstriche
Bei Intertrigo oder Dekubitusinfektionen, um Erreger wie Candida albicans oder multiresistente Bakterien nachzuweisen.
Funktionelle Tests
Funktionsprüfungen helfen, spezifische Probleme an Prädilektionsstellen zu erkennen:
- Nervenleitgeschwindigkeit
Zur Diagnose eines Karpaltunnelsyndroms. - Druckmessung
Bei diabetischem Fußsyndrom, um Druckspitzen an Fußsohlen zu identifizieren.
Therapie
Die Therapie an Prädilektionsstellen erfordert oft einen multidisziplinären Ansatz, der sowohl lokal als auch systemisch wirken kann.
Lokaltherapie
Die Behandlung direkt an der betroffenen Prädilektionsstelle ist besonders effektiv:
- Topische Behandlungen
- Psoriasis: Cortisonhaltige Salben, Vitamin-D-Derivate oder Teerpräparate werden direkt auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen.
- Intertrigo: Antimykotische Cremes oder Zinkpräparate werden in Hautfalten verwendet.
- Druckentlastung:
- Dekubitus: Spezielle Lagerungstechniken, Druckentlastung durch Wechseldruckmatratzen und Polsterungen schützen gefährdete Stellen wie Steißbein und Fersen.
- Wundversorgung:
- Diabetische Fußulzera: Wunddesinfektion, Verwendung von hydroaktiven Verbänden und gegebenenfalls chirurgisches Débridement.
Systemische Therapie
Bei chronischen oder systemischen Erkrankungen ist häufig eine medikamentöse Therapie erforderlich:
- Biologika
Werden bei schwerer Psoriasis eingesetzt, um die Immunantwort gezielt zu modulieren. - Antibiotika
Bei infizierten Dekubituswunden oder diabetischen Ulzera zur Bekämpfung bakterieller Infektionen. - Antirheumatika
Zur Behandlung entzündlicher Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis, die bevorzugt kleine Gelenke betrifft.
Chirurgische Therapie
In fortgeschrittenen Fällen kann eine chirurgische Intervention notwendig sein:
- Dekubitus-Operation
Nekrotisches Gewebe wird entfernt, und die Wunde wird mit Hauttransplantaten geschlossen. - Bandscheibenoperation
Bei massiven Vorfällen der Lendenwirbelsäule, wenn konservative Maßnahmen versagen.
Physiotherapie und Rehabilitation
Therapien zur Förderung der Mobilität und Reduktion von Belastungen an Prädilektionsstellen:
- Physiotherapie
Bei Arthrose oder Bandscheibenvorfällen, um die Belastung der Gelenke zu minimieren und die Beweglichkeit zu verbessern. - Orthopädische Hilfsmittel
Einlagen oder Druckentlastungsschuhe bei diabetischem Fußsyndrom.
Prävention
Prävention spielt eine entscheidende Rolle, um Erkrankungen oder Schäden an Prädilektionsstellen zu verhindern. Besonders bei chronisch gefährdeten Patienten, wie immobilen Personen oder solchen mit Vorerkrankungen, sind präventive Maßnahmen essenziell.
Allgemeine Maßnahmen zur Prävention
Druckentlastung
- Regelmäßige Lagerung
Besonders bei bettlägerigen Patienten ist eine Umlagerung alle 2 Stunden notwendig, um die Durchblutung an gefährdeten Stellen wie Steißbein, Fersen und Schulterblättern sicherzustellen. - Druckentlastende Hilfsmittel
- Wechseldruckmatratzen und Sitzkissen reduzieren die Belastung auf Knochenvorsprünge.
- Schuheinlagen und spezielle Polster schützen belastete Bereiche wie Fußsohlen.
Hautpflege
- Feuchtigkeitsspendende Produkte
Regelmäßiges Eincremen mit pH-neutralen Lotionen stärkt die Hautbarriere und verhindert Trockenheit oder Risse. - Antimykotische Pflege
In feuchten Hautfalten (z. B. Achseln, Leiste) helfen Präparate mit Zink oder antimykotischen Wirkstoffen, Pilzinfektionen vorzubeugen.
Ernährungsunterstützung
- Ausgewogene Ernährung
Eine proteinreiche, vitaminreiche Ernährung fördert die Wundheilung und stärkt die Haut. - Hydratation
Ausreichendes Trinken hält die Haut geschmeidig und verbessert die Durchblutung.
Prävention in der Dermatologie
Vermeidung mechanischer Reize
- Schutz der Haut
Lockere Kleidung aus weichen Materialien verhindert Reibung an typischen Prädilektionsstellen wie Ellenbogen und Knien. - Polsterung
Bei sportlicher Belastung können Ellenbogenschützer oder Kniebandagen Druck und mechanische Belastungen minimieren.
UV-Schutz
- Sonnenschutzmittel
Exponierte Hautareale wie Gesicht und Schultern sollten mit einem hohen Lichtschutzfaktor geschützt werden, um das Risiko für Melanome zu senken. - Schutzkleidung
Hüte und langärmelige Kleidung bieten zusätzlichen Schutz vor schädlicher UV-Strahlung.
Vermeidung von Triggerfaktoren
- Psoriasis-Patienten
Stressreduktion, Rauchentwöhnung und die Vermeidung von Hautverletzungen reduzieren das Risiko für neue Läsionen.
Prävention in der Orthopädie
Belastungsreduktion
- Ergonomische Anpassungen
Bürostühle mit Lendenstütze oder höhenverstellbare Tische minimieren Fehlhaltungen und Überbelastungen der Lendenwirbelsäule. - Schonende Bewegungsabläufe
Physiotherapeutische Übungen können helfen, Gelenke und Bandscheiben gleichmäßig zu belasten.
Gelenkschutz
- Gewichtsreduktion
Weniger Gewicht entlastet Knie- und Hüftgelenke, die Prädilektionsstellen für Arthrose sind. - Sportarten mit geringer Belastung
Schwimmen oder Radfahren anstelle von Laufsport verringert die mechanische Belastung auf die Gelenke.
Prävention in der Neurologie
Schutz vor Druckläsionen
- Regelmäßige Kontrolle
Bei Patienten mit Polyneuropathie sollten Füße auf Druckstellen oder Verletzungen inspiziert werden. - Orthopädische Schuhe
Diese reduzieren Druckspitzen und beugen Geschwüren vor.
Stressmanagement
- Herpes-Zoster-Prophylaxe
Stress ist ein häufiges Risiko für die Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus. Entspannungstechniken und ein gesunder Lebensstil können helfen, dies zu vermeiden.
Prävention bei Dekubitus
Positionierung und Lagerung
- Umlagerungspläne
Spezifische Lagerungspläne verhindern eine längerfristige Belastung gefährdeter Stellen wie dem Kreuzbein oder den Fersen. - Spezialmatratzen
Matratzen mit Luftkammern (Wechseldruckmatratzen) oder viskoelastischem Schaumstoff verringern den Druck gleichmäßig.
Hautkontrolle
- Regelmäßige Inspektion
Pflegekräfte sollten die Haut täglich auf erste Anzeichen von Rötung oder Reibung kontrollieren. - Trockenhaltung
Hautfalten sollten trocken gehalten werden, um Mazerationen vorzubeugen.
Prävention bei diabetischem Fußsyndrom
Fußpflege
- Professionelle Fußpflege
Regelmäßige Pediküre und das Entfernen von Hornhaut durch Fachkräfte reduzieren Druckstellen. - Vermeidung von Verletzungen
Das Gehen ohne Schuhe sollte vermieden werden, um Schnitte oder Stiche zu verhindern.
Blutzuckerkontrolle
- Eine konsequente Kontrolle des Blutzuckerspiegels verbessert die Durchblutung und senkt das Risiko von Ulzera.
Aufklärung und Schulung
Patientenaufklärung
- Wissensvermittlung
Patienten und Angehörige sollten über die Risiken und die richtige Pflege gefährdeter Stellen informiert werden. - Hautschutzschulungen
Praktische Tipps zur Hautpflege und Lagerung können die Eigenverantwortung der Patienten fördern.
Schulung von Pflegepersonal
- Pflegekräfte sollten in der präventiven Wundversorgung und der Nutzung von Lagerungshilfen geschult werden, um Risiken bei immobilen Patienten zu minimieren.
Fallbeispiele
Fall 1: Dekubitus bei einem älteren Patienten
Patientendaten
- Alter: 82 Jahre
- Geschlecht: Weiblich
- Anamnese: Die Patientin ist seit zwei Wochen bettlägerig nach einer Hüftoperation. Sie wird in einem Pflegeheim betreut.
Prädilektionsstelle
- Steißbeinregion und Fersen.
Klinisches Bild
- Rötung und Schwellung am Steißbein ohne offene Wunden (Dekubitus Grad I).
- Leichte Verhärtung und beginnende Hautabschürfungen an den Fersen.
Diagnose
- Druckgeschwür (Dekubitus) Grad I am Steißbein und Fersen.
Therapie
- Lagerung: Umlagerung alle zwei Stunden, um den Druck auf gefährdete Stellen zu reduzieren.
- Druckentlastung: Einsatz einer Wechseldruckmatratze und Fersenpolster.
- Lokaltherapie: Auftragen einer zinkhaltigen Schutzcreme auf das Steißbein zur Hautpflege.
- Hydratation und Ernährung: Sicherstellung einer protein- und kalorienreichen Ernährung zur Wundheilungsunterstützung.
Prävention
- Schulung des Pflegepersonals in Lagerungstechniken.
- Regelmäßige Hautinspektion zur frühzeitigen Erkennung von Druckstellen.
Fall 2: Psoriasis vulgaris bei einer berufstätigen Patientin
Patientendaten
- Alter: 38 Jahre
- Geschlecht: Weiblich
- Anamnese: Seit dem 25. Lebensjahr Psoriasis vulgaris. Die Patientin berichtet über eine Verschlechterung durch Stress im Beruf.
Prädilektionsstellen
- Ellenbogen, Knie und Kopfhaut.
Klinisches Bild
- Schuppende, erythematöse Plaques an den Ellenbogen und Knien.
- Juckreiz und vermehrter Haarausfall an der Kopfhaut.
Diagnose
- Schub einer Psoriasis vulgaris, ausgelöst durch Stress.
Therapie
- Topische Behandlung:
- Cortisoncreme und Vitamin-D-Derivate (z. B. Calcipotriol) für Ellenbogen und Knie.
- Medizinalshampoo mit Teer- oder Salicylsäureanteilen für die Kopfhaut.
- Systemische Therapie:
- Bei schweren Schüben: Erwägung einer Therapie mit Biologika.
- Stressmanagement:
- Einführung von Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation.
Prävention
- Regelmäßige Hautpflege mit rückfettenden Lotionen.
- Vermeidung mechanischer Reize an den betroffenen Stellen (z. B. durch Schutzkleidung).
- Stressreduktion und ausgewogene Ernährung.
Fall 3: Diabetisches Fußsyndrom bei einem Typ-2-Diabetiker
Patientendaten
- Alter: 65 Jahre
- Geschlecht: Männlich
- Anamnese: Langjähriger Diabetes mellitus Typ 2 mit neuropathischen Beschwerden. Der Patient klagt über eine nicht heilende Wunde am rechten Fuß.
Prädilektionsstellen
- Fußballen und Ferse.
Klinisches Bild
- Ulzeration am Fußballen (2 cm Durchmesser), umgeben von geröteter Haut.
- Kein Gefühl an der betroffenen Stelle aufgrund diabetischer Neuropathie.
- Druckstellen an der Ferse, aber keine offenen Wunden.
Diagnose
- Diabetisches Fußsyndrom mit Ulkus am Fußballen.
Therapie
- Wundversorgung:
- Chirurgisches Débridement, um nekrotisches Gewebe zu entfernen.
- Auftragen eines hydroaktiven Verbandes, der die Heilung fördert.
- Druckentlastung:
- Anpassung eines speziellen Entlastungsschuhs, um Druck auf den Fußballen zu verringern.
- Systemische Therapie:
- Antibiotikatherapie bei Verdacht auf Infektion.
- Optimierung der Blutzuckerkontrolle mit Insulin oder oralen Antidiabetika.
Prävention
- Regelmäßige Kontrolle der Füße durch einen Podologen.
- Vermeidung von Barfußgehen, um Verletzungen zu verhindern.
- Verwendung von individuell angepasstem Schuhwerk zur Druckentlastung.
Zusammenfassung
Prädilektionsstellen sind spezifische Körperregionen, die aufgrund anatomischer, physiologischer oder mechanischer Besonderheiten besonders anfällig für Erkrankungen sind. Beispiele sind das Steißbein bei Dekubitus, die Ellenbogen bei Psoriasis oder die Fußsohlen beim diabetischen Fußsyndrom. Diagnostik und Therapie konzentrieren sich auf gezielte Untersuchungen, wie Hautinspektionen oder Bildgebung, sowie lokale und systemische Behandlungen, etwa Druckentlastung, topische Medikamente oder orthopädische Hilfsmittel. Präventivmaßnahmen wie regelmäßige Lagerung, Hautpflege, ergonomische Anpassungen und Patientenschulungen sind essenziell. Fallbeispiele verdeutlichen die Praxisrelevanz, z. B. durch frühzeitige Therapie bei Druckgeschwüren, stressreduzierende Maßnahmen bei Psoriasis oder professionelle Fußpflege bei Diabetes.
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