Stethoskop

Das Stethoskop ist ein Symbol der Medizin und ermöglicht die Auskultation von Herz-, Lungen- und Darmgeräuschen zur schnellen und präzisen Diagnose.

Stephan Wäsche 7 Aufrufe
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Das akustische Stethoskop ist ein klassisches Diagnoseinstrument, das Schallwellen von Körpergeräuschen wie Herz- und Atemtönen durch eine Membran und flexible Schläuche an die Ohren des Arztes leitet.© Foto: wirestock (freepik)

Das Stethoskop ist eines der bekanntesten und am häufigsten verwendeten medizinischen Instrumente. Es dient primär zur Auskultation, also zur Abhörung von Geräuschen, die im Körper erzeugt werden, insbesondere im Herz-Kreislauf- und Atmungssystem. Dieses Instrument, das auf eine mehr als 200-jährige Geschichte zurückblicken kann, hat sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt und ist nach wie vor ein unverzichtbares Werkzeug in der modernen Medizin.

Stethoskop
Ausprache (IPA)
[stetoˈskoːp]
Plural
Stethoskope
Englisch
stethoscope
Griechisch
στῆθος (stethos) = Brust, σκοπεῖν (skopein) = betrachten

Definition

Das Stethoskop ist ein medizinisches Instrument zur Auskultation von Körpergeräuschen wie Herz-, Lungen- und Darmtönen. Es besteht aus einem Bruststück mit Membran und/oder Glocke, flexiblen Schläuchen und Ohroliven. Ursprünglich 1816 von René Laennec erfunden, ermöglicht es die nichtinvasive Diagnose von Herz- und Atemwegserkrankungen. Moderne Varianten umfassen elektronische Stethoskope mit Verstärkungs- und Aufnahmefunktionen. Das Stethoskop ist ein unverzichtbares Werkzeug in der Medizin und ein Symbol für die Verbindung zwischen Arzt und Patient.

Ursprung und historische Entwicklung

Notwendigkeit eines neuen Instruments

Vor der Erfindung des Stethoskops war die “direkte Auskultation” die einzige Möglichkeit, Körpergeräusche zu hören. Hierbei legte der Arzt sein Ohr direkt an die Brust des Patienten. Dieses Verfahren hatte jedoch erhebliche Nachteile:

  • Es war hygienisch problematisch, besonders in Zeiten unzureichender Desinfektionsmöglichkeiten.
  • Es stellte ein Problem für die Intimsphäre dar, insbesondere bei weiblichen Patienten.
  • Es war oft ineffizient, da Umgebungsgeräusche oder der Körper des Patienten die Töne dämpfen konnten.

Erfindung durch René Laennec

Das Stethoskop wurde im Jahr 1816 von René Laennec, einem französischen Arzt, erfunden. Die Inspiration zur Erfindung hatte Laennec während der Untersuchung einer jungen Frau mit Herzproblemen. Aufgrund ihres Alters und Geschlechts war es ihm unangenehm, sein Ohr direkt an ihre Brust zu legen. Er rollte ein Stück Papier zu einem Zylinder zusammen und bemerkte, dass die Geräusche des Herzens klarer und lauter hörbar wurden.

Das erste Stethoskop war ein einfaches Rohr aus Holz, das heute als Monostethoskop bezeichnet wird. Es war schlicht und bestand aus einem einzigen akustischen Kanal. Laennec dokumentierte seine Erfindung und ihre Anwendung 1819 in seinem Werk De l’auscultation médiate.

Weiterentwicklungen im 19. Jahrhundert

Nach Laennecs bahnbrechender Erfindung wurde das Stethoskop kontinuierlich verbessert. Im Jahr 1851 führte der irische Arzt Arthur Leared das erste binaurale Stethoskop ein, das zwei Röhren verwendete, um den Ton zu beiden Ohren des Arztes zu leiten. Dies verbesserte die Klangqualität erheblich.

Nur ein Jahr später, 1852, verfeinerte George Cammann das binaurale Design, indem er flexible Schläuche einführte. Dieses Modell wurde zum Prototyp für moderne akustische Stethoskope.

Aufbau und Funktionsweise

Hauptkomponenten

Ein modernes Stethoskop besteht aus mehreren wesentlichen Bestandteilen, die sich harmonisch ergänzen, um die bestmögliche Klangqualität zu gewährleisten:

  • Bruststück (Kopfstück)
    Das Bruststück ist der Teil des Stethoskops, der mit der Haut des Patienten in Kontakt kommt. Es besteht in der Regel aus zwei Seiten:
    • Membran: Diese flache, elastische Oberfläche ist ideal zum Erfassen hochfrequenter Töne wie Atemgeräuschen und Herzklängen.
    • Glocke: Die Glocke ist kleiner und speziell für niederfrequente Geräusche, beispielsweise Gefäßgeräusche oder Gallopprhythmen, geeignet.
  • Schläuche
    Die flexiblen Schläuche verbinden das Bruststück mit den Ohroliven. Hochwertige Materialien minimieren den Schallverlust und erhöhen die Empfindlichkeit.
  • Bügel
    Der metallische Bügel hält die Schläuche und die Ohroliven zusammen. Er ist so konzipiert, dass er sich ergonomisch an die Kopfform anpasst.
  • Ohroliven
    Diese weichen Endstücke sitzen in den Ohren des Arztes und sorgen für eine gute Abdichtung, wodurch Umgebungsgeräusche ausgeblendet werden.

Akustik des Stethoskops

Die Funktionsweise des Stethoskops basiert auf der Verstärkung und Übertragung von Schallwellen:

  • Körpergeräusche erzeugen Schwingungen, die von der Membran oder der Glocke des Stethoskops aufgenommen werden.
  • Die Schwingungen werden durch die Schläuche zu den Ohroliven weitergeleitet.
  • Die Membran verstärkt hochfrequente Töne, während die Glocke besser für niederfrequente Töne geeignet ist.

Ein gut konstruiertes Stethoskop minimiert externe Geräusche und überträgt die Körpergeräusche präzise.

Typen von Stethoskopen

Es gibt verschiedene Typen von Stethoskopen, die je nach Anwendung und Bedarf des medizinischen Fachpersonals ausgewählt werden:

Akustische Stethoskope

Akustische Stethoskope sind die traditionellen und am häufigsten verwendeten Stethoskope. Sie basieren auf der einfachen Übertragung von Schallwellen vom Körper des Patienten durch das Stethoskop zum Ohr des Arztes.

  • Aufbau und Funktionsweise
    • Bruststück: Das Bruststück besteht aus einer Membran und/oder einem Trichter. Die Membranseite ist für hochfrequente Geräusche geeignet, während der Trichter niederfrequente Geräusche besser überträgt.
    • Schlauch: Der Schlauch ist aus flexiblem Material gefertigt und dient der Schallübertragung. Hochwertige Schläuche minimieren den Schallverlust und Umgebungsgeräusche.
    • Ohrbügel und Ohrstücke: Die Ohrbügel verbinden den Schlauch mit den Ohrstücken (Oliven), die in die Ohren des Benutzers eingeführt werden. Ohrstücke aus weichem Material bieten Komfort und eine bessere Abdichtung.
  • Vorteile
    • Zuverlässigkeit: Akustische Stethoskope sind seit Jahrzehnten bewährt und zuverlässig.
    • Einfache Handhabung: Sie erfordern keine Batterien oder elektronische Komponenten und sind daher immer einsatzbereit.
    • Robustheit: Aufgrund der einfachen Mechanik sind sie langlebig und weniger anfällig für technische Störungen.
  • Nachteile
    • Begrenzte Verstärkung: Akustische Stethoskope sind auf die natürliche Verstärkung des Schalls angewiesen, was in lauten Umgebungen oder bei schwachen Geräuschen problematisch sein kann.
    • Keine Aufzeichnungsfunktion: Sie bieten keine Möglichkeit zur Aufzeichnung oder Analyse der gehörten Geräusche.
  • Anwendungsbereiche
    • Allgemeinmedizin
    • Kardiologie
    • Pulmonologie
    • Pädiatrie

Elektronische Stethoskope

Elektronische Stethoskope sind eine modernere Entwicklung und nutzen elektronische Technologien zur Schallverstärkung und -filterung. Sie bieten eine Reihe von Funktionen, die in der akustischen Variante nicht verfügbar sind.

  • Aufbau und Funktionsweise
    • Bruststück: Enthält Sensoren und Mikrofone zur Erfassung von Schallwellen, die elektronisch verstärkt werden.
    • Elektronische Einheit: Verstärkt die erfassten Geräusche und filtert Umgebungsgeräusche heraus. Einige Modelle bieten digitale Schnittstellen zur Aufzeichnung und Analyse.
    • Ohrbügel und Ohrstücke: Ähnlich wie bei akustischen Stethoskopen, jedoch oft mit zusätzlichen Funktionen wie Lautstärkeregelung.
  • Vorteile
    • Verstärkung und Filterung: Elektronische Stethoskope können Geräusche verstärken und Umgebungsgeräusche herausfiltern, was in lauten Umgebungen hilfreich ist.
    • Aufzeichnungsfunktion: Viele Modelle ermöglichen die Aufzeichnung und spätere Analyse der Geräusche, was die Diagnose erleichtern kann.
    • Zusätzliche Funktionen: Einige elektronische Stethoskope bieten Bluetooth-Konnektivität, digitale Displays und andere fortschrittliche Funktionen.
  • Nachteile
    • Batterieabhängigkeit: Elektronische Stethoskope benötigen Batterien oder wiederaufladbare Akkus, was ihre Einsatzbereitschaft einschränken kann.
    • Kosten: Sie sind in der Regel teurer als akustische Stethoskope.
    • Komplexität: Die zusätzlichen Funktionen können eine Lernkurve erfordern und sind anfälliger für technische Probleme.
  • Anwendungsbereiche
    • Kardiologie
    • Intensivmedizin
    • Notfallmedizin
    • Forschung und Lehre

Vergleich: Elektronisches Stethoskope vs. Akustisches Stethoskop

  • Klangqualität
    Elektronische Stethoskope bieten eine überlegene Klangqualität und Verstärkung, während akustische Stethoskope auf die natürliche Klangübertragung angewiesen sind.
  • Benutzerfreundlichkeit
    Akustische Stethoskope sind einfacher zu handhaben und erfordern keine technischen Kenntnisse. Elektronische Stethoskope bieten jedoch mehr Funktionalität und erfordern eine gewisse Einarbeitungszeit.

Flachkopfstethoskope

Flachkopfstethoskope sind für ihre einfache und ergonomische Bauweise bekannt. Sie bestehen aus einem einzelnen flachen Bruststück, das in der Regel aus Metall oder einem robusten Kunststoffmaterial gefertigt ist. Diese Stethoskope sind besonders nützlich in Situationen, in denen eine schnelle und einfache Anwendung erforderlich ist.

  • Merkmale und Vorteile
    • Einfache Handhabung: Die flache Form ermöglicht eine einfache Positionierung auf dem Körper des Patienten. Sie sind leicht und einfach zu transportieren.
    • Kompakte Bauweise: Aufgrund ihrer flachen Bauweise sind sie besonders geeignet für den Einsatz in beengten Umgebungen, wie z.B. bei der Notfallmedizin oder in der Anästhesie.
    • Robustheit: Flachkopfstethoskope sind oft robuster und weniger anfällig für mechanische Schäden, was sie langlebig und zuverlässig macht.
    • Spezialanwendungen: Sie eignen sich gut für die Untersuchung von Säuglingen und Kleinkindern, da sie weniger Druck auf den kleinen Brustkorb ausüben.
  • Anwendungsbereiche
    • Allgemeinmedizin
    • Notfallmedizin
    • Pädiatrie
    • Anästhesiologie

Doppelkopfstethoskope

Doppelkopfstethoskope sind vielseitiger und bieten eine erweiterte diagnostische Funktionalität. Sie bestehen aus einem Bruststück mit zwei Seiten: einer Membran und einem Trichter. Diese Konstruktion ermöglicht es dem Anwender, je nach Bedarf zwischen zwei unterschiedlichen Frequenzbereichen zu wechseln.

  • Merkmale und Vorteile
    • Vielseitigkeit: Die Doppelkopfkonstruktion ermöglicht es, sowohl hochfrequente als auch niederfrequente Geräusche zu hören. Die Membranseite ist ideal für hochfrequente Geräusche wie Herztöne, während der Trichter niederfrequente Geräusche wie Atemgeräusche besser überträgt.
    • Flexibilität: Ärzte können schnell zwischen den beiden Seiten wechseln, um unterschiedliche Geräusche im selben Untersuchungsgang zu analysieren.
    • Präzision: Doppelkopfstethoskope bieten oft eine bessere Klangqualität und Präzision, da sie für verschiedene diagnostische Anforderungen optimiert sind.
  • Anwendungsbereiche
    • Kardiologie
    • Pulmonologie
    • Internistische Medizin
    • Allgemeinmedizin

Vergleich: Doppelkopfstethoskop vs. Flachkopfstethoskop

  • Klangqualität
    Doppelkopfstethoskope bieten eine erweiterte Klangqualität und -vielfalt, während Flachkopfstethoskope für ihre Einfachheit und Klarheit in der Klangübertragung geschätzt werden.
  • Benutzerfreundlichkeit
    Flachkopfstethoskope sind leichter und einfacher zu handhaben, besonders in hektischen Umgebungen. Doppelkopfstethoskope erfordern eine gewisse Übung im Wechseln zwischen den beiden Seiten, bieten jedoch eine größere diagnostische Genauigkeit.

Materialien von Stethoskopen

Die Materialien, aus denen Stethoskope gefertigt werden, spielen eine entscheidende Rolle in der Funktionalität, Haltbarkeit und dem Komfort dieses essenziellen medizinischen Instruments.

Hauptkomponenten

  • Bruststück (Kopfstück)
    Das Bruststück ist der Teil des Stethoskops, der direkten Kontakt mit dem Körper des Patienten hat und die Schallwellen aufnimmt.
    • Metall: Hochwertige Stethoskope verwenden oft Edelstahl oder Aluminium für das Bruststück. Edelstahl bietet hervorragende akustische Eigenschaften und ist sehr haltbar, während Aluminium leichter ist und den Tragekomfort erhöht.
    • Kunststoff: Einige preisgünstigere Modelle verwenden Kunststoffe. Diese sind leichter und günstiger, haben aber meist schlechtere akustische Eigenschaften als Metall.
  • Membran und Trichter
    Diese Teile sind direkt für die Übertragung der Schallwellen verantwortlich.
    • Membran: Meistens aus einem speziellen, flexiblen Kunststoff wie Mylar oder Epoxidharz gefertigt, bietet die Membran eine empfindliche Oberfläche zur Erfassung von hochfrequenten Tönen.
    • Trichter: Kann aus den gleichen Materialien wie das Bruststück bestehen, oft jedoch auch aus verstärktem Kunststoff, um spezifische Frequenzbereiche besser zu erfassen.
  • Schlauch
    Der Schlauch verbindet das Bruststück mit den Ohrbügeln und leitet die Schallwellen.
    • PVC (Polyvinylchlorid): Am häufigsten verwendetes Material für Schläuche, da es flexibel, langlebig und kostengünstig ist. PVC kann jedoch im Laufe der Zeit aushärten und die Klangqualität beeinträchtigen.
    • Silikon: Silikonschläuche sind weicher und flexibler als PVC, behalten ihre Form besser und sind widerstandsfähiger gegen Verhärtung und Abnutzung. Sie sind jedoch teurer in der Herstellung.
  • Ohrbügel und Ohrstücke
    Die Ohrbügel verbinden den Schlauch mit den Ohrstücken (Oiven), die in die Ohren des Benutzers eingeführt werden.
    • Metall: Edelstahl oder Aluminium wird für die Ohrbügel verwendet, da diese Materialien robust und langlebig sind.
    • Gummi/Silikon: Die Ohrstücke (Oliven) bestehen häufig aus weichem Silikon oder Gummi, um Komfort zu bieten und eine gute Abdichtung gegen Umgebungsgeräusche zu gewährleisten. Silikon ist in der Regel haltbarer und angenehmer zu tragen als Gummi.

Spezielle Materialien und Innovationen

  • Beschichtungen und Veredelungen
    • Antimikrobielle Beschichtungen: Einige moderne Stethoskope sind mit antimikrobiellen Beschichtungen versehen, die das Wachstum von Bakterien und anderen Mikroorganismen auf der Oberfläche des Stethoskops verhindern sollen. Dies ist besonders wichtig in klinischen Umgebungen, um Kreuzkontaminationen zu reduzieren.
    • Nicht-Latex-Materialien: Für medizinisches Fachpersonal und Patienten mit Latexallergien gibt es Stethoskope, die aus nicht-latexhaltigen Materialien bestehen. Diese sind hypoallergen und verhindern allergische Reaktionen.
  • Elektronische Komponenten
    Elektronische Stethoskope enthalten oft zusätzliche Materialien und Komponenten wie Sensoren, Mikrofone und Lautsprecher.
    • Elektronische Sensoren: Diese sind häufig aus piezoelektrischen Materialien gefertigt, die in der Lage sind, mechanische Vibrationen in elektrische Signale umzuwandeln.
    • Gehäuse und Elektronik: Elektronische Bauteile sind in Gehäusen aus hochfestem Kunststoff oder Metall untergebracht, die Schutz und Haltbarkeit gewährleisten.
  • Umweltfreundliche Alternativen
    Mit dem wachsenden Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Umweltschutz werden auch umweltfreundliche Materialien in der Stethoskop-Herstellung berücksichtigt.
    • Biologisch abbaubare Kunststoffe: Einige Hersteller experimentieren mit biologisch abbaubaren Materialien für die Schläuche und Bruststücke, um den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren.
    • Recycelte Materialien: Es gibt auch Bemühungen, recycelte Materialien zu verwenden, insbesondere für die Kunststoffkomponenten, um die Umweltbelastung zu verringern.

Anwendungsgebiete in der Medizin

Das Stethoskop ist in fast allen medizinischen Fachgebieten ein unverzichtbares Werkzeug. Seine wichtigsten Einsatzbereiche sind:

  • Kardiologie
    • Diagnose von Herzgeräuschen (z. B. Systolen, Diastolen)
    • Erkennung von Arrhythmien und Gallopprhythmen
    • Beurteilung von Herzklappenerkrankungen
  • Pulmologie
    • Bewertung von Atemgeräuschen wie Rasseln, Giemen und Stridor
    • Diagnose von Lungenentzündungen, Bronchitis und anderen Atemwegserkrankungen
  • Gastroenterologie
    • Untersuchung von Darmgeräuschen zur Diagnose von Darmverschluss (Ileus) oder Peristaltikveränderungen
  • Notfallmedizin
    • Schnelle Beurteilung von Herz- und Lungenfunktion bei akuten Notfällen
    • Überwachung von Patienten während der Wiederbelebung
  • Pädiatrie
    • Überwachung der Gesundheit von Neugeborenen und Kleinkindern
    • Beurteilung von Herzfehlern oder Atemwegserkrankungen

Bedeutung und Symbolik

Das Stethoskop hat über seine praktische Funktion hinaus eine tiefgreifende symbolische und kulturelle Bedeutung erlangt, die weit über die medizinische Praxis hinausgeht. Es ist ein universelles Symbol der Medizin und repräsentiert das Mitgefühl, die Kompetenz und die Fürsorge, die Ärzte und Pflegekräfte ihren Patienten entgegenbringen. In diesem Abschnitt wird die Bedeutung und Symbolik des Stethoskops aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet: als Symbol in der Gesellschaft, in der medizinischen Ausbildung, in der Patienten-Arzt-Beziehung sowie als Objekt, das das Vertrauen in die Wissenschaft und die Heilkunst stärkt.

Das Stethoskop als Symbol der Medizin

Das Stethoskop ist eines der bekanntesten und am weitesten verbreiteten Symbole der Medizin. Seine Bedeutung lässt sich auf mehrere Faktoren zurückführen:

  • Ein sichtbares Zeichen des Berufsstands
    Das Stethoskop, das oft um den Hals getragen wird, ist eines der auffälligsten Kennzeichen eines Arztes oder einer Pflegekraft. Es signalisiert sofortige Kompetenz und die Fähigkeit, medizinische Probleme zu diagnostizieren.
  • Erkennungsmerkmal in der Öffentlichkeit
    In Filmen, Fernsehsendungen und anderen Medien wird das Stethoskop fast immer verwendet, um medizinisches Fachpersonal darzustellen. Es ist ein visuelles Symbol, das allgemein mit der Wissenschaft der Heilung und der Verantwortung, Leben zu retten, assoziiert wird.
  • Das Vertrauen in die Technik
    Das Stethoskop steht für den Fortschritt der Wissenschaft und Technik in der Medizin. Es repräsentiert die Fähigkeit des Arztes, durch Zuhören und sorgfältige Beobachtung verborgene Anzeichen von Krankheit zu erkennen.

Bedeutung in der medizinischen Ausbildung

In der medizinischen Ausbildung hat das Stethoskop eine fast rituelle Bedeutung. Es ist eines der ersten Werkzeuge, die Medizinstudenten erhalten, und markiert symbolisch ihren Eintritt in die Welt der Heilkunst:

  • Ein Übergangsritus
    Für viele Medizinstudenten ist das erste Stethoskop ein Meilenstein auf ihrem Weg, Arzt oder Ärztin zu werden. Es steht für den Beginn ihrer praktischen Ausbildung und ist ein greifbares Zeichen ihrer zukünftigen Rolle in der Patientenversorgung.
  • Ein Werkzeug der Meisterschaft
    Das Stethoskop ist ein Instrument, das technisches Wissen und klinische Erfahrung erfordert. Die Fähigkeit, Körpergeräusche wie Herz- und Lungentöne zu interpretieren, ist eine grundlegende medizinische Fertigkeit, die den Übergang vom Theorieunterricht zur praktischen Anwendung markiert.
  • Symbol für lebenslanges Lernen
    Selbst für erfahrene Ärzte bleibt das Stethoskop ein Werkzeug, das sie ständig fordert. Neue Geräusche zu interpretieren, komplexe Diagnosen zu stellen und Patienten individuell zu betreuen, macht das Stethoskop zu einem Symbol für die kontinuierliche Weiterentwicklung in der Medizin.

Die Rolle des Stethoskops in der Patienten-Arzt-Beziehung

Das Stethoskop ist mehr als nur ein Diagnoseinstrument – es spielt eine entscheidende Rolle in der Kommunikation und im Aufbau von Vertrauen zwischen Arzt und Patient:

  • Ein Werkzeug des Zuhörens
    Das Stethoskop verdeutlicht den symbolischen Akt des Zuhörens. Wenn ein Arzt das Stethoskop verwendet, signalisiert er dem Patienten, dass er aufmerksam und achtsam auf die Signale des Körpers hört.
  • Förderung der Intimität und Empathie
    Das Anlegen des Stethoskops erfordert oft physische Nähe zum Patienten. Dies kann ein Moment des Vertrauens und der Verbindung schaffen, insbesondere wenn der Arzt oder die Ärztin beruhigend erklärt, was gehört wird und welche Bedeutung dies hat.
  • Ein Zeichen für Sorgfalt
    Patienten verbinden das Stethoskop oft mit der gründlichen und systematischen Untersuchung durch ihren Arzt. Es vermittelt den Eindruck, dass der Arzt nicht nur auf Symptome hört, sondern auch das Gesamtbild betrachtet.

Schulung und Praxis

Für die effektive Nutzung eines Stethoskops ist eine gründliche Schulung notwendig. Medizinisches Fachpersonal muss lernen, die verschiedenen Geräusche zu identifizieren und zu interpretieren. Dies erfordert sowohl theoretisches Wissen als auch praktische Erfahrung. Regelmäßige Schulungen und Weiterbildungen sind entscheidend, um die diagnostischen Fähigkeiten zu erhalten und zu verbessern .

Fortschritte und Zukunftsperspektiven

Die Zukunft des Stethoskops liegt in der Integration moderner Technologien:

  • Intelligente Stethoskope mit künstlicher Intelligenz könnten in der Lage sein, Geräusche automatisch zu analysieren und Diagnosen vorzuschlagen.
  • Telemedizinische Anwendungen ermöglichen es Ärzten, Körpergeräusche aus der Ferne zu überwachen.
  • Kombination mit tragbaren Geräten wie Smartwatches könnte die kontinuierliche Überwachung von Vitalfunktionen erleichtern.

Zusammenfassung

Das Stethoskop ist ein zentrales medizinisches Werkzeug, das zur Auskultation von Körpergeräuschen wie Herzschlägen, Atem- und Darmgeräuschen dient. Es wurde 1816 von René Laennec erfunden, der ein Holzrohr zur Verstärkung von Geräuschen nutzte. Im Laufe der Zeit wurde es weiterentwickelt, insbesondere durch das binaurale Design von Arthur Leared und George Cammann. Ein modernes Stethoskop besteht aus Bruststück, Schläuchen, Bügeln und Ohroliven. Es wird in vielen medizinischen Disziplinen wie Kardiologie, Pulmologie und Notfallmedizin eingesetzt. Elektronische Modelle bieten Funktionen wie Verstärkung und Tonaufzeichnung. Als Symbol der Medizin steht es für Präzision und die Verbindung zwischen Arzt und Patient und bleibt trotz technologischer Fortschritte unverzichtbar.

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