Tachykardie

Tachykardie bezeichnet einen beschleunigten Herzschlag mit einer Frequenz von über 100 Schlägen pro Minute in Ruhe. Sie kann physiologisch (bei Anstrengung) oder pathologisch (bei Krankheiten) auftreten.

Stephan Wäsche
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Symptome der Tachykardie umfassen Herzrasen, Schwindel, Atemnot, Brustschmerzen, Schwäche und Ohnmacht. Betroffene verspüren oft einen schnellen Herzschlag und ein unregelmäßiges Gefühl im Brustbereich.© Foto: Stephan Wäsche (Medirio)

Tachykardie bezeichnet eine Herzrhythmusstörung, die durch eine erhöhte Herzfrequenz gekennzeichnet ist. Sie stellt eine der häufigsten kardiologischen Probleme dar und kann sowohl gutartige als auch potenziell lebensbedrohliche Ursachen haben. Die Definition von Tachykardie variiert je nach Altersgruppe, ist jedoch bei Erwachsenen in der Regel eine Herzfrequenz von über 100 Schlägen pro Minute (bpm) in Ruhe. Tachykardien können verschiedene Ätiologien haben und werden nach ihrem Ursprung im Herzmuskel klassifiziert. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um Komplikationen wie Herzinsuffizienz oder plötzlichen Herztod zu verhindern.

Tachykardie
Synonym
Herzrasen
Ausprache (IPA)
[taˌçyːkaʁˈdiː]
Plural
Tachykardien
Englisch
tachycardia
Griechisch
ταχύς (tachys) = schnell
ICD-Klassifikation
I47.1, I47.2, I47.9, R00.0, I47.2, E05.9

Definition

Tachykardie ist definiert als eine über dem Normbereich liegende Herzfrequenz, die in der Regel bei Erwachsenen bei über 100 bpm liegt. Sie kann in ventrikuläre und supraventrikuläre Tachykardien unterteilt werden, abhängig davon, ob die Störung im Ventrikel oder oberhalb des AV-Knotens (Atrium oder AV-Knoten) auftritt. Eine physiologische Tachykardie kann als normale Reaktion auf Stress oder körperliche Aktivität auftreten, während pathologische Formen eine Erkrankung zugrunde haben.

Das Gegenteil der Tachykardie ist die Bradykardie ➜ beim erwachsenen Menschen eine Pulsfrequenz von unter 60 Schlägen pro Minute in Ruhe.

Epidemiologie

Tachykardie tritt weltweit auf und kann in jedem Alter auftreten. Supraventrikuläre Tachykardien (SVT) sind in der allgemeinen Bevölkerung häufiger als ventrikuläre Tachykardien (VT). Studien zeigen, dass SVT in etwa 2,25 von 1.000 Personen pro Jahr auftritt, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Ventrikuläre Tachykardien treten vor allem bei Patienten mit strukturellen Herzerkrankungen auf, insbesondere bei älteren Patienten und solchen mit ischämischer Herzerkrankung. Es gibt Hinweise, dass die Inzidenz von Tachykardien mit zunehmendem Alter steigt.

Ätiologie

Die Ursachen für Tachykardie sind vielfältig und umfassen sowohl kardiale als auch extrakardiale Faktoren.

Kardiale Ursachen

  • Koronare Herzkrankheit (KHK)
    Die KHK ist eine der häufigsten Ursachen für ventrikuläre Tachykardien, insbesondere bei Patienten mit einem Myokardinfarkt (MI) in der Vorgeschichte. Ischämische Herzkrankheiten beeinträchtigen die Sauerstoffversorgung des Herzmuskels, was zu elektrischen Instabilitäten führen kann, die eine Tachykardie auslösen. Narbengewebe, das nach einem Infarkt entsteht, kann als arrhythmogener Fokus fungieren.
  • Myokarditis
    Entzündliche Prozesse im Herzmuskel, wie bei einer Myokarditis, schädigen die Herzmuskelzellen und beeinträchtigen die normale elektrische Leitung. Dies kann sowohl supraventrikuläre als auch ventrikuläre Tachykardien hervorrufen.
  • Kardiomyopathien
    Erkrankungen des Herzmuskels, wie die dilatative oder hypertrophe Kardiomyopathie, sind häufige Auslöser von Tachykardien. Bei dilatativer Kardiomyopathie führt die Überdehnung der Herzwände zu einer elektrischen Instabilität. Bei hypertropher Kardiomyopathie kann eine Verengung der linksventrikulären Ausflusstrakte ebenfalls eine Tachykardie begünstigen. Restriktive Kardiomyopathien, bei denen die Elastizität des Herzmuskels eingeschränkt ist, können zu ähnlichen Problemen führen.
  • Valvuläre Herzerkrankungen
    Herzklappenerkrankungen wie Aortenstenose oder Mitralklappeninsuffizienz verändern die hämodynamischen Bedingungen im Herzen. Eine chronische Überlastung des Herzens kann eine Tachykardie auslösen, um das Herzzeitvolumen aufrechtzuerhalten.
  • Herzinsuffizienz
    Bei Herzinsuffizienz kann das Herz nicht ausreichend Blut pumpen, was zu einer Aktivierung des sympathischen Nervensystems führt. Dies erhöht die Herzfrequenz als Kompensationsmechanismus. In fortgeschrittenen Stadien kann Herzinsuffizienz zu komplexen ventrikulären Tachykardien führen.
  • Angeborene Herzfehler
    Angeborene Herzerkrankungen wie das Wolff-Parkinson-White-Syndrom (WPW) oder das Long-QT-Syndrom sind ebenfalls bedeutende Auslöser für Tachykardien. Beim WPW-Syndrom existieren zusätzliche Leitungsbahnen im Herzen, die kreisende Erregungen (Reentry-Mechanismen) ermöglichen, welche zu supraventrikulären Tachykardien führen.
  • Herzoperationen und Narbengewebe
    Nach Operationen am Herzen, besonders nach Eingriffen wie der Koronararterien-Bypass-Operation (CABG) oder Klappenersatz, kann Narbengewebe die normale Leitung des Herzens stören und so das Risiko für Tachykardien erhöhen.

Extrakardiale Ursachen

  • Hyperthyreose
    Eine Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose) ist eine häufige extrakardiale Ursache für Tachykardie. Die übermäßige Produktion von Schilddrüsenhormonen steigert den Stoffwechsel und führt zu einer Zunahme der Herzfrequenz. Typischerweise sind supraventrikuläre Tachykardien, insbesondere Vorhofflimmern, mit Hyperthyreose assoziiert.
  • Fieber
    Fieber führt zu einem erhöhten Stoffwechsel, und pro Grad Celsius Anstieg der Körpertemperatur erhöht sich die Herzfrequenz um etwa 10 Schläge pro Minute. Dies kann physiologisch sein, wird jedoch bei bestimmten Grunderkrankungen zu einem Risikofaktor für Tachykardien.
  • Elektrolytstörungen
    Störungen im Elektrolythaushalt, insbesondere von Kalium (Hypokaliämie oder Hyperkaliämie), Magnesium (Hypomagnesiämie) oder Kalzium, können das elektrische Potenzial des Herzens verändern und arrhythmogene Effekte haben. Hypokaliämie beispielsweise verlängert die Repolarisationszeit des Herzens, was eine erhöhte Vulnerabilität für Tachykardien, einschließlich polymorpher ventrikulärer Tachykardien (Torsade de pointes), mit sich bringt.
  • Medikamenten- und Drogeninduzierte Tachykardien
    Bestimmte Medikamente und Drogen können Tachykardien verursachen. Hierzu zählen:
    • Digitalispräparate: Bei Überdosierung kann Digitalis (Digoxin) arrhythmogene Effekte auf das Herz haben.
    • Beta-Agonisten (z. B. Salbutamol): Diese Medikamente, die häufig bei Asthma verwendet werden, stimulieren den Sympathikus und können eine erhöhte Herzfrequenz auslösen.
    • Antidepressiva und Antipsychotika: Besonders trizyklische Antidepressiva und einige Antipsychotika (z. B. Clozapin) können über eine QT-Verlängerung ventrikuläre Tachykardien verursachen.
    • Stimulanzien wie Koffein, Kokain und Amphetamine: Diese erhöhen die sympathische Aktivierung und führen zu einer gesteigerten Herzfrequenz. Kokain ist besonders gefährlich, da es durch Vasokonstriktion zu ischämischen Ereignissen und ventrikulären Tachykardien führen kann.
  • Alkoholmissbrauch
    Chronischer oder akuter Alkoholkonsum kann „Holiday Heart Syndrome“ auslösen, bei dem Vorhofflimmern und andere supraventrikuläre Tachykardien durch Alkoholexzesse auftreten.
  • Anämie
    Eine verminderte Sauerstofftragfähigkeit des Blutes, wie bei einer Anämie, führt zu einer kompensatorischen Erhöhung der Herzfrequenz, um das Sauerstoffangebot an die Gewebe zu maximieren.
  • Hypovolämie
    Ein niedriger Blutdruck oder eine reduzierte Blutvolumenkontraktion (z. B. durch starke Blutungen oder Dehydrierung) stimuliert das sympathische Nervensystem und führt zu einer Tachykardie, um das Herzzeitvolumen zu erhalten.
  • Hypoxie
    Sauerstoffmangel im Blut (Hypoxie) aktiviert das sympathische Nervensystem, was eine Tachykardie zur Folge haben kann. Dies tritt häufig bei Atemwegserkrankungen wie chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) oder Lungenembolien auf.
  • Psychogener Stress und Angstzustände
    Psychischer Stress und Angststörungen können durch Aktivierung des sympathischen Nervensystems eine Tachykardie auslösen. Dies ist typischerweise eine physiologische Reaktion, kann jedoch in manchen Fällen pathologisch werden, insbesondere bei Patienten mit vorbestehenden Herzerkrankungen.
  • Schlafapnoe
    Bei obstruktiver Schlafapnoe treten während der Apnoephasen wiederholt Hypoxie-Episoden auf, die Tachykardien begünstigen können. Insbesondere das Risiko für Vorhofflimmern ist bei diesen Patienten erhöht.

Risikofaktoren

Risikofaktoren für Tachykardien umfassen:

  • Alter
    Ältere Menschen haben ein höheres Risiko für ventrikuläre Tachykardien aufgrund einer erhöhten Prävalenz von strukturellen Herzerkrankungen.
  • Familienanamnese
    Genetische Prädispositionen, z. B. für das Long-QT-Syndrom, erhöhen das Risiko.
  • Chronische Erkrankungen
    Diabetes mellitus, Bluthochdruck und chronische Niereninsuffizienz können Tachykardien begünstigen.
  • Lebensstilfaktoren
    Rauchen, Alkoholmissbrauch und der Konsum von Koffein oder Drogen wie Kokain erhöhen das Risiko.

Klassifaktion

Tachykardien werden in verschiedene Kategorien eingeteilt, je nach dem Ursprungsort der abnormen Herzfrequenz und dem zugrunde liegenden Mechanismus. Diese Klassifikationen sind klinisch wichtig, da sie die Diagnostik und Therapie erheblich beeinflussen. Die gängigste Einteilung erfolgt nach dem Ort der Entstehung in supraventrikuläre Tachykardien (SVT) und ventrikuläre Tachykardien (VT).

  • Supraventrikuläre Tachykardien (SVT)
    Supraventrikuläre Tachykardien entstehen oberhalb des His-Bündels, also in den Vorhöfen, im AV-Knoten oder in akzessorischen Leitungsbahnen. Sie sind in der Regel gutartig, können aber erhebliche Symptome verursachen.
  • Vorhofflimmern (Atrial Fibrillation, AFib)
    Vorhofflimmern ist die häufigste Form der SVT. Es handelt sich um eine chaotische und unkoordinierte elektrische Aktivität in den Vorhöfen, was zu einer unregelmäßigen und meist beschleunigten Ventrikelfrequenz führt. AFib ist mit einem erhöhten Risiko für Schlaganfälle und Herzinsuffizienz verbunden.
  • Vorhofflattern (Atrial Flutter)
    Vorhofflattern ist eine weitere Form der SVT, die durch regelmäßige und schnelle Vorhofaktivitäten mit einer typischen Frequenz von etwa 250 bis 350 Schlägen pro Minute gekennzeichnet ist. Es entsteht oft aufgrund einer Reentry-Schleife im rechten Vorhof und kann paroxysmal oder chronisch auftreten.
  • AV-Knoten-Reentry-Tachykardie (AVNRT)
    Dies ist die häufigste Form der paroxysmalen SVT und tritt auf, wenn eine kreisende Erregung im AV-Knoten entsteht. Sie ist typischerweise durch einen plötzlichen Beginn und ein abruptes Ende gekennzeichnet. Die Herzfrequenz liegt meist zwischen 140 und 250 bpm.
  • AV-Reentry-Tachykardie (AVRT)
    Diese Form der Tachykardie ist mit akzessorischen Leitungsbahnen verbunden, die eine kreisende Erregung zwischen den Vorhöfen und den Ventrikeln ermöglichen. Ein bekanntes Beispiel ist das Wolff-Parkinson-White-Syndrom (WPW), bei dem eine zusätzliche Leitungsbahn, das Kent-Bündel, vorhanden ist. Dies kann zu gefährlich hohen Herzfrequenzen führen, insbesondere wenn Vorhofflimmern vorliegt.
  • Ektopische atriale Tachykardie
    Hierbei handelt es sich um eine regelmäßige, aber abnormale elektrische Aktivität, die von einem ektopen Fokus im Vorhof ausgeht, außerhalb des Sinusknotens. Diese Tachykardie ist meist langsamer als andere SVTs, aber beständig und kann zu Herzinsuffizienz führen, wenn sie unbehandelt bleibt.
  • Multifokale atriale Tachykardie (MAT)
    MAT ist durch das Vorliegen mehrerer ektoper Foki im Vorhof gekennzeichnet, was zu einer unregelmäßigen und oft schnellen Herzfrequenz führt. Sie tritt häufig bei Patienten mit Lungenerkrankungen wie COPD auf und ist durch variierende P-Wellen im EKG zu erkennen.

Ventrikuläre Tachykardien (VT)

Ventrikuläre Tachykardien entstehen unterhalb des His-Bündels in den Ventrikeln. Diese Formen der Tachykardie sind tendenziell gefährlicher als SVTs, da sie mit einem erhöhten Risiko für einen plötzlichen Herztod verbunden sind.

  • Monomorphe ventrikuläre Tachykardie
    Dies ist die häufigste Form der ventrikulären Tachykardie und wird durch eine regelmäßige, wiederholte elektrische Aktivität von einem einzigen Fokus im Ventrikel verursacht. Diese Tachykardie tritt häufig bei Patienten mit strukturellen Herzerkrankungen, insbesondere nach einem Myokardinfarkt, auf. Sie kann sowohl anfallsartig als auch anhaltend sein.
  • Polymorphe ventrikuläre Tachykardie
    Im Gegensatz zur monomorphen VT zeigt die polymorphe VT wechselnde QRS-Komplexe im EKG, was auf multiple arrhythmogene Foki hinweist. Diese Form tritt typischerweise bei akuten ischämischen Ereignissen oder Elektrolytstörungen auf. Ein bekanntes Beispiel ist Torsade de pointes, eine spezielle Form der polymorphen VT, die bei einer verlängerten QT-Zeit auftritt und potenziell tödlich ist.
  • Ventrikuläre Fibrillation (VFib)
    Dies ist die schwerwiegendste Form der ventrikulären Arrhythmien und zeichnet sich durch ein chaotisches, hochfrequentes Flimmern der Ventrikel aus, das eine effektive Herzaktion verhindert. VFib führt rasch zu einem Kreislaufstillstand und ist ohne sofortige Behandlung (z. B. Defibrillation) tödlich.
  • Idiopathische ventrikuläre Tachykardien
    Diese Form der VT tritt bei Patienten ohne nachweisbare strukturelle Herzerkrankungen auf. Sie ist in der Regel monomorph und hat eine günstigere Prognose. Ein typisches Beispiel ist die Faszikuläre VT, die von der linken oder rechten Faszikel des ventrikulären Leitungssystems ausgeht.

Spezielle Tachykardien

  • Sinustachykardie
  • Die Sinustachykardie ist eine Form der Tachykardie, die von einer erhöhten Aktivität des Sinusknotens ausgeht. Diese Form ist häufig physiologisch, z. B. als Reaktion auf körperliche Aktivität, Stress, Fieber oder Schmerzen. Pathologische Formen der Sinustachykardie können durch Zustände wie Hyperthyreose, Anämie oder Herzinsuffizienz ausgelöst werden.
  • Torsade de pointes (TdP)
    Torsade de pointes ist eine spezielle Form der polymorphen VT, die bei einer verlängerten QT-Zeit auftritt. Sie ist durch wechselnde, „spindelförmige“ QRS-Komplexe im EKG gekennzeichnet. TdP wird häufig durch Elektrolytstörungen (z. B. Hypokaliämie, Hypomagnesiämie), Medikamente (z. B. Antiarrhythmika der Klasse III) oder angeborene Long-QT-Syndrome ausgelöst. TdP ist lebensbedrohlich und kann schnell in VFib übergehen.
  • Inappropriate Sinustachykardie
    Bei dieser seltenen Form handelt es sich um eine unangemessen erhöhte Herzfrequenz, die ohne klaren physiologischen Grund auftritt. Sie ist oft idiopathisch und kann schwer zu behandeln sein.
  • Posturales orthostatisches Tachykardiesyndrom (POTS)
    POTS ist eine Form der orthostatischen Intoleranz, bei der sich die Herzfrequenz beim Aufstehen stark erhöht (um mehr als 30 bpm), während der Blutdruck relativ stabil bleibt. Es betrifft vor allem jüngere Frauen und wird oft mit autonomen Funktionsstörungen in Verbindung gebracht.

Symptome und Klinik

Die klinische Präsentation einer Tachykardie hängt von der Art der Tachykardie, ihrer Ursache, der Dauer der Arrhythmie und dem zugrunde liegenden Gesundheitszustand des Patienten ab. Die Symptome können von asymptomatischen Fällen bis hin zu lebensbedrohlichen Zuständen reichen. Tachykardien führen oft zu einer verminderten Herzleistung, da das Herz bei hohen Frequenzen nicht ausreichend Zeit hat, sich zwischen den Schlägen mit Blut zu füllen. Dies kann zu einer verminderten Gewebeperfusion und letztlich zu Herzinsuffizienz führen.

Allgemeine Symptome

  • Palpitationen (Herzklopfen)
    Dies ist das häufigste Symptom einer Tachykardie. Patienten beschreiben das Gefühl, als ob das Herz „rasen“ oder „hämmern“ würde. Es kann plötzlich auftreten und bei paroxysmalen Tachykardien auch ebenso abrupt wieder verschwinden. Die Herzfrequenz kann dabei stark erhöht sein, was zu einem unangenehmen Gefühl im Brustkorb führt.
  • Schwindel und Benommenheit
    Eine verringerte Herzfüllung bei hohen Herzfrequenzen führt oft zu einer verminderten Durchblutung des Gehirns, was Schwindel und Benommenheit auslöst. Dies ist besonders häufig bei ventrikulären Tachykardien der Fall, die eine reduzierte Herzleistung verursachen.
  • Synkopen (Ohnmacht)
    Synkopen treten auf, wenn das Herz nicht genug Blut pumpt, um das Gehirn mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen. Dies kann bei ventrikulären Tachykardien vorkommen, aber auch bei instabilen supraventrikulären Tachykardien, die das Herzzeitvolumen stark beeinträchtigen.
  • Dyspnoe (Atemnot)
    Atemnot tritt häufig auf, wenn das Herz nicht in der Lage ist, das Blut effizient zu pumpen, was zu einer Stauung in den Lungen und einer verminderten Sauerstoffversorgung des Körpers führt. Patienten mit Tachykardie klagen oft über Atemnot, besonders bei körperlicher Anstrengung.
  • Brustschmerzen (Angina pectoris)
    Besonders bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit oder eingeschränkter Herzfunktion können Tachykardien eine Ischämie (Sauerstoffmangel) des Herzmuskels verursachen. Dies äußert sich durch Engegefühl oder Schmerzen in der Brust, die sich bei körperlicher Aktivität oder emotionalem Stress verschlimmern.
  • Angst und Nervosität
    Viele Patienten, die unter einer plötzlichen Tachykardie leiden, berichten von starker Nervosität oder Panik. Diese psychische Reaktion wird durch das unangenehme Gefühl des Herzrasens und die plötzliche Veränderung der Herzfrequenz ausgelöst.
  • Schwäche und Müdigkeit
    Eine länger anhaltende Tachykardie führt oft zu einer allgemeinen Schwäche und Erschöpfung, da das Herz ständig auf Hochtouren arbeitet. Besonders bei chronischen Formen wie Vorhofflimmern kann dies die Lebensqualität der Patienten erheblich beeinträchtigen.
  • Hypotonie (niedriger Blutdruck)
    Ein stark erhöhter Herzschlag kann das Herzzeitvolumen verringern, was zu einem Blutdruckabfall führt. Dies tritt häufig bei ventrikulären Tachykardien auf und kann zu Schwindel, Ohnmacht und Kreislaufkollaps führen.

Spezifische Symptome je nach Art der Tachykardie

  • Supraventrikuläre Tachykardien (SVT)
    SVTs führen oft zu plötzlichem Herzrasen (150–250 Schläge pro Minute), das abrupt beginnt und endet. Typische Symptome sind:
    • Palpitationen (Wahrnehmung der Herzaktivität)
    • Schwindel
    • Dyspnoe
    • Schwächegefühl
    • Brustschmerzen
    • Angstzustände
  • Vorhofflimmern
    Vorhofflimmern ist häufig asymptomatisch, aber viele Patienten klagen über:
    • Unregelmäßigen und schnellen Puls
    • Dyspnoe
    • Müdigkeit und Leistungsabfall
    • Brustschmerzen (bei koronarer Herzkrankheit)
    • Chronisches Vorhofflimmern kann zu einer erheblichen Belastung der Herzfunktion führen, was sich in allgemeiner Schwäche und verminderter körperlicher Leistungsfähigkeit äußert.
  • Ventrikuläre Tachykardien (VT)
    VTs sind oft mit schwerwiegenderen Symptomen verbunden, da sie die Pumpfunktion des Herzens stark beeinträchtigen können. Symptome umfassen:
    • Starke Palpitationen
    • Schwindel und Benommenheit
    • Synkopen
    • Brustschmerzen
    • Hypotonie Monomorphe VTs treten häufig bei Patienten mit strukturellen Herzerkrankungen wie nach einem Herzinfarkt auf und können zu lebensbedrohlichen Zuständen wie Kammerflimmern führen.
  • Torsade de pointes (TdP)
    Diese spezielle Form der ventrikulären Tachykardie führt oft zu wiederholten Synkopen und kann schnell zu einem Kreislaufstillstand führen. Sie ist eine potenziell lebensbedrohliche Arrhythmie, die durch Elektrolytstörungen oder eine verlängerte QT-Zeit ausgelöst wird.
  • Posturales orthostatisches Tachykardiesyndrom (POTS)
    POTS tritt auf, wenn die Herzfrequenz beim Aufstehen plötzlich stark ansteigt. Die häufigsten Symptome sind:
    • Herzrasen bei Positionswechsel
    • Schwindel
    • Schwäche
    • Kopfschmerzen
    • Konzentrationsprobleme Diese Symptome verbessern sich oft, wenn der Patient liegt.

Schweregrade der Symptome

Die Schwere der Symptome kann stark variieren und wird in zwei Kategorien eingeteilt:

  • Hämodynamisch stabile Tachykardie
    Der Blutdruck bleibt weitgehend stabil, und die Symptome sind mild bis moderat. Patienten können unter Herzklopfen, Schwindel und Atemnot leiden, ohne dass ein akuter Notfall vorliegt.
  • Hämodynamisch instabile Tachykardie:
    In diesen Fällen kommt es zu einem signifikanten Abfall des Blutdrucks, was zu einer verminderten Durchblutung lebenswichtiger Organe führt. Typische Symptome sind:
    • Starke Hypotonie
    • Schwere Atemnot
    • Synkopen oder präsynkopale Zustände
    • Bewusstlosigkeit und Kreislaufstillstand (z. B. bei Kammerflimmern)

Diagnostik

Die Diagnose einer Tachykardie erfolgt durch eine Kombination aus Anamnese, körperlicher Untersuchung und technischen Untersuchungen.

Anamnese und körperliche Untersuchung:

  • Anamnese
    Eine Anamnese zur detaillierten Erhebung der Symptome (z. B. Dauer, Auslöser, begleitende Symptome) und eine Medikamentenanamnese sind entscheidend.
  • Körperliche Untersuchung
    Untersuchung auf Zeichen von Herzinsuffizienz, Kreislaufkollaps oder anderen kardialen Pathologien.

Apparative Diagnostik

  • Elektrokardiogramm (EKG)
    Das wichtigste diagnostische Mittel zur Differenzierung von Tachykardien.
    • Langzeit-EKG (Holter-Monitoring): Nützlich zur Erkennung intermittierender Arrhythmien.
  • Echokardiographie
    Beurteilung der Herzfunktion und Ausschluss struktureller Erkrankungen.
  • Bluttests
    Untersuchung von Elektrolyten, Schilddrüsenhormonen und Entzündungsparametern.
  • Elektrophysiologische Untersuchung (EPS)
    Bei unklarer Diagnose oder Therapieplanung eine invasive Methode zur Kartierung der elektrischen Erregungsbahnen des Herzens.
  • Herzkatheteruntersuchung
    Zum Ausschluss oder zur Bestätigung einer koronaren Herzkrankheit.

Therapie

Die Therapie der Tachykardie hängt von der zugrunde liegenden Ursache, dem Schweregrad der Symptome und der Art der Tachykardie ab.

Nicht-medikamentöse Therapien

  • Vagale Manöver
    Stimulation des Vagusnervs kann bei SVT-Patienten zur Normalisierung der Herzfrequenz führen.
  • Kardioversion
    Elektrische Kardioversion wird bei hämodynamisch instabilen Patienten mit ventrikulären Tachykardien eingesetzt.
  • Katheterablation
    Eine gezielte Verödung arrhythmogener Herdbereiche bei therapierefraktären oder wiederkehrenden SVT oder VT.

Medikamentöse Therapie

  • Beta-Blocker
    Hemmung der adrenergen Stimulation des Herzens (z. B. Metoprolol).
  • Calciumkanalblocker
    Verlangsamen die atrioventrikuläre Überleitung (z. B. Verapamil).
  • Antiarrhythmika
    Klasse-I- und Klasse-III-Antiarrhythmika wie Amiodaron können bei ventrikulären Tachykardien eingesetzt werden.
  • Antikoagulation
    Bei Vorhofflimmern zur Prävention von Thromboembolien, z. B. mit Warfarin oder NOAKs.

Komplikationen

  • Herzinsuffizienz
    Eine verlängerte Tachykardie kann zur Erschöpfung des Myokards und Herzinsuffizienz führen. Insbesondere bei ventrikulären Tachykardien kann eine beeinträchtigte Füllung des Herzens zu einer reduzierten Herzleistung und Herzinsuffizienz führen.
  • Thromboembolische Ereignisse
    Bei Vorhofflimmern besteht aufgrund der unkoordinierten Vorhofkontraktionen ein erhöhtes Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln, die Schlaganfälle verursachen können.
  • Plötzlicher Herztod
    Dies ist eine gefürchtete Komplikation, besonders bei ventrikulären Tachykardien. Es kann zu Kammerflimmern und einem Kreislaufstillstand kommen.
  • Synkopen
    Vorübergehender Bewusstseinsverlust, der durch einen plötzlichen Abfall des Herzzeitvolumens verursacht wird, kann zu Verletzungen führen.
  • Kardiomyopathie
    Länger anhaltende Tachykardien, insbesondere Tachykardie-induzierte Kardiomyopathien, führen zu strukturellen Veränderungen im Herzen.

Prävention

Die Prävention von Tachykardien umfasst sowohl nicht-medikamentöse als auch medikamentöse Ansätze. Eine gesunde Lebensweise, die den Verzicht auf Risikofaktoren wie Rauchen, Alkoholmissbrauch und Drogenkonsum einschließt, ist entscheidend. Regelmäßige körperliche Aktivität und eine ausgewogene Ernährung tragen zur Herzgesundheit bei und können das Risiko für Herzrhythmusstörungen senken.

Die Behandlung zugrunde liegender kardiovaskulärer Erkrankungen, wie z. B. Bluthochdruck, Koronare Herzkrankheit oder Herzinsuffizienz, spielt ebenfalls eine zentrale Rolle in der Prävention. Medikamente wie Beta-Blocker und Calciumkanalblocker können prophylaktisch zur Senkung der Herzfrequenz eingesetzt werden, insbesondere bei Patienten mit bekannten Arrhythmien oder strukturellen Herzerkrankungen.

Für Patienten mit hohem Risiko für schwere Arrhythmien, wie z. B. Patienten mit einer dilatativen Kardiomyopathie oder nach einem Herzinfarkt, kann ein implantierbarer Kardioverter-Defibrillator (ICD) das Risiko eines plötzlichen Herztodes signifikant senken.

ICD-Klassifikation

Die Tachykardie wird in der ICD-10-Klassifikation unter mehreren Codes geführt, je nach spezifischem Typ und zugrundeliegender Ursache der Tachykardie.

  • I47.1: Supraventrikuläre Tachykardie
    Dieser Code umfasst verschiedene Formen von supraventrikulären Tachykardien, einschließlich der AV-Knoten-Reentry-Tachykardie (AVNRT) und der atrioventrikulären Reentry-Tachykardie (AVRT).
  • I47.2: Ventrikuläre Tachykardie
    Dies ist der ICD-10-Code für ventrikuläre Tachykardie, die oft mit einer schweren kardiovaskulären Erkrankung wie einer ischämischen Kardiomyopathie in Verbindung steht.
  • I47.9: Paroxysmale Tachykardie, nicht näher bezeichnet
    Dies ist der allgemeine Code für Tachykardien, wenn die genaue Ursache oder Art nicht näher bestimmt ist.
  • I48.0: Vorhofflimmern
    Diese Codes werden verwendet, wenn die Tachykardie durch Vorhofflimmern verursacht wird, was eine häufige Form der supraventrikulären Tachykardie ist.
  • I48.1: Vorhofflattern
    Diese Codes werden verwendet, wenn die Tachykardie durch Vorhofflattern verursacht wird, was ebenfalls eine häufige Form der supraventrikulären Tachykardie ist.
  • R00.0: Tachykardie, nicht näher bezeichnet
    Dieser Code wird verwendet, wenn die Tachykardie als Symptom angegeben ist, aber keine spezifische Diagnose (wie ventrikuläre oder supraventrikuläre Tachykardie) vorliegt. Sinustachykardien gehören oft in diese Kategorie.
  • E05.9: Hyperthyreose, nicht näher bezeichnet, oft mit Tachykardie assoziiert
    Wenn die Tachykardie auf eine Hyperthyreose zurückzuführen ist, wird dieser Code verwendet, wobei die zugrunde liegende Hyperthyreose als Ursache spezifiziert wird.

Zusammenfassung

Tachykardie ist eine Herzrhythmusstörung, die durch eine erhöhte Herzfrequenz definiert ist. Sie kann viele verschiedene Ursachen haben, darunter kardiale und extrakardiale Faktoren wie Koronare Herzkrankheit, Herzinsuffizienz, Hyperthyreose und Elektrolytstörungen. Die Diagnose basiert auf einer umfassenden klinischen Bewertung und instrumentellen Untersuchungen, wobei das EKG eine zentrale Rolle spielt.

Es gibt verschiedene Formen von Tachykardien, die nach ihrem Ursprungsort (supraventrikulär oder ventrikulär) klassifiziert werden. Supraventrikuläre Tachykardien sind häufiger, während ventrikuläre Tachykardien potenziell lebensbedrohlich sein können. Die Behandlung umfasst sowohl medikamentöse als auch nicht-medikamentöse Ansätze, je nach Art der Tachykardie und Schwere der Symptome.

Komplikationen wie Herzinsuffizienz, Thromboembolien und plötzlicher Herztod machen eine frühzeitige Diagnose und Behandlung entscheidend. Präventive Maßnahmen und die Kontrolle von Risikofaktoren sind entscheidend, um das Auftreten und die Wiederkehr von Tachykardien zu verhindern. Die Prognose hängt stark von der zugrunde liegenden Ursache, der Art der Tachykardie und der raschen Einleitung einer adäquaten Therapie ab.

Bei diesem Artikel handelt es sich um ein Gesundheitsthema. Er dient weder der Selbstdiagnose noch ersetzt er eine Diagnose durch einen Arzt. Bitte zusätzlich den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten!

Quellen

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  • American Heart Association (2021). Arrhythmias and Heart Rhythm Disorders. Verfügbar unter: https://www.heart.org/en/health-topics/arrhythmia [Zugriff am 9. September 2024].
  • Chugh, S.S., Roth, G.A., Gillum, R.F., und Mensah, G.A. (2014). Global burden of atrial fibrillation in developed and developing nations. Global Heart, 9(1), 113-119.
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  • Zipes, D.P., Camm, A.J., Borggrefe, M., und Buxton, A.E. (2018). Cardiac Electrophysiology: From Cell to Bedside. 7. Auflage. Philadelphia: Elsevier.

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